Den Freiwilligen Feuerwehren in Köpenick reicht es

In einem offenen Brief fordern sie konstruktive Lösungen für neue Wachen – und drohen anderenfalls mit Konsequenzen

Von Simone Jacobius

Seit mehr als drei Jahren kämpft die Freiwillige Feuerwehr Müggelheim bereits um eine größere und modernere neue Wache. Und damit steht sie nicht alleine da. Auch Schmöckwitz und Wilhelmshagen klagen über schleppende Baugenehmigungsverfahren. Jetzt haben sie einen Offenen Brief an Bezirksbürgermeister Oliver Igel, Innensenator Andreas Geisel und Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher geschrieben.
Trotz stetig steigender Einsatzzahlen (der konstant wachsenden Stadt geschuldet) und stärkerer Belastung der ehrenamtlich tätigen Kameraden sei die Infrastruktur nicht mitgewachsen, heißt es darin. Zum Teil, wie in Schmöckwitz und Wilhelms-
hagen, seien die Wachen noch auf Pferdekutschen ausgelegt und den Leistungen einer modernen Feuerwehr, die neben Brandbekämpfung, Erster-Hilfe und technischer Hilfeleistung auch noch den Katastrophenschutz gewährleisten solle. Ab 7. März werde der Katastrophenschutz außer Kraft gehen, falls bis dahin keine konstruktiven Ergebnisse vorlägen, heißt es in dem Brief. „Wir hoffen, dass es nicht so weit kommen muss. Das wäre letztlich zulasten der Unschuldigen. Aber wir müssen Druck ausüben, damit endlich etwas passiert“, begründet Wehrleiter Sören Vieth den Schritt. Er kann es nicht fassen, dass immer wieder neue Einwände vorgebracht werden und die Ämter der Feuerwehr jetzt schon vorschlagen, kleinere Gebäude und kleinere Fahrzeuge anzuschaffen. „Die Mitarbeiter in den Ämtern sehen nicht, dass wir für die Sicherheit der Menschen da sind. Wir wissen, was wir benötigen. Wenn wir als Freiwillige Feuerwehren in Köpenick den Dienst quittieren, würde das die Berufsfeuerwehr in Köpenick alles gar nicht mehr schaffen“, sagt Vieth.
Der Offene Brief in Auszügen. In ganzer Länge können Sie ihn auf der Homepage der Freiwilligen Feuerwehr Müggelheim lesen:
„Sehr geehrter Herr Bezirksbürgermeister Igel, wir, die Kameraden aller Köpenicker Freiwilligen Feuerwehren, mussten leider feststellen, dass es im Rathaus Köpenick mit den Baugenehmigungen für die neu zu errichtenden Feuerwehren in Schmöckwitz, Müggelheim und Wilhelmshagen arge Probleme gibt. Das ist nicht nachvollziehbar!
Die Diskussionen und ewigen Bedenkenträger, immer neue Interventionen und teilweise sachlich einfach falsche Vorwände machen den Prozess seit Jahren für alle Beteiligten zur Qual und zur Farce. Wir sind nicht länger bereit, dass so hinzunehmen! (...) Aufgrund der mit Abstand schlechtesten baulichen Zustände auf unseren Wachen berlinweit, stehen wir ganz oben auf der Prioritätenliste der Berliner Feuerwehr. Das Geld ist da! (...) Das neue Modulbaukonzept, so wie in Rauchfangswerder umgesetzt, ist modern und lässt keine Belange für den Dienstbetrieb offen. (...) Leider wird diese Chance nun offenbar vertan bzw. ist der Wille zur Umsetzung nicht erkennbar. An wem das liegt, oder wer dafür verantwortlich zeichnet, ist uns eigentlich egal, wir fordern für folgende Wehren die zeitnahe Umsetzung dieser Forderungen!
(...)Müggelheim – (Einsatzzahlen in 2018: 463) konstruktive, lösungsorientierte Zuarbeit für das präferierte Grundstück an der Odernheimer Straße (naturschutzrelevantes Gutachten wurde bereits durch die BIM veranlasst), Einbeziehung der BVG für eventuelle Alternative durch neues Verkehrskonzept. Wichtig wäre, dass wir ein richtiges Endergebnis haben und nicht irgendwelche Zugeständnisse. Konkreter Zeitplan!
(...) Wir hoffen nun, im gemeinsamen Interesse für unseren Bezirk, vom folgenden Maßnahmenkatalog absehen zu können. Sollten in der Zeit bis zum 6.3.2019 keine greifbaren Ergebnisse vorliegen, sehen wir uns gezwungen, mit Nachdruck auf die prekäre Situation hinweisen zu müssen.

  1. Ab dem 7.03.2019 wird der Katastrophenschutz in Köpenick außer Dienst gehen
  2. Ab dem 21.03.2019 wird die Brandbekämpfung und techn. Hilfeleistung außer Dienst gehen
  3. Ab dem 04.04.2019 werden die First Responder im Bereich Köpenick außer Dienst gehen
  4. Ab dem 18.04.2019 wird die Betreuung der Jugendfeuerwehren eingestellt

Wir können und wollen nicht darüber nachdenken, was ein Schließen der Müggelseewachen für uns alle zur Folge haben würde. (...) Keine Wache kann im Bereich des Müggelsees die Nachbarwache kompensieren, daher treten wir an dieser Stelle gemeinsam als die Freiwilligen Feuerwehren Köpenicks auf.(…)
Lassen Sie uns gemeinsam bitte alles zum Guten wenden.
Die Wehrleitungen der Freiwilligen Feuerwehren von Köpenick“

Sören Vieth sagt, dass die Wehren einfach keinen anderen Rat mehr wussten als diesen Brandbrief zu schreiben. „Letztlich muss sich nur jemand finden, der sagt, so machen wir das und dann geht alles seinen Gang“, meint er. Schließlich sei es nicht die Aufgabe der Freiwilligen Kameraden, ein Grundstück zu suchen und die Genehmigungen einzuholen.
Als erstes Ergebnis dieses Brandbriefes trafen sich die beteiligten Abteilungen auf Initiative von Bürgermeister Igel am vergangenen Donnerstag zur großen Runde. Die Ergebnisse sind noch nicht bekannt.

sip