Geschichten aus dem Müggelwald
Die Reise in den Regenwald
von Ingrid Zweiniger
Die Tiere rannten wie wild durch den Müggelwald. Was war denn nur los? An vielen Bäumen hingen kleine Schilder und was darauf stand, war lustig: AM WOCHENENDE BEGINNT DIE REISE IN DEN REGENWALD. WIR TREFFEN UNS AUF DER WALDWIESE!
Auch Trabbi hatte die Schilder auf seiner Hunderunde gelesen. Das war ja prima. So eine Reise wollte er auch machen. Aber erst musste er sich erkundigen, wie teuer so eine Reise ist. Geld hatte er nicht. Das war ja klar, denn woher sollen Tiere Geld haben? Also auf in den Wald und mit den Tieren sprechen. Er rannte in die Wildschweinsuhle. Walli das Wildschwein war für Trabbi ein schlaues Tier und die konnte ihm bestimmt helfen.
"Walli, Walli, bist du da?"
"Trabbi, brüll nicht so herum. Wir genießen gerade die Ruhe. Ich glaube, die Flugviecher haben im Moment keine Lust über unseren Müggelwald zu fliegen. Also was willst du?"
"Was ich will? Ich will wissen, was das für Schilder sind, die hier überall rumhämgen. Und wenn ich diese Reise mitmachen will, wie soll ich das bezahlen?"
"Ach du meinst die Reise in den Regenwald. Eine gute Reise, du wirst sehr viel sehen und lernen. Es haben sich alle Tiere des Müggelwaldes entschlossen, an dieser Reise teilzunehmen. Du brauchst gar nichts zu bezahlen, denn jedes Tier bringt das mit, womit es sich fortbewegt.
"Walli, kann ich mal etwas fragen? Bist du jetzt eine Wissenschaftlerin geworden? Was heißt, womit es sich fortbewegt? Ich habe kein Auto oder Fahrrad, kein Flugzeug oder Paddelboot."
"Ha, ha, ha, schlaues Hundchen. Deine Wissenschaftlerin wird dir jetzt die Antwort geben."
"Brauchst du nicht, ich habe es verstanden. Wie konnte ich nur so dumm sein. Ich komme natürlich mit meinen vier Pfoten, damit kann ich laufen und die Vögel bringen ihre Flügel mit, damit fliegen sie. Das sind also die Dinge, mit denen wir uns fortbewegen. Aber eine Frage habe ich noch. Wer hat die Schilder im Wald angebracht und wo ist der Regenwald? Müssen wir Regenschirme oder Regenklamotten mitnehmen?"
"Pass auf Trabbi. Wir treffen uns morgen alle in der Wildschweinsuhle und dort werden alle Tiere erfahren, wie es weitergeht. Der Uhu wird euch alles sagen. Also Tschüss, bis morgen."
Die Tiere waren aufgeregt. Alle hatten schon Reisefieber, denn vom Müggelwald in den Regenwald, das war doch bestimmt eine lange Tour. Deshalb war die erste Frage: "Wo ist der Regenwald?"
Wie versprochen beantwortete der Uhu die Fragen der Tiere. Und so erfuhren sie, das der Regenwald im Müggelwald angekommen war. Den richtigen Regenwald, den gibt es noch auf einem warmen Kontinent, viele, viele hundert Kilometer vom Müggelwald entfernt. Aber dieser schöne Regenwald wird seit vielen Jahren von bösen Menschen vernichtet. Es sind Menschen, die Geld verdienen wollen mit den Bäumen. Das Holz wird verkauft und der Wald ist weg. Und um diesen zerstörten Wald geht es. Und deshalb kann man einen zerstörten Wald auch Regenwald nennen.
"Wenn wir morgen also unsere Reise antreten, dann werdet ihr den Regenwald mitten in unserem Müggelwald kennenlernen", sagte der Uhu, "seid stark. Und vielleicht habt ihr eine Idee, wie wir dem Regenwald in unserem Müggelwald keine Chance geben."
Eine riesige Tierkarawane machte sich am nächsten Tag auf die Reise. Wildschweine, Rehe, Füchse, Marder, Eichhörnchen, Waschbären, Krähen und auch Trabbi war dabei. Es dauerte nicht lange und sie waren in dem Stück Wald angekommen, das wie der Regenwald aussah.
Die Tiere brüllten alle durcheinander: "Wie sieht das denn hier aus. Das ist ja schrecklich. Wer soll denn hier noch seine Freude am Wald haben? Warum musste das geschehen?"
Die Tiere waren sprachlos und traurig. "Walli, kannst du uns sagem, was wir nun machen sollen, damit dieses böse, dreckige und verwüstete Stückchen Regenwald aus unserem schönen Wald verschwindet?"
"Nein, das kann ich euch nicht sagen, denn wir Tiere haben nicht die Kraft, den Wald wieder in Ordnung zu bringen, das müssen die Menschen tun."