Geschichten aus dem Müggelwald
Tapsi liebt den Müggelheimer Boten
von Ingrid Zweiniger
Auf den Bäumen saßen die Vögel und beobachteten eine Katze. So etwas hatten sie noch nie gesehen. Eine Katze, die auf einem Tisch sitzt und eine Zeitung liest.
"Wo gibt es denn sowas?", fragte die Amsel den Buntspecht.
"Na im Müggelwald ist alles möglich, das weißt du doch. Und warum soll eine Katze keine Zeitung lesen?"
"Ja, da hast du recht", sagte die Amsel, "aber was ich wissen möchte ist, wo hat das Katzenvieh lesen gelernt? Das kriegt man doch nicht einfach so in die Wiege gelegt. Oder kannst du auch lesen, du schlauer Buntspecht?"
"Nein, kann ich nicht, aber deine Gedanken machen mich neugierig. Hast du eine Idee, wie wir rauskriegen , warum die Katze lesen kann?"
"Na lass mich mal nachdenken." Beide Vögel überlegten in Ruhe auf ihrem Baum. "Was hältst du davon", sagte der Buntspecht, "wenn wir die Katze einfach fragen?"
"Bist du bekloppt? Denkst du die Katze antwortet uns? Bist du so mutig und gehst zu der Katze. Die sieht doch in dir den dicken fetten Braten und frisst dich auf."
"Da hast du recht", sagte der Buntspecht, "daran habe ich nicht gedacht. Also hast du eine bessere Idee?"
"Die habe ich", sagte die Amsel. "Du kennst doch Trabbi, den Müggelwaldköter. Vielleicht kann der uns helfen. Der hat nämlich zu allen Tieren einen guten Kontakt."
"Eine Superidee. Los, wir machen uns auf den Weg."
Beide Vögel flogen zu Trabbi aufs Grundstück. Dort setzten sie sich auf einen Baum. Trabbi war nicht zu sehen, also warteten sie. Es dauerte nicht lange, plötzlich war Trabbi da. Wo er her kam, wusste keiner, aber das war auch egal.
"Trabbi, wir brauchen deine Hilfe. Wir haben auf einem Grundstück eine Katze gesehen, die lag auf einem Tisch und hat Zeitung gelesen. Gibt es so etwas, dass eine Katze lesen kann?"
"Also da bin ich sprachlos. So etwas habe ich noch nie gehört. Aber ich werde mich darum kümmern, denn es interessiert mich auch. Und wenn sie wirklich lesen kann, dann will ich das auch lernen. Ich mache mich auf den Weg, wenn ihr mir sagt, wo ihr die Katze gesehen habt. Es gibt nämlich fast auf jedem Grundstück bei uns eine Katze. Also wo war das?"
"Es ist nicht weit, Trabbi, gleich hier bei eurem Schrägnachbarn."
"Na dann weiß ich wer das ist, das ist Tapsi, die Wuschelkatze. So, ich gehe los und ihr kommt mit. Ihr setzt euch in einen Baum und hört zu. Ich hoffe, dass wir neugierigen Viecher nun endlich erfahren, warum die Katze lesen kann."
Trabbi lief zum Garten von Tapsi. "Tapsi, mach mal die Gartentür auf und lass mich rein. Ich möchte etwas von dir wissen."
"Komm Trabbi, ich freue mich, dass du da bist und bin gespannt, was du willst." Beide Tiere liefen durch den Garten zur Terrasse. Als sie dort angekommen waren, war Trabbi erstaunt, denn auf dem Tisch lag der Müggelheimer Bote.
"Tapsi, können wir uns hier hinsetzen, denn ich möchte über diese Zeitug mit dir sprechen."
"Ja, können wir. Also wenn ich dich richtig verstehe, Trabbi, ist es der Müggelheimer Bote, der dich interessiert."
"Also pass auf Tapsi. Zwei Vögel, der Buntspecht und die Amsel, haben gesehen, wie du den Müggelheimer Boten gelesen hast. Sie sind dann zu mir gekommen und wollten wissen, wieso eine Katze lesen kann – und deshalb bin ich hier.Wir möchten wissen, wo du lesen gelernt hast."
Tapsi war erstaunt und dann fing sie an zu lachen.
"Es ist komisch, Trabbi, aber ich muss dich jetzt enttäuschen. Ich kann nicht lesen, ich habe es nicht gelernt. Und wenn ich mit der Zeitung auf der Terrasse liege, dann habe ich meinen Spaß daran und weißt du warum?"
"Nein, weiß ich nicht, aber ich bin neugierig. Sage es mir."
"Also ich lese nicht, sondern ich gucke mir die Bilder im Müggelheimer Boten an. Sie gefallen mir und das reicht mir. So, nun weißt du, und die beiden Vögel, wie ihr es machen müsst, um den Müggelheimer Boten zu lesen. Viel Spaß!"