Unwetter tobt sich über Müggelheim aus
Zerstörte Waldwege, vollgelaufene Keller und unterspülte Wege
waren die Folgen von 70 Liter Regen innerhalb kürzester Zeit
Von Simone Jacobius
Vollgelaufene Keller, eingedrückte Fenster, unterspülte Wege, Straßen, die kniehoch unter Wasser standen und die Feuerwehr im Dauereinsatz: Der 2. August, ein Freitag, hatte es wettertechnisch wieder in sich. Schon am Vormittag hatte der Deutsche Wetterdienst eine Unwetterwarnung ausgesprochen. In Müggelheim fielen dann auch wirklich am Nachmittag innerhalb einer halben Stunde 70 Liter, heißt es von den Mitarbeitern im Lehrkabinett Teufelssee. „Wir messen regelmäßig die Regenmengen und dokumentieren sie. Und das war an diesem Tag schon sehr sehr viel innerhalb so kurzer Zeit”, sagt Mitarbeiter Jürgen Jeschkowski.
Das haben auch etliche Hausbesitzer in Müggelheim zu spüren bekommen. „Wir hatten einen großen Einsatz am Müggelberg oben. Dort haben die Wassermassen in einem Haus die Fenster eingedrückt, so dass das ganze Untergeschoss voll Wasser gelaufen ist“, erzählt der Müggelheimer Wehrleiter Sören Vieth. Etwa 1,80 Meter hoch soll das Wasser dort gestanden haben. Damit waren die Kameraden den Rest des Abends beschäftigt.
Andere, kleinere Einsätze mussten dann andere Wehren abarbeiten. Da gab es beispielsweise vollgelaufene Kellerschächte, durch die dann das Wasser in den Keller floss. Oder auch Balkons, die die Wassermassen nicht verkrafteten, so dass es über die Schweller ins Wohnzimmer lief. „Gerade in Keller ist es häufig reingelaufen“, sagt Vieth. Übrigens pumpt die Feuerwehr nur bis knapp 20 Zentimeter Wasserhöhe ab, danach ist Handarbeit angesagt – und zwar die der Hausbesitzer. Denn dann ist der Wasserstand für die Tauchpumpen der Feuerwehr zu niedrig, so dass sie nicht weiterarbeiten können.
Aber auch im Wald hat der Starkregen große Schäden angerichtet. Direkt nach dem Unwetter mussten im Forstrevier Teufelssee drei Kilometer Waldwege gesperrt werden. „Die Wassermassen haben die Stufen unterspült und Furchen in die Wege gerissen”, erklärt Forstamtsleiter Klaus Pogrzeba. Die Schäden sind so groß, dass einige Wege vermutlich bis in den Herbst hinein gesperrt bleiben müssen. „So etwas habe ich in den vergangenen Jahrzehnten noch nicht gesehen“, resümiert Pogrzeba. Er ruft alle Waldbesucher auf, zurzeit besonders vorsichtig unterwegs zu sein. Im Moment sind die Forstamtsmitarbeiter dabei, mit Naturschotter die Löcher zu stopfen und Wege zu reparieren.
Die Wassermengen, die vom Himmel fielen, waren in Berlin sehr unterschiedlich verteilt. So waren es am Flughafen Tempelhof 35, in Schöneweide 45 und in Wedding dagegen 61 Liter. 61 Liter pro Quadratmeter sei eigentlich das durchschnittliche Monatssoll, heißt es von den Wasserbetrieben. Dass viele Straßen in der Innenstadt zeitweise überflutet waren, das Wasser also nicht mehr über die Kanalisation ablaufen konnte, sei bei solchen Regenmengen unvermeidbar.
Viele Müggelheimer haben das Gefühl, dass unser Ort häufig anderes Wetter hat als Berlin. Nicht ganz zu Unrecht, wie Meteorologe Frank Kreienkamp vom Deutschen Wetterdienst in Potsdam sagt: „Das Wetter kommt meist von Westen. Deswegen sind auch die westlichen Bezirke stärker betroffen als der Osten Berlins. Und Müggelheim ist weit östlich gelegen, daher hat sich das Wetter vorher schon abreagiert.” Wenn es mal anders ist, dann ist das eher auf einen Zufall begründet, meint er. In diesem Jahr sei die Abschwächung von West nach Ost allerdings besonders deutlich. Und das Klima insgesamt? „Es wird immer wärmer, eine Folge des Klimawandels. Wir werden immer mehr heiße Tage über 30 oder zumindest über 25 Grad haben”, sagt der Meteorologe. Bei den Unwettern könne er dagegen noch keine zuverlässige Prognose stellen.