Gedanken aus Müggelheim
von Simone Jacobius
Es ist immer wieder erstaunlich, wie man mitten in der Großstadt und trotzdem auf dem Dorf leben kann. Denn nicht nur, dass sich in Müggelheim Hinz und Kunz kennen, sondern Hinz und Kunz sprechen auch über Dies und Das, Jenen und Solchen.
Das war wieder besonders deutlich beim diesjährigen Weihnachtsbaumfeuer der Feuerwehr. Wer nicht wollte, musste auch nicht alleine stehen. Man konnte ohne Verabredung hingehen und traf massig bekannte Gesichter, mit denen man plaudern, trinken und tanzen konnte. Allerorten wurden noch gute Neujahrswünsche ausgesprochen, am 9. Januar durchaus noch legitim.
Gleichzeitig ist Müggelheim aber doch groß genug, so dass man auch seine Ruhe haben kann und nicht gleich jeder über jeden lästert, wenn die Treppenstufen nicht gewienert, die Hecke nicht mit dem Lineal gestutzt wurde oder die Schlüpper auf der Leine nicht blütenweiß sind. So provinziell sind wir dann doch nicht!
Aber halt auch nicht so weltstädtisch, als dass wir nicht eine blühende Phantasie entwickeln könnten. Was in Müggelheim für Gerüchte über dieses und jenes kursieren, ist schon kurios. Und manches Gerücht, dass schon vor einem Jahr die Runde machte, wird plötzlich wieder als die letzte Neuigkeit verkauft. Gerade in Bezug auf die Flüchtlingsdebatte oder auch um den ehemaligen Edeka-Markt machen immer wieder "die neuesten Neuigkeiten" die Runde. "Hast du schon gehört…" heißt es dann. Zwar nicht hinter vorgehaltener Hand, aber immerhin mit wichtigem Gesicht.
Ich denke, dieses Gerede können wir kaum abstellen. Immerhin ist jeder davon überzeugt, dass das, was er gehört und weiterverbreitet hat, die Wahrheit ist. Aber wir sollten die Neigung zu Gerüchten im Dorf kennen und den Aussagen mit entsprechender Vorsicht gegenüberstehen. Was soll man in Panik verfallen, wenn sich letztlich alles als maßlose Übertreibung, wenn nicht gar als Lug und Trug herausstellt? Gerade in Zeiten von Socialmedia wie Facebook, Twitter und Co. verbreiten sich solche "heißen News" in Sekundenschnelle. Manchmal ist es sinnvoll, erst mal auf hieb- und stichfeste Fakten aus erster Hand warten. Wenngleich die in der heutigen Zeit schwer zu bekommen sind.
Also: Immer schön einen kühlen Kopf bewahren und die Gehirnzellen aktivieren! Schließlich sind wir ein Dorf in der Hauptstadt und nicht Klein-Posemuckel hinter den sieben Bergen…