Vorsicht, Gefahren bei Gartenarbeit!
von MR Dr. Rolf Förster
Sie erinnern sich sicher noch an meinen Artikel über "Gartenarbeit ohne Schmerzen". Jetzt haben mich aber Berichte in medizinischen Fachzeitschriften aufgeschreckt, die über schwere Erkrankungsfälle durch Infektionen zum Teil mit tödlichen Ausgang berichten. Ich will Sie keinesfalls unnötig ängstigen, denke aber, da viele passionierte Müggelheimer Gärtner das Frühjahr kaum erwarten können, dass es nicht schaden kann, davon gehört zu haben, um sich eventuell davor zu schützen. Gartenarbeit ist und bleibt gesund und beglückend, sie birgt aber auch ungeahnte infektiöse Gefahren, denn man muss beim Graben, Schnipseln oder Rasenmähen mit ungewöhnlichen Erregern rechnen, darunter Viren, Bakterien und Pilzen.
Wenn auch Virusinfektionen insgesamt nur einen geringen Anteil an Infektionen ausmachen, so wurde unlängst über sogenannte HANTA-Virus-Erkrankte berichtet, die sich vor ihrer Erkrankung fast ausschließlich mit Gartenarbeit beschäftigt hatten. Die durch Wühlmäusekot und -Staub übertragene Erkrankung weist grippeähnliche Symptome auf, die oft mit hämorrhagischem Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Rückenschmerzen einhergehen und leider auch im schlimmsten Fall zum Nierenversagen führen können. Besonders vorsichtig sollte man bei Tätigkeiten in Schuppen und Kellern, auf Dachböden aber auch bei Kompost- oder Holzarbeiten sein, die mit Staubentwicklung einhergehen. Also besser neben Handschuhen auch mit Schutzmaske arbeiten, denn der eingeatmete Staub trägt die Erreger.
Eindrucksvoll ist der Bericht über einen jungen Mann, der nach dem Verteilen von feuchtem Rindenmulch in seinem Garten zu fiebern und zu husten begann. Bis man in der Klinik mittels CT, Serologie, Histologie und Kulturen die Diagnose Aspergillus (Schimmelpilz)-Pneumonie gestellt hatte, war zu viel Zeit vergangen. Trotz der dann eingeleiteten Therapie verstarb der Mann. Gleiches wird auch noch von anderen Patienten berichtet, die sich beim Verteilen von Rindenschnitzen und Pflanzenmulch Staubwolken aussetzten, und später mit Husten, Fieber, Brust- und Muskelschmerzen auf die Intensivstationen eingewiesen wurden. Auch hier kam die Hilfe für manche zu spät. Tödlich verlief auch die Infektion bei einer älteren Frau, die beim Öffnen eines Blumendüngerbehälters Staub eingeatmet hatte.
Mein Anliegen als gärtnernder Arzt lautet deshalb: Schadensbegrenzung durch Information. Denn zeitliche Verzögerungen entstehen beispielsweise durch Therapie mit üblichen Antibiotika, auf die die "Garten-Erreger" nicht reagieren. Deshalb bitte den Arzt über vorhergehende Gartenarbeiten informieren. Und Ärzte müssen bei älteren Gartenliebhabern zusätzlich bedenken, dass diese häufig Begleiterkrankungen aufweisen, die sie anfällig für Infektionskrankheiten machen. Aber auch jüngere Kranke (z.B. HIV-Infektionen, Herzklappenfehler) oder sogar gesunde Menschen können sich im Grünen gefährliche Erreger einfangen. Vorbeugen ist besser als Heilen und dass eben auch nur, wenn rechtzeitig an derartige Infektionen gedacht wird. Also neben ergonomischen Gartengeräten und Körperhaltungen auch bei entsprechenden Tätigkeiten an das Tragen von Handschuhen, Schutzbrillen und Staubmasken denken!