„Zu spät, zu klein, zu teuer”
Flughafenplaner Faulenberg da Costa hat einen Beitrag über den BER im Neuen Deutschland veröffentlicht
Zwar ist es, trotz aller Beteuerungen, noch ungewiss, ob der BER im Oktober 2020 eröffnen wird. Doch Flughafenberater und Architekt Dieter Faulenberg da Costa geht jetzt schon davon aus, dass der neue Flughafen einen dreifachen Tod sterben wird: baulich, finanziell und operativ. Das hat er in einem Gastbeitrag im Neuen Deutschland am 18. Mai geschrieben. Eine weitere Piste wolle niemand, doch sie sei unausweichlich, wenn ein neuer Standort oder ein Flughafensystem abgelehnt würden, heißt es darin.
Nachdem er die hahnebüchene Entstehungsgeschichte des künftigen Berliner Zentralflughafens aufgerollt hat, stellt er eine Besonderheit heraus: „Mit dem Neubau BER wird die Kapazität der Berliner Flughäfen reduziert. Von sechs Pisten wurden zwei. Aus 246 Check-in-Countern werden 96, aus 26 Gepäckausgabebändern werden acht. Aus 188 Abstellpositionen werden 86.” Außerdem können statt der bisherigen 35 Millionen Passagierabfertigungen nun nur noch 27 abgefertigt werden.
Da Costa geht davon aus, dass spätestens 2009 die Kontrolle über die Baustelle verloren ging. 2012 war es gerademal zu 57 Prozent fertiggestellt, schreibt er. „In dieser Situation bot sich die nicht fertiggestellte Entrauchungsanlage als Menetekel an. Die fehlende Sicherheit der Passagiere gab der Notwendigkeit, die für Juni 2012 angesetzte pompöse Inbetriebnahme abzublasen, die Glaubwürdigkeit, diente aber gleichzeitig dazu, Nebelkerzen zu werfen, um die noch größeren Probleme zu verstecken“, schreibt Faulenberg da Costa im Neuen Deutschland.
Er gibt die Schuld am BER-Versagen nicht den Bau- und Planungsvorschriften, sondern den Protagonisten. Denn bei einer immerwährenden Baugenehmigung, wie sie der BER hat, ändern sich Bauvorschriften nicht. „Das sich Bauvorschriften am BER trotzdem geändert haben, hat sich die Flughafengesellschaft mit den fünf später gestellten zusätzlichen Bauanträgen selbst zuzuschreiben.”
Faulenberg da Costa bringt den BER auf einen kurzen Nenner: „Zu spät, zu klein, zu teuer”. Er geht allerdings davon aus, dass die Region ab 2035 dennoch die Chance hätte, ein deutsches Luftdrehkreuz zu werden – nur nicht in Schönefeld. „Bis 2025 wird der Flughafen BER mehr als 410.000 jährliche Flugbewegungen und fast 50 Millionen Passagiere aufweisen. Bis 2030 kann eine Zunahme auf über 500.000 Flugbewegungen und mehr als 60 Millionen Passagiere erwartet werden. Um diese Verkehrsmenge abzufertigen, müsste bis 2025 eine dritte Piste in Betrieb gehen. Das will in Berlin und Brandenburg aber niemand und wäre am Standort Schönefeld auch unverantwortlich”, heißt es in dem Beitrag, und weiter: „Die neuen Turbulenzen um die Eröffnung des BER sollten Anlass sein, über Flughafenalternativen nachzudenken. Alternativen, die nicht ständig an den operativen Grenzen betrieben werden. Es ist Zeit, die Zukunft des Luftverkehrs neu zu definieren und ihr wieder Perspektiven zu geben.” Faulenberg da Costa bezeichnet den 2017 verabschiedeten Masterplan BER 2040 als einen mit städtebaulichen Adjektiven überladenen Gestaltungsplan für eine Plaza am BER, an dem zufällig auch noch ein Flughafen hängt.” Er würde nicht dazu beitragen, Probleme zu lösen und auch nicht, den Komfort der Passagiere zu erhöhen, die nach wie vor unendlich lange Wege in Kauf nehmen müssten.
Auszüge aus dem Neuen Deutschland,
zusammengestellt von Simone Jacobius