Die abenteuerliche Weltreise eines jungen Müggelheimers

Von Ferdinand Eimler

EIMLER

Endlich in Australien: Ferdinand Eimler auf seiner Weltreise vor dem Wahrzeichen Sydneys, dem Opernhaus.

Müggelheim. Heimat. Seitdem ich denken kann. Und doch zieht es mich immer wieder in die Ferne. Raus aus dem dörflichen Paradies im Speckgürtel der Partyhauptstadt Europas in die große weite Welt. Auf der Suche nach Abenteuer und Lebensfreude. Wie mir geht es unzähligen jungen Menschen. Nach dem Abitur erst einmal eine Auszeit nehmen, am besten im Ausland, um sich selber zu finden und den persönlichen Horizont zu erweitern. Überfordernd wirken die unzähligen Möglichkeiten des Lebens. Endlich einmal ausbrechen aus dem ewigen Alltag und der Routine. Das tat ich. Mit einer eigenen Weltreise.
In den vergangenen zehn Monaten reiste ich um die gesamte Welt. Mal mit Freunden, aber auch ganz alleine. Der Organisationsaufwand schien zunächst enorm, doch war ich nur schwer von meinem Unterfangen abzubringen. Am 1. September startete ich vom ZOB mit dem Bus nach St. Petersburg. Über Russland und die Mongolei ging es per Transsibirischer Eisenbahn durch weite Steppen und herbstliche Birkenwälder immer Richtung Osten. In China erklomm ich bald die Chinesische Mauer und die schneebedeckten Berggipfel Tibets und bestaunte den unglaublichen ökonomischen Aufstieg einer neuen Supermacht. Diese bisher vom Tourismus unberührten Länder verlangten mir alles an Geduld, Spontanität und Erfindungsreichtum ab, waren aber gerade deswegen die wundervollste Erfahrung dieser Reise. In Südostasien war ich dann endgültig im Backpacker-Mekka der europäischen Jugend angekommen und entspannte mich unter Palmen am Strand, feierte in pulsierenden, exotischen Metropolen und erkundete den dichten Dschungel und feuerspuckende Vulkane. In Singapur feierte ich ein ganz besonders kommerzielles Weihnachten.
Dieses Etappenziel meiner Reise hatte ich von Berlin aus erreicht ohne ein einziges Flugzeug genommen zu haben. Dank dieser altertümlichen Reisefortbewegung bekam ich ein Gefühl für Distanz und die große Vielfalt unseres Planeten an Völkern, Kulturen und Klimazonen. Auch die jeweiligen politischen Umstände interessierten mich brennend. Erschöpft und ausgezehrt vom vielen Reisen, erreichte ich im Januar Westaustralien. Dort ließ ich mich für drei Monate im australischen Hochsommer nieder, um mit meinem Working-Holiday-Visa etwas zu arbeiten und so meine Reisekasse wieder aufzufüllen. Sehr angenehm gestaltete sich ein neu gewonnener regelmäßiger Alltag in meinem australischen Zuhause. Neue Kräfte wurden gesammelt und auf einigen Roadtrips war es mir sogar möglich die naturbelassene raue Küste Australiens und seine merkwürdige Flora und Fauna näher zu erkunden. Über Sydney und Hawaii ging es dann im Mai nach Kuba, einem ganz besonderen Reiseziel. In dem sozialistischen Staat blüht das Leben zwischen Musik, Tanz, Rum, Zigarren, Oldtimern und kolonialen Ruinen. Das türkisblaue karibische Meer und die weißen Sandstrände waren das pure Paradies.
Per Direktverbindung ging es anschließend noch in die USA, der krönende Abschluss meiner Weltreise. Aufgrund meines High-School Austauschjahres pflege ich eine ganz besondere Beziehung zu diesem Land. Angefangen im tropischen Florida bereiste ich mit einer Freundin die gesamte Ostküste bis nach Neuengland, mal mit Zug, Bus oder Mietauto, und dabei bestaunten wir die unglaubliche Vielfalt Amerikas. Die Südstaaten mit ihrem kolonialen Flair, tropischen Temperaturen und Sumpflandschaften, sehr konservativ aber doch entspannt, freundlich und aufgeschlossen. Dagegen die geschäftigen liberalen Nordstaaten mit den großen Städten New York, Philadelphia und Boston, den kühlen Temperaturen und endlosen grünen Wäldern und geschwungenen Hügeln. Zum Abschluss der Reise stürzten wir uns noch für ein paar Tage in den Wahnsinn der Megametropole New York und erlebten das spektakulärste Feuerwerk zum 243. Unabhängigkeitstag der USA.
Nun sitze ich bereits wieder zuhause und schreibe diesen kurzen Reisebericht. Zeit zum resümieren. War es das wert? Auf jeden Fall! Ich bereue nichts und es war die wertvollste Erfahrung meines bisherigen Lebens und ich wünschte jeder junge Mensch könnte diese Erfahrung machen. Was nehme ich mit? Das der Austausch von Kulturen die wichtigste Grundlage der Völkerverständigung darstellt und wir viel öfter versuchen sollten uns in andere Menschen hineinzuversetzen. Auf meiner Reise traf ich unzählige Menschen, die mich mit ihrer Freundlichkeit gegenüber Fremden verblüfften. In Deutschland erscheinen mir die Menschen viel unfreundlicher und jeder ist nur auf sich bedacht. Das sollten wir versuchen zu ändern.
Dennoch habe ich gelernt meine Heimat zu schätzen. Das Heimweh war manchmal sehr groß, da ich unseren schönen Müggelwald, die Seen und besonders das deutsche Essen und Backkunst sehr vermisste. Zum Glück trug ich meine Heimat Müggelheim die ganze Zeit im Herzen und der regelmäßige Kontakt mit Familie und Freunden über das Internet verschaffte Linderung. Meine größte und wichtigste Erkenntnis: Das es die kleinen Dinge im Leben sind die Glück bringen und das diese Dinge für jeden Menschen unseres Planeten die gleichen sind. Stimmen die Grundvoraussetzungen des Glücks, die Gesundheit von Familie und Freunden und dass man keine Armut oder Hunger leiden muss, ist alles darüber hinaus purer Luxus. Alle Menschen haben die gleichen Sorgen und streben nach dem Ziel ein erfülltes Leben führen zu können. Dank meiner Weltreise kann ich sagen, dass ich auf einem guten Weg bin dieses Ziel zu erfüllen.
Mittlerweile sehe ich die Probleme der ersten Welt ein wenig entspannter und versuche, statt mir über unwichtige Dinge den Kopf zu zerbrechen, lieber meinen Interessen nachzugehen und die kleinen Dinge des Lebens und jeden Tag auf dieser einzigartigen blauen Erdkugel zu genießen.