Müggelheims Zug in die Welt

Die Postkarte feiert in diesem Jahr ihren 150. Geburtstag

Von Simone Jacobius

REPROS: JACOBIUS (2)

Müggelheim noch spärlich besiedelt auf dieser Luftaufnahme von 1938. Hinter dem Dorfanger war noch fast alles frei. Auf der rechten Karte von 1962 ist die Kita „Bienenhaus” zu erkennen. Die 1926 erbaute Feuerwache ist auf beiden Karten gut zu sehen.

Nur noch selten verirren sie sich in unsere Briefkästen: Postkarten. Zu oft werden sie von Whats-App-Grüßen oder Facebook-Bildern abgelöst. Aber wenn uns doch mal eine dieser kleinen bunten Karten mit wunderschönen Naturaufnahmen aus anderen Ländern, Strandbildern oder ähnlichem erreicht, ist die Freude meist groß. In diesem Jahr feierte die Postkarte ihren 150. Geburtstag, was das Museum für Kommunikation mit einer Ausstellung würdigt.
Der Generalpostmeister Heinrich von Stephan wollte mit der Erfindung der Postkarte 1869 den Bedarf an schneller, kostengünstiger Kommunikation decken. Die erste Postkarte überhaupt wurde allerdings in Österreich ausgeliefert, Berlin zog erst ein Jahr später nach. Skeptiker hatten Sorge, da ja jeder den Text auf der Karte lesen könnte und die Menschen zu Faulpelzen würden und keine Briefe mehr schrieben. Porto kostet damals übrigens fünf Pfennige, statt zehn wie für einen Brief. Heute muss man 60 Cent darauf kleben, für einen Standardbrief 80 Cent.
Die Empfänger der Postkarten waren damals oft so stolz auf diesen Gruß, dass sie ihn auch auf der Anrichte ausstellten. Auch heute werden die Karten oft eine Zeitlang gewürdigt und aufgehoben. Kurios wurde es Anfang der 20. Jahre mit den Liebespostkarten. Während das Motiv recht aussagekräftig war, war der Text dafür rücksichtsvoller formuliert – schließlich sollte der Briefträger ja nicht rot werden. Solche Postkarten liegen uns jetzt zwar nicht vor, aber die älteste Postkarte mit Müggelheim-Motiv ist auch aus den 20er-Jahren. Der schwarz-weiße Postkarten-Gruß zeigt das Sportshaus zur Großen Krampe und wurde am 15.8.1927 geschrieben – leider in Sütterlin.
Fast 30 Jahr später heißt es auf einer anderen Karte: „Liebe Mutti, viele Grüsse aus Rübezahl senden dir Lenhard und Willi. Es beginnt jetzt der gewaltige Aufstieg in den Bergen.“ Die Karte wurde 1955 innerhalb Berlins verschickt.

Aus alten Zeitungen

Im Berliner Lokal-Anzeiger vom 5.11.1935 fanden wir folgenden Artikel:
„Razzia bei Müggelheim: 3 Einbrecher ertappt
Der mißglückte Raubüberfall auf den Autobus auf der Müggelheimer Chaussee hat zu einer umfassenden Polizeiaktion geführt. Im Verlauf der Fahndung wurden im Forst bei Müggelheim drei verdächtige Männer festgenommen, die dort mit einem vollgepackten Koffer und mehreren gefüllten Säcken auf einer Bank saßen. Mit Recht vermutete man, daß der Inhalt des Koffers und der Säcke – 12 Flaschen Wein, 9 Büchsen eingemachte Früchte, viele Pfund Schmalz, Butter, Margarine und Konserven – aus einem Einbruch herrühren müßten. Das Trio, ein 29jähriger Robert Lehmann und seine beiden Spießgesellen, wurden festgenommen. Nach anfänglichem Leugnen gestanden sie, in Müggelheim in einem Gehöft einen Einbruch verübt zu haben.“

AG Heimatmuseum