Sehnsucht nach Freiheit - eine Lesung
von Hans Zinnow
"Landgang" lautet der Titel des Buches, aus dem der Spiegel-Journalist Stefan Berg am 1. März im Müggelheimer Dorfklub gelesen und dazu ergänzende Informationen gegeben hat.
Stefan Berg begann seine Lesung vor einer großen Zuhörerschaft indem er daran erinnerte, dass in der DDR der 1. März als "Tag der Nationalen Volksarmee" begangen wurde. Damit war das Thema eröffnet. Er hat selbst die volle Zeit als Bausoldat in Saßnitz ableisten müssen. "Spatensoldaten" nannte man jene, die den Dienst mit der Waffe aus Glaubens- und Gewissensgründen ablehnten und das waren nicht wenige. Die Einheiten der Bausoldaten wurden 1964 eingeführt.
Das Buch enthält einen bewegenden Briefwechsel zwischen Stefan Berg und dem Schriftsteller Günter de Bruyn. Für Stefan Berg war die Korrespondenz mit dem bekannten Schriftsteller in der DDR eine geistige Stärkung für seine Zeit in Uniform mit dem Spaten auf der Achselklappe. Das zum Teil unverständlich strenge Reglement machte den Bausoldaten zu schaffen. Viele der Anwesenden im Dorfklub Müggelheim bestätigten aus eigenen Erfahrungen die oft unsinnigen Befehle in der Armeezeit.
Kurioserweise war seine Einheit in Saßnitz bei der Marine stationiert. Obwohl sie in den eineinhalb Jahren nie ein Schiff betreten hatten, wurde der Freigang mit "Landgang" bezeichnet. Nicht einmal baden durften die Wehrpflichtigen am Strand der Ostsee. Man befürchtete, die jungen Männer könnten den Versuch unternehmen, auf die Fähre nach Trelleborg zu kommen. Sehnsüchtig blickten sie den Möwen nach, die ohne Reisepass in Richtung Schweden fliegen konnten.
Landgang ist ein einzigartiges Dokument, das die Sehnsucht nach Freiheit – nur wenige Jahre vor dem Mauerfall – für heutige Leser spürbar und erlebbar macht.
Es lohnt sich im Internet weitere Informationen über die beiden Autoren zu suchen: Stefan Berg und Günter de Bruyn, Landgang (Hardcover): Zwischen Aufbruch und Kaserne.