Stolperstein gegen das Vergessen
von Simone Jacobius
"Dieser Stein liegt sehr zentral und wird hoffentlich ganz viele Menschen zum Stolpern bringen. Nicht im körperlichen, sondern im geistigen Sinne", sagte Pfarrrin Anke Schwedusch-Bishara bei der Verlegung des Stolperstains für Ursula Milke, "wenn man stolpert, wird man wieder aufmerksam, fängt an, seine Umwelt genauer wahrzunehmen und auch nachzudenken." Die Junge Gemeinde mit Katechetin Simona Behrendt hatte ein Jahr lang recherchiert, bis alle Informationen für die Stolpersteinverlegung zusammen waren. Für die Mutter Ursula Milke fehlen noch einige Informationen, dies wird nachgeholt, um auch an sie mit einem Stolperstein zu erinnern. Auch Pfarrer Siegfried Menthel war anwesend und meinte: "Ich schäme mich, weil ich mehr als 30 Jahre lang Pfarrer hier war und mich mit dem Thema so wenig befasst habe, dass ich erst jetzt erfahre, dass so etwas Schlimmes auch in Müggelheim passiert ist."
Ursula Milke wurde am 3. August 1919 geboren. Ihre Eltern waren Hertha und Paul Milke, die Mutter Jüdin. 1932 zog die Familie nach Müggelheim, zuerst an den Krampenburger Weg, später (1934) nach Alt-Müggelheim 17, wo Paul Milke eine Bäckerei eröffnete. Mutter Hertha stand hinter dem Ladentisch, Vater Paul backte und Tochter Ursula besuchte das Köpenicker Gymnasium. Wann genau sie zuerst nach Auschwitz deportiert wurde, ist unbekannt. Doch von Auschwitz aus wurde sie am 16. September 1943 als "Arbeitsfähige" nach Ravensbrück verlegt, wo sie im Siemenswerk arbeiten musste - mit der Häftlingsnummer 23133. Ursula wurde im Block 10 untergebracht, in dem TBC-Kranke und psychisch labile Frauen lebten, die mit der Haftsituation nicht klar kamen. Die meisten der Frauen starben nach kurzer Zeit oder wurden von SS-Ärzten zur Vernichtung ausgewählt. Am 16. Juni 1944 starb auch die Müggelheimerin Ursula Milke.
Unser Kulturtipp
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