Gedanken zum Osterfest

von Pfarrerin Anke Schwedusch-Bishara

In diesem Jahr wird der 500. Jahrestag der Reformation gefeiert. Viele Vorbereitungen sind getroffen: Veranstaltungen, Bücher, Filme, Reiseprogramme zu Orten der Reformation, Feierstunden, Gottesdienste usw. Mich beeindrucken zwei einfache Sätze, die der Reformator Martin Luther zum Osterfest sagt: „Wer den stillen Freitag und den Ostertag nicht hat, der hat keinen guten Tag im Jahr.“ Und weiter: „Bei uns ist alle Tage Ostern, nur dass man einmal im Jahr Ostern feiert.“
Diese Sätze machen nachdenklich. Luther war ein von vielen körperlichen Krankheiten geplagter Mann. Dazu litt er unter Depressionen, wurde von Glaubensanfechtungen gerüttelt und fühlte sich oft vom Teufel bedrängt und bedroht. Karfreitag, diesen stillen Gedenktag an Jesus am Kreuz wird Martin Luther sicher leidenschaftlich mit durchlitten haben. Dieser „stille Freitag“, den wir gern übersehen würden, vielleicht nur dankbar als freien Tag vor Ostern hinnehmen zum Saubermachen, für Ostervorbereitungen oder zum Verreisen hatte für Martin Luther eine zentrale Bedeutung. „Wir müssen uns immer wieder sehr lange und sehr ruhig in das Leben, Sprechen, Handeln, Leiden und Sterben Jesu versenken, um zu erkennen, was Gott verheißt und was er erfüllt“, sagt Dietrich Bonhoeffer.
Vierzig Tage dauert diese stille Passionszeit, in der früher gefastet wurde. Danach aber brach der Osterjubel durch mit dem Jubelruf: „Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Halleluja.“ Für Martin Luther war diese Osterfreude und Hoffnung so großartig, dass er sie am liebsten auf das ganze Jahr ausgedehnt hätte. „Bei uns ist alle Tage Ostern“ – freut er sich und bedauert, dass man es nur einmal im Jahr feiert. Aber 50 Tage dauert die Osterzeit noch an – bis Pfingsten!