Mehr Rücksichtnahme auf dem Wasser

Veranstaltung in Friedrichshagen zu neuem Wassertourismuskonzept

Von Simone Jacobius

Laute Partymusik bis in die Nacht, Rasen ohne Rücksicht auf Schwimmer und Paddler, oder auch fehlende Anlegestege und marode Vereinsheime. Bei einer Veranstaltung am 16. Juli in Friedrichshagen ging es unter anderem um mehr Rücksichtnahme auf unseren Gewässern. Denn das Wasser ist für uns alle da! Die Abgeordnete Dunja Wolff (SPD) hatte Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD), den Präsidenten des Landessportbundes Berlin (LSB), Thomas Härtel und die Vertreter vieler Wassersportvereine, Reeder und Bootsvermieter zum Gespräch in die Gaststätte Hans Mühle in Friedrichshagen geladen. Thema: Ein Wassertourismuskonzept, mit dem alle leben können.

Das letzte Wassertourismuskonzept ist aus dem Jahr 2003. „Es wird also Zeit, dass etwas passiert. Denn seitdem hat sich viel verändert und der Bootsverkehr auf unseren Gewässern nimmt drastisch zu”, begründet Dunja Wolff, die auch Sprecherin für Tourismus ist, ihre Initiative. Dinge wie Lautstärke und Sicherheit auf dem Wasser, der Umgang mit Naturschutz oder kurz: Wie benimmt man sich auf dem Wasser richtig, würden immer wieder Anlass zu Diskussionen geben.

Ein neues Wassertourismuskonzept ist in Arbeit. Im Herbst soll es hoffentlich im Senat beschlossen werden, so dass es vielleicht im Frühjahr 2025 bereits starten kann, hofft Giffey. Sie weist auf fünf Themenkomplexe hin, die darin eine Rolle spielen sollen: Kommunikation und Qualifikation auf dem Wasser; erneuerbare Energien; verbessertes Wegeleitsystem; Datenmanagement und eine verbesserte Infrastruktur wie beispielsweise Steganlagen oder Vereinsheime.

LSB-Präsident Thomas Härtel betont, dass Berlin eine Wassersportstadt sei. Die gelte es weiterzuentwickeln. Rund 50.000 Wassersportler seien in Vereinen organisiert, hinzu kämen noch die vielen individuellen Wassersportler. Während die Wassersportler oft die Rücksichtslosigkeit der motorbetriebenen Bootsfahrer kritisierten, bemängelten die Reeder das Fehlen eines vernünftigen Stegkonzeptes und alle bemängelten die fehlende Rücksichtnahme vieler Mieter von Charterbooten. Hinzu kam die Sorge, dass noch stärkere Motoren ohne Bootsführerschein gefahren werden dürfen, von jetzt 15 PS, auf dann 20-PS-Motoren. Doch diese Diskussion sei vorerst vom Tisch, so Giffey.

Ein Vertreter der Treptower Rudergemeinschaft (TRG) forderte, dass sich auch Partyboote an Regeln halten müssten. „Was auf der Straße gilt, muss auch auf dem Wasser gelten – beispielsweise das Wissen um Vorfahrtregeln“, sagt er. Karsten Melcher, der den Bootsverleih am Kleinen Müggelsee betreibt, betont, dass bei ihm erstmal alle Gäste eine halbe Stunde lang in die Regeln auf dem Wasser eingewiesen werden. Und mit dicken Partyboxen lässt er die Leute gar nicht erst an Bord. „Wir wollen uns den Müggelsee auch nicht durch Partyboote kaputtmachen lassen“, sagt er und betont, dass seine Charterboote bislang keine Unfälle verursacht hätten.

Giffey verriet, dass die Senatsverwaltung kurz vor einer Einigung mit dem Bund in Sachen Anlagestege für die Fahrgastschifffahrt stünde. Das sei auch dringend nötig, bemängelte ein Fahrgastschiffbetreiber. Schließlich stünden die Reedereien kurz davor, die Fahrpläne für 2025 zu schreiben. Da müssten sie genau wissen, wo sie anlegen dürfen und wo nicht. Denn bislang sind vor allem die innerstädtischen Anlegeplätze fest in der Hand der alteingesessenen Reeder. Neue hätten gar keine Möglichkeit in der Innenstadt anzulegen. Das soll sich ändern. Möglich wäre eine Übernahme der Anlegestellen für Fahrgastschiffe vom Bund durch Berlin.