Anonymität ist der Freund
Müggelheim ist sehr sicher, so das Fazit einer Veranstaltung
von Simone Jacobius
In Berlin gibt es immer mehr Einbrüche, in Wohnungen genauso wie in Häuser und Geschäfte. Das ist ein Grund dafür, dass sich viele Menschen immer unsicherer fühlen, sogar unter Ängsten leiden. „Viele meiner Senioren gehen abends nicht mehr aus dem Haus, haben schon Angst, wenn sie mehrere Jugendliche auf einem Haufen sehen“, weiß Irene Kruschke, Vorsitzende des Sozialbündnisses im Ort. Diese diffusen Ängsten waren auch Grund für die Veranstaltung „(K)Einbruch“ des Wirtschaftskreises Müggelheim. Gemeinsam mit dem SPD-Direktkandidaten Tom Schreiber, unserem Kontaktbereichsbeamten Kasprzak und seinem Dienstgruppenleiter Griese waren auch zwei Sicherheitsexperten anwesend. Manfred Blauert als Ingenieur für Sicherheitstechnik und ein Vertreter für Sicherheitssysteme der Firma Franz.
Fakt ist: Gemessen an der Einwohnerzahl steht Müggelheim in der Polizeistatistik sehr gut da. „Müggelheim ist ein sehr sicherer Ort“, sagt dann auch Polizeihauptmeister Griese. Zwar fänden auch hier Einbrüche statt, aber, während sie im Rest der Stadt steigen, immer noch auf gleich niedrigem Niveau. Auch der zuständige Kontaktbereichsbeamte weiß, dass in Müggelheim so gut wie keine Einsätze gefahren würden. Nur im Sommer sei aufgrund der nächtlichen Partys am Badestrand etwas mehr los.
Wer wissen möchte, wie sicher sein Haus eigentlich ist, kann sich bei der Beratungsstelle Einbruchschutz des Landeskriminalamtes informieren. Am besten ist es, wenn sich gleich mehrere Nachbarn zusammenschließen. Dann kommt ein LKA- Beamter und prüft die Sicherheit von Fenstern, Türen und ähnlichem und gibt Tipps, was man eventuell tun könnte.
Wer nicht so viel Geld hat, seine einfachen Fenster auszutauschen, könne beispielsweise einfach Bolzen davor montieren, die das Aufdrücken verhindern. Rollläden seien auch immer sehr hilfreich, denn sie würden zusätzlichen Aufwand für die Einbrecher bedeuten, weiß Manfred Blauert. „Diebe bevorzugen den schnellen Bruch. Wenn etwas zu lange dauert, geben sie auf und ziehen weiter“, wissen die Experten. Denn die wenigsten Einbrecher kämen mit ausgefeilter Technik. „Die meisten haben nur zwei Schraubenzieher dabei, wenn es hoch kommt noch ein Brecheisen“, erläutert Kasprzak.
Ganz klar ist, dass alle Türen und Fenster geschlossen sein sollten, wenn niemand zuhause ist (Tür abgeschlossen). Ein Bewegungsmelder würde Diebe abschrecken, ebenso Licht im Haus (Zeitschaltuhr). Gegebenenfalls könne eine Videoüberwachung des Eingangsbereichs bzw. des Gartentores sinnvoll sein. Doch da sind die Richtlinien aufgrund der Privatsphäre anderer sehr streng.
Der Knackpunkt aber, da waren sich alle einig, sei eine gut funktionierende Nachbarschaft. Nachbarn könnten das Haus auch in Abwesenheit der Bewohner „lebendig“ aussehen lassen, den Briefkasten leeren, Blumen gießen, Jalousien betätigen und Licht an und ausschalten. „Man sollte den Nachbarn immer Bescheid sagen, wenn man verreist oder andere große Dinge anstehen“, sagt Blauert. Schon öfter seien Diebe mit einem Umzugswagen und im Blaumann vorgefahren und haben seelenruhig alles ausgeräumt, weil der Nachbar einfach nur dachte, der Bewohner zöge um. Aus diesem Grunde sollte man auch nicht nur mit den Nachbarn reden, sondern diese sollten auch die Telefonnummer für den Notfall haben. Denn Anonymität und Isolation seien die Freunde der Einbrecher.
Falls es doch mal zu einem Einbruch kommt und man womöglich die Täter auf frischer Tat ertappt, sollte man auf keinen Fall den Helden spielen. Lieber ruhig und besonnen den Rückzug antreten und die Polizei rufen. „Und dann sollte man gleich alles aufschreiben an was man sich erinnern kann, auch wie der Einbrecher ausgesehen hat, denn der Mensch vergisst sehr schnell“, so Kasprzak. Egal ob etwas gestohlen wurde, oder nicht, man betrogen wurde oder man sich durch den Flug einer Drohne über seinem Garten gestört fühlt - alles sollte zur Anzeige gebracht werden. Nur so wisse die Polizei, ob sich Vorfälle mehren und mehr Obacht gegeben werden müsse in einem Gebiet.
Also gehen wir am besten aufeinander zu und passen so aufeinander auf
Noch ein Tipp für die ideellen Werte, meist alten, nicht mehr ersetzbaren Familienschmuck: Machen Sie Fotos davon und heben Sie sie an einem sicheren Ort auf. Das ist im Falle eines Diebstahls nicht nur für die Versicherung wichtig, sondern auch für die Polizei, die damit den Hehlermarkt beobachtet.