Müggelheim trifft sich in Mitte

Die große Gala des Ballettstudios war ein großer Erfolg

Von Simone Jacobius

JACOBIUS (3)

Bei den etwas älteren Kindern war die Erfahrung bereits zu sehen. Zum Finale trafen sich noch einmal alle auf der Bühne.

Es gibt Momente im Leben, die brennen sich ins Gedächtnis ein– vielleicht auch deshalb, weil sie hundertfach gefilmt und fotografiert werden und somit jederzeit wieder abrufbar sind. So ein Moment im Leben ist sicherlich auch die große Gala der Ballettschule Brigitte Bätz gewesen. Etwa 100 Darsteller zwischen fünf und 85 Jahren zeigten, was sie im Laufe des Jahres in der Ballettschule gelernt hatten. Und das war nicht nur klassisches Ballett, auch Bauchtanz und Hiphop begeisterten die Zuschauer im ausverkauften großen Saal des Russischen Hauses für Kultur und Wissenschaft an der Friedrichstraße. Es schien, als hätte sich halb Müggelheim jetzt in Mitte versammelt.
Rbb-Moderatorin Madeleine Wehle führte charmant und kurzweilig durch den festlichen Abend. Auch die Weiter-
existenz des Ballettstudios sprach sie an. „Wir sind glücklich, dass es eine Lösung gegeben hat und wir am alten Standort bleiben können”, erklärte die Besitzerin des Studios, Brigitte Bätz, dazu.
Für wahre Begeisterungsstürme sorgte der gerademal acht Jahre alte Fabrice Kasten, der eine Solonummer als Double von Michael Jackson hinlegte. Mit Glitzerjacket und Hut sah der Knirps aus wie eine Miniaturausgabe des großen Stars. Bereits mit drei Jahren fing er an zu Tanzen. „Er hat wohl gedacht, wieso denn laufen lernen, tanzen ist doch viel cooler“, schmunzelt die Moderatorin. Und die Antwort des Jungen, wieso er so gerne tanzt, kam sehr erwachsen rüber: „Weil man damit so toll seine Gefühle zeigen kann”. Sprach's und machte noch eine Extrarunde Moonwalk.
Unter den vielen Kindern, die teilweise erst in diesem Jahr mit Tanzen angefangen haben, wurden die Jüngste und die Älteste besonders hervorgehoben. So ist die Jüngste am Vortag der Gala gerade erst fünf geworden und bekam von Madeleine Wehle ein kleines Einhorn überreicht. Nach anfänglicher Scheu wurde das Geschenk mit einem strahlenden Gesicht quittiert. Ruth Buchholz ist dagegen mit ihren 85 Jahren die älteste Ballettschülerin. Mit einem Kostüm aus den 20ern legte sie gemeinsam mit sechs anderen gestandenen Frauen nach der Musik „Shot him down” eine kesse Sohle aufs Parkett. Die „Ballettis” waren nicht nur aufgrund ihrer bunten, glitzernden Kostüme eine Augenweide, was von den Zuschauern auch mit wahren Begeisterungsstürmen belohnt wurde. „Können Sie sich vorstellen, das Ruthchen gesagt hat, dies sei ihr letzter öffentlicher Auftritt? Ich glaube das noch nicht”, sagt Madeleine Wehle über Ruth Buchholz.Übrigens tanzt die Urenkelin von Ruth Buchholz auch im Ballettstudio, bei den Hiphoppern.
Dass bei dieser Gala alle an einem Strang ziehen, wurde auch dadurch deutlich, dass nicht nur die Schüler auftraten. So tanzte die Mutter einer kleinen Tänzerin ein Solo: Jacqueline Schneider-Baar zeigte bei einem professionellen Bauchtanz, welche Muskelpartien der Körper eigentlich besitzt und wie gewandt man sie bewegen kann. Eine Augenweide, nicht nur für Männer.
Und auch die Trainer waren mit von der Partie. Alexis Borerro zeigte mit seiner Partnerin Cinkl, wie dramatisch moderner Tanz sein kann. Der gebürtige Kubaner hat in seinem Heimatland Tanz studiert, bevor er nach Berlin kam. Und auch drei angehende Profis waren dabei: Eleni Iseki, Matheus Barboza de Jesus und Jinnosuke Tanaka von der Staatlichen Ballettschule Berlin zeigten unter anderem den Pas de Trois. Sie stehen kurz vor ihrem Abschluss und zeigten Ausschnitte ihrer eigenen Abschlussgala.
Übrigens sind die Kostüme von Brigitte Bätz alle selbst finanziert worden – und auch die Ideen dafür hat sie gehabt. Das ist nur durch die Eintrittsgelder der zahlreichen Müggelheimer möglich gewesen. „Jedes Jahr ist so eine Gala nicht möglich. Die letzte war vor zwei Jahren zu unserem zehnjährigen Bestehen. Mal sehen, ob wir in zwei Jahren wieder eine organisieren. Auch wenn es sehr anstrengend war, hat es doch Spaß gemacht”, sagt die Studio-Besitzerin. Das Oberthema war übrigens Lights, Lichter, und zog sich in Form von Glühwürmchen, leuchtenden Regenschirmen oder „leuchtenden” Musiktiteln durchs gesamte Programm.
Zu guter Letzt dankt Brigitte Bätz noch allen, die sie im vergangenen Jahr und bei der Gala unterstützt haben und wünscht allen Unterstützern und Mitstreitern ein glückliches und gesundes neues Jahr!

Alexis Borerro und Brigitte Bätz beim Finale auf der Bühne.