Gedanken aus Müggelheim
von Simone Jacobius
Es war wie ein Paukenschlag, der am 26. August durch ganz Deutschland, wenn nicht sogar die Welt hallte. Klaus Wowereit tritt am 11. Dezember von seinem Amt als Regierender Bürgermeister von Berlin zurück. 13 Jahre hatte er das Amt inne unter wechselnden Koalitionen – erst rot-rot (als Vorreiter in Deutschland) und jetzt rot-schwarz. Zuletzt waren seine Umfragewerte so stark gesunken, dass es kaum noch niedriger ging. Er war ständiger Häme und Kritik ausgesetzt, auch aus den eigenen Reihen, und nun langte es ihm...
Gerade wir Müggelheimer hatten ihn immer als unseren Buhmann angesehen. War er es doch, der auf Biegen und Brechen den Flughafen BER durchsetzen wollte, der all unsere (zum Teil persönlich vorgetragenen) Einwendungen nicht gelten ließ und einem das Gefühl gab, er würde sich hinter unserem Rücken eins ins Fäustchen lachen. Nun also ist es so weit. Der Forderung zahlreicher Bürgerinitiativen nach seiner Abwahl kommt Wowereit mit seinem freiwilligen Abtritt zuvor. Auch von seinem Amt als Aufsichtsratsvorsitzender des BER wird er damit zurücktreten.
Was heißt das jetzt für uns? Ist das ein Grund zum Aufatmen? Erst einmal ja, schließlich ist einer der BER-Hardliner damit weg vom Fenster. Doch wer kommt dann? Namen für den Regierenden Bürgermeister sind ja bereits im Gespräch, Raed Saleh, Jan Stöß und Michael Müller sind bereits im Rennen. Die Mitgliederbefragung wird es zeigen. Doch welche Linie vertreten die drei für den BER? Ist einer von ihnen bereit, noch die Notbremse zu ziehen und aus dem Milliardengrab etwas Sinnvolles zu machen? Zum Schutz der Bevölkerung und um die weitere massive Verschwendung von Steuergeld zu vermeiden? Saleh gilt eher als einer, der die Finanzen im Blick hat. Sollte er unser Hoffnungsträger sein und der Verschwendung ein Ende bereiten? Die Chance, dass er der neue Regierende wird, ist laut Umfragen allerdings eher als gering einzuschätzen. Dann kommt noch dazu, dass er der von Wowereit favorisierte Kandidat wäre... Und Müller als Senator für Stadtentwicklung wird der bisherigen Linie folgen. Stöß? Er gilt als jemand, der die sozialen Belange im Blick hat. Zählt da unsere Gesundheit mit dazu?
Jetzt ist es vielleicht zu engstirnig, die Verdienste eines Herrn Wowereit nur am Flughafendesaster festzumachen. Leider ist das aber der Punkt, der für uns Müggelheimer der gravierendste ist. Trotzdem hat er, bis der Flughafen zu einem Debakel wurde, auch viel für die Stadt erreicht. So ist aus dem grauen Entchen eine stolze Metropole geworden, die bei den Touristen dieser Welt zu den "Must haves to go" zählt. In Berlin muss man einfach gewesen sein! Auch die Kultur- und Forschungslandschaft hat sich sehr entwickelt, ganz zu schweigen von den Touristenzahlen, die natürlich die Wirtschaft ankurbeln. Und so als Partykönig kam er ja auch immer recht bürgernah rüber, Wowi war halt einer von uns. Also lassen wir uns überraschen, wie es dann der neue Regierende in Sachen Flughafen hält. Fakt ist, dass ja jetzt schon Mehdorn eine Brandmeldung abgesetzt hat: Der Flughafen ist viel zu klein. Um ein Chaos zur Eröffnung zu vermeiden, dürften es nur maximal 21 Millionen Passagiere sein – ausgelegt ist der Flughafen allerdings für 27 Millionen, haben tun wir im voraussichtlichen Eröffnungsjahr 2016 bereits 31 Millionen. Mal sehen, wie die neuen "Macher" mit diesem Problem umgehen...