Serie für den Natur- und Gartenfreund

Querbeet

von Marianne Schäfer

Da ist er, der Sommer. Ich vermute dieses Jahr werden wir einen Sommer bekommen, der von jedem Wetter ein bisschen bringt. Jacke rein, Blüschen raus – ein ständiges Umziehen ist angesagt. In unseren Gärten wächst alles prächtig. Ist jemand im Urlaub, wird meistens korrekt die große Gießkanne von Petrus eingesetzt.

Jeden Morgen freue ich mich auf meine kleine Gartenrunde noch vor dem Frühstück. Meistens zupfe ich schon hier und da, mal Unkraut, mal einige verblühte Blumen. Langsam kriechen einige Schnecken über den Weg, oder sie sitzen versteckt unter den Blättern. Ruhe und Geduld muss man haben, der Tag ist noch jung! Wieder im Haus muss ich erst die erdigen Hände waschen. Später finde ich wieder Zeit, um noch einmal in den Garten zu gehen. Aus zwei Vogelbrutkästen sind vor etlichen Tagen die kleinen Kohlmeisen, gut gefüttert von ihren Vogeleltern, ausgeflogen. Der dritte Kasten wurde noch schnell vom Nachbarn gut repariert und an geeigneter Stelle angebracht. Sofort wurde er von einem Blaumeisenpärchen inspiziert und für gut befunden. Schnell war das Nest gebaut und dann lagen auch die Vogeleierchen darin. Später hatte ich mich gefreut, wie die laut bettelnden Vögelchen gefüttert wurden. Dann war es soweit, es sollte hinaus in die weite Welt gehen. Ich kam gerade dazu, wie ein kleiner Piepmatz unsicher flatternd von einer plötzlich aufgetauchten Katze erbeutet und ... mein Schrei und wütendes Scheuchen kamen zu spät! Es sollte eigentlich bekannt sein, dass während der Vogelbrutzeit die Katzen im Haus zu halten sind! 

Nach dem ersten Schrecken im Frühjahr, als man feststellte, dass dieses und jenes an Pflanzen erfroren war, sind nun die Lücken geschlossen. Und siehe da, meine Trauer um die Rosenverluste war unberechtigt. Die rosa blühende "Lawinia", die robuste "Rosarium Üttersen" und die "Gertrude Jekyll" haben wieder kräftig ausgetrieben und sie blühen sogar. Auch in vielen anderen Gärten ist die gleiche Freude um das wieder Erblühen der geliebten Rosen. Was ist eine Rose ohne den süßen Duft? Meine "Alten", besser "Historischen Rosen", welche alle Findlinge sind, hatten im Juni ihren großen Auftritt. Bewundernd freut man sich über die so unterschiedlich gefalteten Blütenblätter. Auffällig ist der süße Duft dieser Rosen. Er schwebt um die Rosen und darüber hinaus. Der Duft von Blüten ist ein flüchtiges Erlebnis. Husch – ist der Duft verweht. Nehmen wir uns noch die Zeit, den lieblichen Duft bewusst wahr zu nehmen? Viele Jahre, etwa nach Kriegsende und dann etwa fünfzig Jahre lang, wurden edle Teehybrid-Rosen mit dem Ziel der Schönheit der einzelnen Blüte gezüchtet. Vergeblich hielt man die Nase in die Blüten. Schon etliche Jahre bemühen sich die Rosenzüchter, neue Rosensorten mit Duft und auch anderen Blüh- und Wuchsformen zu züchten. Einer der ersten erfolgreichen Züchter war Austin in England. Nun fällt uns die Wahl bei dem reichen Angebot der Rosen schwer.

In meinem Garten sind auch die Lücken der erfrorenen Stauden geschlossen. Wie schon Karl Foerster riet: Pflanzen über den Gartenzaun zu verschenken, hat dazu beigetragen, das Gräser und Stauden, aber auch einige Sommerblumen bei mir gelandet sind.

Ich staune bei meinen Gartenrundgängen, wie kräftig und üppig sich die Pflanzen nahezu im Beet drängeln. Phloxe, die Fette Henne, die Türkenbundlilien, das gelbe Pfennigkraut, der blaue Storchenschnabel, die Schwertlilien, Margeriten, große Allium-Kugeln, Salbei und die vielen Akeleien, verschiedene Staudenastern, um nur einen Teil zu nennen. Sie wachsen sich mit Hilfe der vielen Regengüsse zu ihrem Blüh-Höhepunkt aus. Wie in einem Bauerngarten ist nun alles kunterbunt in den Rabatten vereint und blüht, oder wird blühen. Sollte man sich da nicht freuen?

Ein Rosenkäfer, Smaragdgrün mit rotem Schimmer auf den Flügeldecken, landet auf einer Rosenblüte. Energisch zwängt er sich zwischen die Blütenblätter, um an die süße Quelle zu gelangen. Meine alten Weinbergschnecken, welche ich vor über 40 Jahren aus Rüdersdorf damals mitbrachte, es sind ja eigentlich ihre Nachfahren. Sie fühlen sich scheinbar in meinem Garten wohl. Mit meiner neuen, kleinen Frauen- Gartenschere schneide ich so nach und nach die Zweige der verblühten Rosen ab. Die Strauchrosen werden nur etwas eingekürzt. Diese Historischen Rosen stehen auf eigener Wurzel, sie sind nicht veredelt. Deshalb wandern sie durch den Garten. Ich werde sie im Herbst abstechen und umpflanzen. Wieder mal habe ich mir vorgenommen, keine neuen, exotischen oder mir bis dato unbekannten Pflanzen zu kaufen. Ich will mich auf die alten, bewährten Gartenpflanzen beschränken. Aber wer kann an dem verlockenden Angebot vorbei gehen?

Die regelmäßige Gartenarbeit ist auch Gartenfreude. Dabei kann man seine Gedanken verarbeiten. Beim Jäten des Unkrautes erlebt man am Ende Zufriedenheit und Ruhe. Der Stress kann sich in Gelassenheit wandeln.