Geschichten aus dem Müggelwald
Trabbi liebt Schwäne
von Ingrid Zweiniger
"Eine Freundschaft zwischen Hund und Schwan, geht das? Ich werde es versuchen, denn ich sehe fast jeden Morgen die hübschen Viecher auf dem Kleinen Müggelsee schwimmen. Sie gefallen mir und ich glaube, nicht nur mir."
Trabbi lag in der Sonne und ließ es sich gut gehen. Der Frühling war im Müggelwald angekommen. Überall streckten die bunten Frühlingsblümchen ihre Köpfe aus der Erde. Auch an den Sträuchern konnte man die ersten grünen Blätter sehen. Alles war wunderschön und das gefiel Trabbi.
"Ich danke dir, lieber Frühling, dass du unsere Müggellandschaft wieder so schön machst."
Fritzi lief gerade an Trabbi vorbei und hörte das Dankeschön an den Frühling.
"Sag mal spinnst du, Trabbi, mit wem hast du denn da gerade gesprochen? Glaubst du, der Frühling hat das gehört?"
"Ach Fritzi, schön, dass du da bist. Komm, setz dich zu mir. Dir tut die Frühlingssonne bestimmt auch gut. Um auf deine Frage zu antworten, ich weiß nicht, ob der Frühling mich hört, aber das ist mir wurscht. Ich möchte nur sagen, dass ich mich wohlfühle in dieser schönen Jahreszeit und die heißt nun mal Frühling."
"Gut Trabbi, habe ich verstanden und ich muss dir sagen, dass ich den Frühling auch schön finde, weil es da wieder so viele Vögelchen gibt, die ich fressen kann – war ein Scherz, Trabbi. Ich weiß, dass ich das nicht darf und ich halte mich daran, denn ich bin ein liebes Kätzchen. Stimmt's?"
"Es stimmt, dass du dich daran hältst. Und du weißt ja, was man versprochen hat, das muss man auch halten. So, nun etwas anderes. Kennst du eigentlich Schwäne?"
"Ja, kenne ich. Die fliegen manchmal über unseren Garten. Sie brüllen ganz laut, aber sie sehen wunderschön aus. Warum willst du das wissen?"
"Also wenn ich meine Hunderunde mache, dann sehe ich die Schwäne immer auf dem Wasser schwimmen. Sie gefallen mir so gut, dass ich ihr Freund werden möchte."
"Das ist eine gute Idee Trabbi. Aber wie willst du das machen? Du kannst nicht schwimmen, du kannst nicht fliegen, du kannst nur rumrennen und glaubst du, die Schwäne können auch rumrennen, damit ihr dann zusammen spielen könnt?"
"Ich weiß nicht, ob sie rumrennen können. Aber das ist nicht wichtig. Ich will nicht mit ihnen spielen. Ich will mich mit ihnen treffen und reden. Eigentlich weiß ich wenig über Schwäne, aber das würde ich ja dann erfahren, wenn sie meine Freunde sind."
"Was gefällt dir denn so gut an diesen Viechern?" Fritzi wollte es unbedingt wissen.
"Am meisten gefällt mir ihr Aussehen. Dieses wunderschöne weiße Federkleid, der lange Hals, die schönen Augen und der gelbe Schnabel. Und wenn sie dann ihre Flügel aufrichten, das sieht wunderschön aus. Und was das Wichtigste für mich ist, sie gleiten wie Könige über das Wasser. In meinen Augen sind sie die Könige auf unserem Kleinen Müggelsee."
"Ach, da fällt mir noch was ein, Trabbi. Frauchen hat den einen Tag Musik gehört. Es war eine wunderschöne Musik und weißt du, wie die hieß? Schwanensee. Also daran siehst du, dass der Schwan ein wunderschönes Tier ist, wenn er sogar einen Menschen dazu bringt, solch eine Musik wie Schwanenesee zu komponieren."
"Danke Fritzi, dass du mir das erzählt hast. Zur nächsten Hunderunde versuche ich mit den Schwänen zu quatschen."
Und so geschah es. Trabbi freute sich, als er der Familie Schwan am Kleinen Müggelsee begegnete. Er lief ins Wasser und die Familie kam auf Trabbi zu. Trabbi blieb stehen. Ein leises freundliches "Wau", was so viel hieß wie "Hallo, kann ich mit euch quatschen?"
Der Schwan streckte seinen Hals in Trabbis Richtung und fauchte ihn an. Trabbi drehte sich weg von dem Schwan und war ganz traurig. Das hatte also nicht geklappt. Er lief nach Hause und erzählte alles Fritzi. Beide waren sich einig: Nicht aufgeben! Vielleicht bekommt Trabbi noch die Chance für eine Hunde-Schwan-Freundschaft. Er würde es sich so sehr wünschen.