Trotz Trockenheit geht es Eichen besser
Gute Ergebnisse aus dem Waldzustandsbericht 2016 für Berlin
Berlins Wäldern geht es langsam besser. Laut Waldzustandsbericht sind die Waldbäume so gesund, wie seit 20 Jahren nicht mehr. „Angesichts der Bedeutung unserer Wälder für den Klimaschutz ist dieser Trend von großem Wert. Um diesen Trend zu stützen, werden die Berliner Forsten auch in den kommenden Jahren verstärkt die Entwicklung stabiler und naturnaher Mischwälder vorantreiben,“ sagt der Staatssekretär für Umwelt und Klimaschutz, Stefan Tidow.
Während der Zustand der Kiefern weitgehend stabil geblieben ist (was auch schon als Erfolg zu verbuchen ist), sind mittlerweile 37 Prozent der Eichen ohne erkennbare Schäden und nur noch 21 Prozent deutlich geschädigt. 2015 waren nur 24 Prozent der Eichen ohne erkennbare Schäden (also ein Plus von 13 Prozent) und 27 Prozent deutlich geschädigt. Über alle Baumarten hinweg ergibt sich folgendes Bild: 39 Prozent sind jetzt ohne Schäden, 2015 waren es 37 Prozent. Und elf Prozent weisen deutliche Schäden auf – 2015 waren es noch 13 Prozent.
Die Klimaschutzfunktion unserer Wälder wird besonders durch die Mengen des gebundenen Kohlendioxids deutlich: Etwa 13 Millionen Tonnen Kohlendioxid sind im Berliner Wald gebunden und jährlich kommen 100.000 Tonnen hinzu.
Die weitere Klimaentwicklung birgt andererseits aber auch erhebliche Risiken für die Waldentwicklung. Steigende Temperaturen und zunehmende Witterungsextreme wie Stürme und Starkregen bedrohen die Wälder in ihrer Vitalität und Stabilität.
Außerdem zeichnet sich eine ungünstigere Verteilung der knappen Niederschläge in der Region ab: Die Winter werden feuchter und die Niederschläge in der Vegetationszeit gehen zurück – das schlug sich auch im Jahr 2016 nieder. Trockenheit macht vielen Bäumen zu schaffen, wenngleich beispielsweise Eichen erst zeitversetzt darauf reagieren.
Einträge durch Schwefel und Schwermetalle sind durch wirksame Maßnahmen der Luftreinhaltung eingedämmt. Dagegen belasten Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft und dem Straßenverkehr heute die Wälder und die Waldböden immer noch stark.
Wie im vergangenen Jahr spielten biotische Schäden durch Insekten und Pilze an den Waldbäumen nahezu keine Rolle. Besonders die Eichen – für die naturnahe Entwicklung stabiler Mischwälder in Berlin die wichtigste Baumart – profitieren aktuell von der geringen Population des Eichenprozessionsspinners und anderer Schmetterlingsarten, deren Fraß die Vitalität der Bäume erheblich beeinträchtigen kann.
Die Beurteilung der Schäden erfolgt jeweils im Sommer anhand des Zustands der Baumkronen. In Berlin wird die Waldzustandsentwicklung seit 1991 in einem einheitlichen Stichproben-Netz an 984 Bäumen eingeschätzt und in drei Schadstufen (keine, mittlere oder deutliche Schäden) erhoben.
Laubbäume reagieren im Allgemeinen rascher als Nadelbäume. Da in Berlin der Laubholzanteil höher ist als in Brandenburg, liegt das Schadniveau der Berliner Waldbäume auch deutlich höher. Insbesondere Eichen reagieren im Vergleich zu Nadelbäumen schneller auf Witterungsextreme.
Die Baumarten im Einzelnen:
Kiefern: Kronenschäden unverändert
Seit 2006 erholen sich die Kiefern nach erheblichen Trockenheitsschäden bis heute kontinuierlich. Mit sechs Prozent deutlichen Schäden und 41 Prozent ohne Schäden bestätigt sich der Kronenzustand von 2015.
Eichen: Niedrigstes Schadniveau seit 25 Jahren
Die Eichen sind mit mehr als einem Fünftel Waldflächenanteil in Berlin von besonderer und weiter zunehmender Bedeutung. Der Zustand der Baumart war in der Folge von Trockenstress und Frostschäden in den Jahren 1992, 1998, 2003 und 2010 besorgniserregend schlecht. 2011 und 2012 wurden kaum noch gesunde Eichen gefunden und die deutlichen Schäden hatten einen Anteil von mehr als 70 Prozent.
Maßnahmen und Perspektiven
Die Wälder Berlins sind von herausragender Bedeutung für die Luftreinhaltung, Abkühlung und Frischluft- und Trinkwasserversorgung der Großstadt. Historische und aktuelle Schadstoffeinträge beeinflussen die Vitalität der Wälder erheblich. Insbesondere die Stickstoffeinträge in den Waldböden liegen immer noch deutlich über den unkritischen Mengen. Damit wird die Bodenversauerung weiter angetrieben und wichtige Nährstoffe wie Kalzium und Magnesium werden mit dem Sickerwasser ausgewaschen.
Schwerpunkte für den Immissionsschutz müssen aus Sicht des Waldschutzes die Reduzierung der Stickstoff-Emissionen aus landwirtschaftlichen Quellen und die Reduzierung der Emissionen von Stickoxiden und anderen Substanzen aus dem Straßenverkehr sein. Hierbei hat der Ballungsraum Berlin eine besondere Verantwortung. Untersuchungen des Umweltbundesamtes belegen die erhebliche Belastung der Städte durch Stickoxide.
Die Beachtung der Kriterien einer ökologischen Waldbewirtschaftung entsprechend den Naturland- und FSC- Vorgaben ist Basis dieser Arbeit. Mit dem Berliner Mischwaldprogramm der Berliner Forsten werden seit 2012 verstärkt Anstrengungen unternommen, um Kiefernwälder durch Pflanzung von Laubbäumen zusätzlich zur natürlichen Aussamung von Laubgehölzen anzureichern und mittelfristig in einen klimatoleranteren und schädlingsresistenteren Mischwald umzuwandeln. Zusätzlich ist die Bilanz der Grundwasserspende unter Laubbäume deutlich günstiger als unter Nadelbäumen. Durch die Umwandlung zum Mischwald, der auch in Müggelheim im Gange ist, werden attraktive Erholungswälder weiterentwickelt, die den Klimaveränderungen gewachsen sind und wichtige Bedürfnisse der Großstadt, wie eine sichere Trinkwasserversorgung, nachhaltig gewährleisten. Berliner Forsten/sip