Gedanken zur Passionszeit
von Pfarrerin Anke Schwedusch-Bishara
Ecce Homo – Siehe, welch ein Mensch! Dies ist eines der erschütterndsten Bilder von Albrecht Dürer. "Wieso?", werden Sie vielleicht verwundert fragen. "Es ist doch keine Geißelung und keine Kreuzigung." Nein, es ist das menschliche Drama, das der Kreuzigung vorausgeht und ich befinde mich mittendrin und bin Teil davon. Drei Menschen stehen im Vordergrund. "Ecce homo – Siehe, welch ein Mensch!", sagt Pilatus, der Richter, eher anerkennend von Jesus. Und ich spüre beim Anblick dieser Menschen auf dem Bild die Frage: Siehe, welcher Mensch bin ich?
Da steht der gedemütigte, geschlagene, bespuckte Mensch Jesus preisgegeben, halbnackt, zitternd und schwach vor denen, die über ihn richten. So schwach, dass ihm die Knie einknicken.
Neben ihm erkenne ich einen, der verächtlich mit dem Daumen auf ihn zeigt, das schützende Tuch von ihm nimmt und seine ganze menschliche Erbärmlichkeit preisgibt: Seht diesen Schwächling, den Versager und Jammerlappen. Der soll Gottes Sohn sein?
Dem gequälten Jesus gegenüber steht jemand, der mich deshalb so erschreckt, weil er viel von meiner eigenen Haltung zeigt. Nein, so viel Elend möchte ich nicht sehen. Ich mach mich hart, mache zu. Am liebsten möchte ich die Augen verdecken, weil mir der Anblick des Elends unerträglich ist. Da steht ein Mensch vor Jesus, der ist wie eine Wand. Da dringt nichts durch. Er verschanzt sich unter seinem Deckmantel. Darunter ist eine Waffe verborgen, bereit zum Angriff oder zur Selbstverteidigung. Er will so wenig von dem menschlichen Elend wahrnehmen, dass er sich sogar die Kapuze über die Augen zieht.
Ja und im Hintergrund ist noch einer zu sehen, der mit den Händen gestikuliert, vielleicht etwas sagen möchte, aber nicht hervortritt.
Wer bin ich? Wann stand ich verzweifelt und gedemütigt vor einer undurchdringlichen Wand? Wann waren mir die Hände gebunden oder wann fühlte ich mich zerschlagen an Leib und Seele und traf nur auf gleichgültige Menschen?
Wann hab ich selber verächtlich auf Schwächere gezeigt und sie bloßgestellt, verhöhnt und ausgelacht?
Wann habe ich mein Herz verhärtet und mich innerlich bewaffnet, um mich gegen all das Elend in der Welt zu wehren? Wann habe ich die Augen verdeckt, um das Leid anderer nicht sehen zu müssen?
Wann bleibe ich lieber im Hintergrund, diskutiere und debattiere, mische mich aber nicht ein, weil es mir schaden könnte?
Der Kupferstich von Albrecht Dürer ist 1512 entstanden, aber die Aussage ist immer noch hochaktuell: Ecce homo. Siehe, welch ein Mensch!
Kirchentermine im März
Gottesdienste
Sonntag, 6.3., 10 Uhr: Gottesdienst zum Weltgebetstag – Ökumenische Frauengruppe/ Pfrn. Schwedusch-Bishara
Sonntag, 13.3., 10 Uhr: Gottesdienst mit Abendmahl – Pfr. Wohlfarth
Sonntag, 20.3., 10 Uhr: Familiengottesdienst zum Palmsonntag mit Taufe – Elternkreis/Pfrn. Schwedusch-Bishara
Karfreitag, 25.3., 10 Uhr: Gottesdienst mit Abendmahl – Pfrn. Schwedusch-Bishara
Karsamstag, 26.3., 23.30 Uhr: Osternacht – Vorbereitungsgruppe (Pfrn. Schwedusch-Bishara
Ostersonntag, 27.3., 10 Uhr: Gottesdienst – Pfr. Schmidt
Ostermontag, 28.3., 10 Uhr: Gottesdienst mit Abendmahl – Pfrn. Schwedusch-Bishara
Sonntag, 3.4., 10 Uhr: Gottesdienst – Dr. König
Gesprächskreis: Mittwoch, 9.3., 20 Uhr, Kirchenempore
Umweltkreis: Dienstag, 22.3., 20 Uhr bei Familie Dr. König, Darsteiner Weg 38
Ökumenische Frauengruppe: nächstes Treffen im Apil
Elternkreis: Montag, 7.3., 20 Uhr bei Frau König/C. Schild, Odernheimer Str. 110
Hauskreis: Donnerstag, 17. 3., 18 Uhr bei Herrn Süß, Alfred-Randt-Str. 25
Sprechstunde der Pfarrerin: dienstags, 17-19 Uhr, Dorfkirche (außer am 29.03.)
Urlaub der Pfarrerin vom 29.03.-03.04. 2016. Die Vertretung erfahren Sie unter Tel: 65940593