"In ihrem nächsten Leben werden sie Bäuerin"
Das neue Dorfmuseum hat mit einer liebevollen Ausstellung eröffnet
von Simone Jacobius
Die Begeisterung steht ihr ins Gesicht geschrieben: Dagmar Belitz freut sich wie ein Kind über ihr neues "Baby". Anlässlich des Adventsmarktes, wurde auf dem Dorfanger Ende November auch das kleine Museum mit landwirtschaftlichen Geräten eröffnet. Zwei Monate hatte die AG Heimatmuseum Zeit, das kleine Fachwerkgebäude einzurichten.
"Ich hatte doch gar keine Ahnung, welches Gerät für was benutzt wurde. Aber glücklicherweise hatte ich drei Berater zur Seite, die mit all diesen Sachen groß geworden sind", sagt sie lachend. Die Berater waren Achim Moritz, Hansjürgen Hembt und Klaus Baeyer. Alles Müggelheimer deren Ahnen zur ersten Generation gehörten, zu den Gründungsvätern. So hat sie auch gelernt, dass viele landwirtschaftliche Geräte regional unterschiedliche Namen haben. So Beispielsweise hieß die Windwege, eine große Maschine zum Trennen von Spreu und Weizen, in Müggelheim schlicht und einfach "Klapper". Wobei Weizen in Müggelheim nicht angebaut wurde. Daher wäre es besser zu sagen, trennt Spreu vom Korn.
"Sie sprudelt über vor Idee und reißt alle mit", verrät Beate Bohne, die auch zur Arbeitsgruppe gehört. In Hans-Jürgen Barde findet Dagmar Belitz dann den Mann fürs Praktische, der immer einen Weg findet, ihre Ideen umzusetzen. So sind die Geräte an den Wänden auf ihre Idee hin von ihm mit Lederriemen befestigt, "das sieht einfach authentischer aus als mit Metallriegeln."
Drei noch funktionstüchtige Großgeräte sind in dem kleinen Dorfmuseum zu besichtigen, alle stammen aus dem Nachlass von Achim Baeyer. Neben der Klapper sind es eine Dreschmaschine und eine Häckselmaschine. Reproduzierte und groß gezogene alte Fotos zeigen, wie die Geräte von ihren Besitzern ursprünglich gehandhabt wurden.
"Es war schon lustig, wie wir die Geräte aus der Baeyer-Scheune einfach über die Straße hier ins Museum geschoben haben", sagt Dagmar Belitz.
Dreschmaschine und Klapper stammen beide aus dem Jahr 1880. Bei letzterer wurde eine eingesetzte Plexiglasscheibe eingesetzt, damit man das Innenleben der Trommel gefahrlos beobachten kann. Mit der Häckselmaschine wurde dann das verbleibende Stroh zerkleinert als Futter für die Tiere oder als Einstreu im Stall.
An den Wänden des kleinen Fachwerkmuseums hängen Sicheln, Sensen und Mistgabeln. Es sind Scheffel und Holzschaufeln zu sehen, ein riesiger Holzhammer zum Einschlagen von Zaunpfählen, aber auch ein Joch zum Tragen von Eimern. "Auch ein alter dreisitziger Schlitten wurde uns spontan vorbei gebracht, als wir beim Einrichten waren. Er muss aus dem Jahr 1941/42 sein", freut sich Dagmar Belitz über das Engagement der Müggelheimer. Inzwischen kennt sie sich mit den landwirtschaftlichen Geräten schon so gut aus, das die Pfarrerin zu ihr sagte: "In ihrem nächsten Leben werden sie Bäuerin!"
Zu sehen sind auch eine Egge und ein Pflug, geziert mit einem alten Foto, auf dem Peter Genzler als kleiner Knirps 1954 bei der Kartoffelernte mit dem Opa zu sehen ist. Und zwar dort, wo heute der Trockenrasen wächst, an der Odernheimer Straße – früher war das die Kartoffelwiese.
Steinguttöpfe, Eisbohrer und Borkenabschneider vervollständigen das Sortiment. Große Tafeln mit den Beschriftungen und Fotos runden das Bild ab. Michael Belitz hatte zudem die Idee, auf einem festmontierten Tablet einen Film zu zeigen, wie anno dunnemals in Müggelheim mit den ausgestellten Geräten geerntet wurde.
An der Stirnseite steht ein alter Küchenschrank, eine Spende aus dem inzwischen geschlossenen Pflanzenmarkt. Dort stand das gute Stück zu Dekozwecken.
Die Ideen der AG Heimatmuseum nehmen kein Ende. So sollen im kommenden Jahr Zwiebelzöpfe und Tabakbündel von der Decke herunterbaumeln. Denn, ja, in Müggelheim wurde Tabak angebaut, der dann später auf den Dachböden hängend getrocknet wurde. Allerdings nur zum Eigengebrauch. Und zu den Festen wollen die Mitglieder der AG dann einzelne Geräte für Vorführungen nutzen – beispielsweise das Butterfass oder die riesige Saftpresse.
Auch in diesem Jahr gab es auf dem kleinen Adventsmarkt wieder allerlei Selbstgemachtes zu sehen und zu kaufen: Seifen, Strickwaren, Ketten und Glaswaren. Aber auch wunderhübsche Vogelhäuschen, hergestellt von einem Müggelheimer, gab es und natürlich durfte auch der Senfmann nicht fehlen. Und wem zu kalt wurde, den zog es in die Kaffeestube im Dorfklub. Dort war auch die liebevoll zusammengestellte Ausstellung zu Weihnachtsgeschenken wie Puppenhäusern & Co. zu sehen. Das älteste Puppenhaus war aus dem Jahr 1904. Aber auch die Kita Bienenhaus hatte sich mit ihrem aufgemöbelten Puppenhaus an der Ausstellung beteiligt, ebenso wie viele Müggelheimer. Und die Klasse 3b der Anna-Seghers-Grundschule war besonders fleißig und hat ganz viele Puppenstuben aus Schuhkartons zusammengebaut. Eine schöne Ausstellung, die sich etwa 600 Menschen anschauten. Wir können auf nächstes Jahr gespannt sein.