Notruf-Wüste Müggelheim?
Polizei und Feuerwehr brauchten fast 40 Minuten zu einem Unfall
von Simone Jacobius
Es rumst und scheppert, die Airbags springen auf, Kühlerhaube und Kotflügel sind nur noch Matsch, alles riecht nach ausgelaufener Kühlflüssigkeit. Am Sonntag, 13. März, hat es auf dem Müggelheimer Damm mächtig gekracht. Eine Autofahrerin wollte in die Siedlung hinter Netto links abbiegen und übersah dabei offensichtlich einen entgegen kommenden BMW, berichten Zeugen. Da sie nur den linken Kotflügel des BMW touchierte, hatten die Insassen Glück im Unglück – ihnen ist nichts passiert. Die Fahrerin des Seat erlitt allerdings einen Schock und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Doch darauf musste sie lange warten. Denn ein Mitarbeiter der BVG-Leitzentrale war nach etwas 20 Minuten der erste "Helfer" vor Ort. Polizei und Feuerwehr brauchten noch mal so lange...
Ein großes Verkehrschaos blieb glücklicherweise aus. Denn da die beiden Fahrzeuge die gesamte Straße versperrten, hätten die anderen Autofahrer auf dem Damm im Stau stehen müssen – wenn sie nicht so einfallsreich gewesen wären. Die Fahrer fuhren einfach über den glücklicherweise noch offenen Parkplatz des Fitnessstudios – durch das eine Tor rein, beim anderen wieder raus. Wieder andere wählten den Fußweg, der dort breit genug ist. Was sich staute, waren in erster Linie die Busse.
Ein Mitarbeiter der BVG-Leitzentrale war der erste "Offizielle" vor Ort, von Polizei und Feuerwehr war geschlagene 40 Minuten nichts zu sehen. Ein Glück nur, dass es keine Verletzten gab. "Ich weiß auch nicht, was da passiert ist. Als unser Pieper ging, sind wir sofort los gespurtet. Aber warum der erst so spät ging, weiß ich nicht", sagt Sören Vieth, Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Müggelheim. Er vermutet, dass es vielleicht ein Fehler bei der Notruf-Annahme war und die dortigen Kollegen nicht richtig nachgefragt haben. Denn bei einem reinen Blechschaden ohne Verletzte, ohne auslaufende Flüssigkeiten und mit noch fahrbaren Unfallautos würde die Feuerwehr nicht ausrücken, sondern nur die Polizei. Dass die Lage an diesem Sonntag in Müggelheim eine andere war, war den Mitarbeitern in der Leitzentrale offensichtlich nicht bekannt – die Autos waren nicht mehr fahrbar, es lief Flüssigkeit aus und zumindest eine Person stand auch unter Schock.
Denn nachdem die Feuerwehr alarmiert war, vermutlich erst durch den zweiten Anruf durch den BVG-Mitarbeiter, gingen die Pieper der Müggelheimer Kameraden los und sie rannten, beziehungsweise fuhren schnellstmöglich zur Wache. Schon wenige Minuten später waren sie an der Unfallstelle. "Wir haben die Autos auseinander- und weg von der Straße gezogen und die ausgetretene Flüssigkeit abgebunden", erklärt Vieth. Außerdem kümmerten sie sich um die geschockte Frau und sorgten dafür, dass sie ins Krankenhaus kam.
Wir können nur hoffen, dass diese immense Zeitspanne bis zum Eintreten der Rettungswagen wirklich nur auf einen falsch abgesetzten Notruf zurückzuführen ist und es nicht bedeutet, dass Müggelheim jetzt eine Notruf-Wüste ist...
Notruf richtig absetzen
Feuerwehr unter 112 und Polizei unter 110 anrufen. Wo ist es passiert (Ort so genau wie möglich beschreiben); was ist passiert; wieviele Verletzte mit welcher Art Verletzung; wer meldet das Ereignis (Namen und Rückrufnummer angeben).