Der Kampf ums Fitnessstudio
Neue Pläne von Aldi und dem Investor
von Simone Jacobius
Müggelheim hat mal wieder mobil gemacht. Mitte Oktober kam die Nachricht, dass das Fitnessstudio Michel womöglich bald kein Domizil mehr hat und schließen muss. Die sportliebenden Müggelheimer gingen auf die Barrikaden und starteten Ende Oktober eine Unterschriftenaktion. 700 Unterschriften konnten bereits nach zehn Tagen im Bauamt abgegeben werden mit der Bitte, Fitnessstudio und Reha-Einrichtung zu erhalten. Und nun – Entwarnung. Dem Müggelheimer Boten ist es gelungen, den bayrischen Investor zu erreichen und mit Aldi zu sprechen.
Doch was war eigentlich passiert? Detlef Michel, Inhaber des Fitnessstudios erzählt: „Die ursprünglichen Pläne für das ehemalige Pflanzenmarkt-Grundstück sahen ja vor, dass Aldi hinten ein zweigeschossiges Haus baut und das Fitnessstudio dann in das Obergeschoss zieht.“ Doch davon wollte Aldi nichts wissen und machte einen Rückzieher. Der Standard seien eingeschossige Märkte, wurde Michel mitgeteilt. Und der sah nun seinen Lebensinhalt davonschwimmen und mobilisierte seine Sportler, die Ämter und Politiker. „15 Arbeitsplätze wären bei mir in Gefahr, außerdem würde gerade für ältere Menschen ein wichtiger Ort sozialer Gemeinschaft entfallen“, sagt Michel, der noch am 6. Dezember einen Termin beim Linken-Politiker Gregor Gysi hat.
Baustadtrat Hölmer gab zu verstehen, dass das Bauamt den Erhalt des Fitnessstudios auf jeden Fall befürworten und unterstützen würde. Allerdings könnten sie den Investor nur beraten und nichts rechtlich erzwingen. Aber sie würden sich beim investor für den Verbleib des Studios einsetzen.
„Wir wollen nicht diejenigen sein, die Schuld am Sterben des Fitness-Centers sind“, sagt Ulf Klett, bei Aldi Leiter der Immobilien-Expansion für das südöstliche Berlin-Brandenburg. Ein zweigeschossiger Bau sei aus logistischen und sicherheitstechnischen Gründen nicht möglich gewesen. Daher habe er dem Investor den Auftrag gegeben, nach einer Lösung für das Fitnessstudio zu suchen. Seine favorisierte Lösung wäre, dass Michel in den bestehenden Räumen bleibt und der Markt hinten gebaut wird. Und genau diesem Favoritenvorschlag ist nun der bayrische Investor vvg gefolgt. Herbert Windorf von vvg sagt: „Michel sollte immer Teil des Konzeptes sein. Jetzt haben wir uns eine neue Lösung einfallen lassen.“ Nach der soll der gläserne Anbau des ehemaligen Pflanzenmarktes abgerissen werden, der Altbau aber erhalten bleiben. Das würde bedeuten, dass Michel in den Räumen bleiben kann – auch nach Ende seines Vertrages im August 2017. „Hinten würden wir den schönen neuen Aldi-Markt bauen, die Fassade des Gebäudes vorne etwas verschönern und Parkplätze wären auch immer noch genügend vorhanden“, sagt Windorf. Michel bekäme sogar die Chance, sich zu vergrößern. Der Fensterladen würde allerdings gekündigt werden. „Ich denke, auch die Miete wird dann letztlich so sein, dass Michel damit leben kann“, zeigt sich der Investor zuversichtlich.
Wann die Pläne stehen und der neue Markt fertig ist, ist noch nicht absehbar. Im Moment seien die Pläne noch sehr vage, so Klett, der von einer Eröffnung 2018/19 ausgeht. Drei Monate dauert die Bearbeitung eines kompletten Bauantrages nach Einreichung im Bauamt. Aldi geht dann von einer 18-wöchigen Bauzeit aus. Übrigens hat sich der Discounter nicht zu der Situation geäußert, dass es dann drei Discounter in Müggelheim geben wird. „Sie können davon ausgehen, wir würden es nicht machen, wenn es sich für uns nicht lohnen würde“, sagt Klett lapidar.