Serie für den Natur- und Gartenfreund
April macht was er will
von Marianne Schäfer
Morgens mache ich meine Gartenrunde. Die frische Luft – es riecht nach Wald und Moos. Das Wetter hat endlich Regen gebracht und die Natur hat mit frischen, grünen Blättchen und Blüten reagiert. Ich blinzele in die Sonne. Dann sehe ich zu meinen Pflanzen. Die Schneeglöckchen und Krokusse, auch die in meinem Garten überreichlich blühende Skilla sind schon verblüht. Die gelb blühenden Himmelschlüsselchen leuchten aus ihrem Blätterkranz. Sie sind mit ihrer Farbe die richtige Ergänzung zu den enzianblau blühenden Blüten des Lungenkrautes. Im Schattenbereich der Rhododendren und Eiben blühen die Leberblümchen. Vor Jahren hatte ich nur zwei Pflänzchen dort eingepflanzt. Im Laufe der Zeit sind es viele, nun auch schon blühende Pflänzchen geworden. Sie haben die Eigenschaft sehr zu mutieren. Die ersten blühten blau. Ihre Nachkommen blühen in weiß, rosa und sogar halb gefüllte Blüten habe ich schon entdeckt.
In diesen Tagen haben die Frühlingsblüher ihre schmalen Blättchen sehr üppig wachsen lassen. Damit bauen sie die verausgabten Zwiebelchen und die Samen in den Kapseln auf. Meine Rabatten sind Grün. Ab und zu bücke ich mich, weil ich ein paar runde Blättchen des Scharbockskrautes gesehen habe. Schon sind meine Finger in der weichen Erde. Diese, sich so rasant vermehrenden Pflänzchen müssen samt der kleinen Knöllchen sofort aus der Erde.
Lackierte Fingernägel sind bei mir nicht von Dauer. Immer, wenn schönes Wetter ist, bin ich im Garten. In Etappen kann ich so die Gartenarbeiten bewältigen. Im Herbst hatte ich an einem geschützten Platz junge Vergissmeinnicht gepflanzt. Jetzt sind sie gut entwickelt und nun pflanze ich sie noch zwischen all dem Blühen in die Beete.
Der schmale Weg zwischen den beiden Gartenteichen musste neu angelegt werden. Unter den Schieferplatten hatten Wühlmäuse ihre Gänge gebaut. Ich habe zwei verschieden große Teichschalen. Der größere Fischteich ist beinahe ringsum mit verschiedenen Pflanzen gesäumt. Iris, die ich besonders liebe und Tuffs von Elfenblumen. Die seltene Blutwurz wird demnächst ihre weißen Blüten erstrahlen lassen und das wintergrüne Nivea-Gras wird auch bald ihre klitzekleinen Blütchen zeigen. Noch sind die Fische im Keller in Aquarien.
Der zweite, viel kleinere Teich, ist dicht in die Gehölzgruppe eingefügt. Dies ist der Vogel Teich. Gerne beobachte ich vom Fenster aus die vielen Vögel. Sie kommen zum Trinken und zum Baden. Amsel, Fink und Meisen, auch Finken und die kleinen Erlenzeisige tunken ihre Schnäbelchen in das Wasser. Gebadet wird mit großem Geflatter und Gespritze. Anschließend fliegen sie in die nahen Äste. Dort werden die Federn geschüttelt und mit den Schnäbeln geglättet.
Ich gehe weiter durch den Garten. An der großen Buchsbaum Kugel streife ich mir die Gartenerde von den Fingern ab. Vor einigen Jahren brach der so genannte Buchsbaum-Virus aus. Viele Grabeinfassungen aus Buchsbaum starben auf dem Friedhof und mussten gerodet werden. Auch in meinem Garten war es so. Ich hatte einige verschiedene Buchsbaum Arten, aber besonders die kleinblättrige, welche für Einfassungen geeignet ist, war von dem Virus betroffen. Die Pflanzen mussten auch gerodet werden. Damit hatte mein Garten seinen ursprünglichen Charakter verloren. Jetzt wage ich einen Neuanfang, es ist aber ein Risiko.
Einiges musste in den Staudenrabatten geändert werden. Die schönen Türkenbund-Lilien, welche in den vergangenen Jahren ein besonderer Blickpunkt waren, haben sich verzehrt. Ich rettete nur wenige, kleine Zwiebeln. Sie kamen in eine neue kleine Stelle. Ein rotblättriger Schlitzahorn wurde mit freundlicher Hilfe bei der schweren Gartenarbeit, von seiner Beengung erlöst. Jetzt steht er an einer Stelle, die für ihn gut geeignet ist. Etwas geschützt und doch so, dass ich seine Schönheit bewundern kann. Mit Stiefmütterchen, Tausendschönchen und Vergissmeinnicht ist die Gartenstelle bunt bepflanzt. Eine große Rabatte in der die großen Herbstastern standen, habe ich geteilt. Schmale, gewundene Wege erleichtern mir jetzt die Pflege der Pflanzen. Die Ränder der Rabatten sind mit Granit-Feldsteinen begrenzt. Diese Art der Wegemarkierung mit Feldsteinen ist die älteste Art der Beetgestaltung. So haben früher die Bäuerinnen ihre Bauerngärten geordnet gestaltet. Überall entwickeln sich schon die hübschen Akeleien, die ich nie gepflanzt habe. Sie wachsen da am Besten, wo sie aus einem Samenkorn gewachsen sind. Jeden Tag ist im Garten etwas Neues zu entdecken. Heute ist es die Freude der blühenden kleinen Botanischen Tulpen, morgen sind es vielleicht die duftenden Veilchen?