Dauerbaustelle Müggelhort

Nur langsam tut sich etwas in Sachen Wohnungsbau auf dem Areal des früheren Ausflugsrestaurants

Von Simone Jacobius

SIMONE JACOBIUS

Mitten im Wald, direkt am Wasser, welcher Ort könnt schöner sein um dort zu leben. Viele von uns erinnern sich noch an das Waldrestaurant Müggelhort, ein Ort zum Bowlen (unsere Rentner wissen das noch), zum Eisessen und einfach ein Platz, wo man direkt am Wasser sein gutbürgerliches Essen genießen konnte. Das Waldrestaurant (Straße zum Müggelhort 1) gibt es nicht mehr. Nachdem es bereits seit 2016 leer stand, brannte es 2021 auch noch ab. Der Eigentümer, der das Areal 2018 ersteigerte, hatte aber schon vorher, im November 2020, einen Bauantrag gestellt. Am 14. Dezember 2021 wurde die Baugenehmigung erteilt. Der Betrieb einer Gaststätte wurde von keinem der Interessenten, die über die Jahre im Bauamt vorstellig wurden, in Erwägung gezogen.

Manch einer wundert sich, dass mitten im Wald plötzlich so großflächig gebaut wird. Aber „die Siedlung Müggelhort stellt einen Bebauungszusammenhang dar, der sowohl durch Wohnhäuser als auch durch Wochenendhäuser und Grundstücke mit Erholungsnutzung geprägt ist. Da die ehemalige Ausflugsgaststätte Teil dieses Bebauungszusammenhangs war, darf das Grundstück gem. § 34 BauGB grundsätzlich der Eigenart der näheren Umgebung entsprechend ebenfalls mit Wohnhäusern bebaut werden”, teilt das Bauamt dazu mit. Soll heißen, dass ein Teil des Grundstücks zum Siedlungsgebiet gehört und daher bebaut werden darf, der andere liegt allerdings im Außenbereich. Dort darf generell nicht gebaut werden.   

Geplant sind sieben Mehrfamilienwohnhäuser mit insgesamt 26 Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen. Insgesamt 2950 Quadratmeter Wohnfläche mit hochwertiger Ausstattung, also sicherlich kein sozialer Wohnungsbau. Zusätzlich sind eine Stellplatzanlage und ein Müll-/Technikgebäude geplant. Schon im Dezember 2021 wurde der Baubeginn angezeigt, die Ruine wurde abgetragen, das Grundstück baufertig gemacht. Doch seitdem hat sich nicht viel getan. Gerade die Bodenplatten wurden bereits gegossen. Und eigentlich sollte das Objekt bereits in diesem Jahr fertig sein. Das sieht allerdings nicht so aus, obwohl dort gearbeitet wird. Und vom Bauherren lag bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme dazu vor.

Ein Straßenausbau ist deswegen allerdings nicht geplant. Schon nach dem Brand 2021 sagte der damalige Baustadtrat Rainer Hölmer, dass die Straße  in einem ausreichend guten Zustand sei. Und auch jetzt heißt es von Baustadträtin Claudia Leistner: „Die Straße ist als öffentliche Straße dem Fachbereich Tiefbau zugeordnet. Inwieweit das Bauvorhaben zu Veränderungen hinsichtlich der Straße führt, ist nicht Gegenstand eines Baugenehmigungsverfahrens.”

Die Geschichte des Ausflugsrestaurants geht auf das Jahr 1901 zurück. Damals wurde Carl Hecht aus Rahnsdorf im Grundbuch als Gastwirt des Hotel & Waldrestaurants Müggelhort eingetragen. Im Februar 1919 wurde die Gaststätte vom Ehepaar Paul und Elisabeth Böhm gekauft und ging später in den Besitz ihres Sohnes Arthur und dessen Frau über. 1968 wurde der Betrieb in eine HO umgewandelt und ging nach der Wende in den Bestand der Treuhand über. Erst 1992 kaufte Nachfolger Lutz Böhm das Gaststättenensemble von der Treuhand zurück und baute alles um und aus. Nachdem Lutz Böhm das Areal 2016 verkauft hat, hat es mehrfach den Besitzer gewechselt. Seitdem prägt der Zerfall das Objekt.