Große Nato-Flugübung betrifft auch BER
An dem Militärmanöver „Air Defender 23” vom 12. bis 23. Juni nehmen 24 Nationen und 220 Flugzeuge teil
Von Simone Jacobius
Haben Sie schon vom „Air Defender 23” gehört? Es ist eine große Militärübung der Nato, die vom 12. bis 23. Juni über Ostdeutschland stattfindet. Das hat auch Auswirkungen auf den zivilen Luftfahrtverkehr. Es drohen erhebliche Einschränkungen, vor allem am Flughafen BER, dem mit Abstand größten ostdeutschen Passagierflughafen.
„Air Defender 23“ ist eine der größten Militärübungen in der Geschichte der Nato. Laut Bundeswehr sollen bis zu 10.000 Soldatinnen und Soldaten aus 24 Nationen teilnehmen. Von den 220 Flugzeugen kommen etwa 100 aus den USA.Die Bundeswehr plant, den „Übungsraum Ost” während des zweiwöchigen Nato-Manövers täglich zwischen 10 und 14 Uhr für die zivilen Flugzeuge zu sperren. Ausgenommen davon ist nur das Wochenende vom 17. und 18. Juni. Ob der BER allerdings komplett gesperrt wird in dieser Zeit oder von Osten her angeflogen werden kann, ist noch nicht klar. Zumindest für die aus Westen kommenden Flugverbindungen würde das einen großen Umweg bedeuten. Sie müssten über Dänemark und Tschechien über Osten einfliegen.
Der Übungsraum Ost, in dem die Nato-Übung stattfindet, erstreckt sich gleich über mehrere Bundesländer: Von Mecklenburg-Vorpommern über Brandenburg bis in den Süden Sachsens. In dem Übungsraum befinden sich der Militärflugplatz Rostock-Laage sowie der Fliegerhorst Holzdorf in Südbrandenburg. In deren Umfeld dürfte es besonders laut werden. Generell sind Militärflieger sehr viel lauter als Passagierflugzeuge – ruhiger wird es also auch dann nicht unbedingt, wenn der BER pausieren sollte.
Tiefflüge von Jets und Transportmaschinen sind lediglich in einem Teil des östlichen Luftübungsraumes, der sogenannten Fight 1 geplant. Dieser Übungsraum erstreckt sich über Mecklenburg-Vorpommern, dem nördlichen Brandenburg und der Ostsee. Ansonsten fliegen die Maschinen in einer Höhe von 2500 bis 15.000 Metern.
Geübt wird allerdings nicht nur im Korridor-Ost. Auch im Norden und Süden Deutschlands soll es solche Korridore geben (mit anderen Flugzeiten), ebenso in den Niederlanden und Tschechien. Die zivile Luftfahrt müsse jeweils ausweichen, betont Robert Ertler, Sprecher der Deutschen Flugsicherung. „Das bedeutet: In dem verbleibenden Luftraum steigt der Bedarf an Verkehrsbewegungen deutlich an.“ Um eine Überlastung in diesen Gebieten zu vermeiden, dürfe nur eine bestimmte Anzahl an Flugzeugen zeitgleich diesen Luftraum nutzen, betont Ertler. „Dies wird durch die Zuteilung fester Startzeitfenster erreicht.“
Die aktuellsten Ergebnisse der letzten Simulation durch Eurocontrol und Deutsche Flugsicherung zum Einfluss von Air Defender auf die zivile Luftfahrt haben ergeben, dass mit keinen Flugstreichungen zu rechnen ist, sondern höchstens mit Flugverzögerungen, heißt es von der Bundeswehr. BER-Pressesprecher Jan-Peter Haack sagt auf Nachfrage: „Nach den Planungen von Bundeswehr und DFS wird es zu räumlich und zeitlich begrenzten Sperrungen innerhalb des deutschen Luftraums kommen. Infolgedessen sind deutschlandweite Beeinträchtigungen des Luftverkehrs wie Verspätungen nicht ausgeschlossen. Flughäfen, Airlines, Deutsche Flugsicherung sowie die zuständigen Ministerien des Bundes und der Länder befinden sich hierzu im Austausch, um die Auswirkungen auf den zivilen Flugverkehr weitestgehend zu minimieren.” Also heißt es für alle, die in der Zeit fliegen wollen, den Flugplan gut im Blick zu haben.