Geschichten aus dem Müggelwald
Die Müggelwaldkamele
von Ingrid Zweiniger
Der Zirkus war wieder einmal im Müggelwald angekommen. Überall in dem Dorf am Rande des Müggelwaldes hingen die bunten Plakate an den Bäumen und Straßenlaternen. Am meisten freuten sich die Kinder. So ein Besuch im Zirkus mit Mama und Papa oder Oma und Opa war immer ein großes Elebnis. Es gab so viele schöne, lustige Dinge zu sehen und es machte einen Riesenspaß, den Zirkustieren, Clowns und Artisten zuzuschauen.
Aber diesmal hatten nicht nur die Kinder ihre Freude an dem Zirkus, sondern auch die Tiere aus dem Müggelwald.
Es war ein schöner, sonniger Sommertag als die bunte Autokarawane die Müggelwaldchaussee entlangrollte. Nach einer langen Reise war die Karawane dann endlich auf der großen Wiese vor dem kleinen Dorf am Rande des Müggelwaldes angekommen. Alle waren froh, dass sie es nun endlich geschafft hatten. Am meisten freuten sich die Zirkustiere, denn so eine lange Reise ist sehr anstrengend. Große und kleine Tiere sitzen, stehen oder liegen in den riesengroßen Autos in ihren Käfigen.
Als die Autokarawane dann endlich angekommen war, öffneten sich die Käfige und die Tiere durften raus auf die große Wiese am Rande des Müggelwaldes. Das war wunderschön, obwohl die Wiese eingezäunt war. Aber das musste sein, denn sonst wären die Tiere weggelaufen. So ein Spaziergang durch den Müggelwald wäre für die beiden Kamele und die vielen Ponys und Pferde prima gewesen, aber was soll ein Zirkus ohne seine Tiere machen? Die Veranstaltungen wären langweilig gewesen und so viel Geld hat ein Zirkus auch nicht, dass er sich immer wieder neue Tiere kaufen kann. Deshalb ist die Wiese eingezäunt. Es gibt einen weißen Bänderzaun, aber die Tiere fühlen sich trotzdem wohl, denn sie knabbern auf der großen Wiese das Gras ab und versuchen auch die Blätter an den Bäumen zu fressen. Prima!
Das fand auch Walli das Wildschein mit ihren kleinen Wildschweinkindern, den Frischlingen, die gerade an der Wiese vorbeiliefen. "Mama, Mama", riefen die Frischlinge, "was sind denn das für komische Tiere, die da auf der Wiese rumstehen? Die haben ja zwei riesengroße Pickel auf ihrem Rücken. Sind die krank?"
"Nein, die sind nicht krank", sagte Walli das Wildschein, "diese Tiere heißen Kamele oder man kann sie auch Trampeltiere nennen, wenn sie zwei Höcker auf ihrem Rücken haben. Wenn sie nur einen Höcker haben, und solche Tiere gibt es auch, dann heißen sie auch Kamele oder Dromedare. Und diese Höcker, die ihr Pickel nennt, sind aus Fett, also Fetthöcker und deshalb sehen sie so lustig aus, diese Tiere. Wenn ihr zu viel fresst, bekommt ihr auch einen dicken Bauch, aber die Kamele speichern ihr Fett auf ihrem Rücken, in den Höckern.
"Mama, Mama, das wollen wir auch machen. Wir wollen auch solche Höcker auf dem Rücken haben. Dann sind wir keine Wildschweine mehr, dann sind wir wilde Kamelschweine und vielleicht können uns die Menschen dann auch besser leiden."
"Das ist eine gute Idee, aber leider geht das nicht. Wir bleiben die Wildschweine aus dem Müggelwald und die Tiere, die jetzt für ein paar Tage hier auf der Wiese stehen, bleiben die Kamele aus dem Zirkus. So, nun lasst uns wieder in den Wald gehen."
"Bitte, bitte Mama, können wir morgen nochmal hierher kommen, um uns die Tiere anzugucken?"
"Ja, das machen wir", sagte Walli die Wildschweinmama, "und wisst ihr, was wir noch machen?"
"Nein, wissen wir nicht", riefen die Frischlinge.
"Wir werden jetzt auf unsere Waldwiese gehen und werden den Tieren des Müggelwaldes Bescheid sagen, dass wir morgen alle zusammen zur Zirkuswiese gehen, um uns die Tiere anzuschauen. Findet ihr das gut?"
"Ja, das ist super!"
Die Frischlinge freuten sich und rannten zur Waldwiese im Müggelwald. Am nächsten Tag machte sich eine Müggelwaldtierkarawane auf den Weg zur Zirkuswiese. Wildschweine, Füchse, Rehe, Waschbären, Eichhörnchen, Marder, Hasen, Enten, Schwäne und und und. Alle Tiere hatte ihre Freude an den Kamelen. Zum Abschied sagten sie den Kamelen: "Bitte, bitte, ihr müsst bald wieder zu uns in den Müggelwald kommen. Wir finden euch prima und ihr seid jetzt unsere Freunde, ihr Müggelwaldkamele. Tschüss, bis zum nächsten Mal."