Auf den Spuren des Malers Avenarius


Von Kerstin Melchior, AG Heimatmuseum

PETER BELITZ (2)

Von Johannes Maximilian Avenarius gestaltetes Wandbild in der Paradieshalle.

Wenn man von Müggelheimer Persönlichkeiten spricht, wird in erster Linie an Johann Jacob Baeyer oder Curt Grottewitz gedacht. 

Seit 1946 wohnte der, leider bei uns in Vergessenheit geratene, schlesische expressionistische Maler, Graphiker, Illustrator und Schriftsteller Johannes Maximilian Avenarius (*7. Januar 1887 in Greiffenberg; † 21. August 1954 in Müggelheim) am Müggelheimer Damm. 

Anlässlich des 60. Geburtstages Hauptmanns malte Avenarius 1922 die Eingangshalle des Wohnhauses seines Freundes und Förderers mit dem Wandbildzyklus „Das schlesische Paradies“ aus. Die Arbeit mischt Szenen aus Hauptmanns Werk mit biographischen Elementen und ornamentalem Schmuck.

Für Avenarius war dies der Durchbruch als Wandmaler. So erhielt er unter anderem Aufträge in Berlin, Göteborg und Wien. In seiner schlesischen Heimat, wie auch nach dem Kriege in Berlin/Köpenick, schuf er Wandbilder für Kirchen. 

Neben seiner Tätigkeit als bildender Künstler, er gestaltete auch einige Bücher Hauptmanns, schrieb er Gedichte und Erzählungen in schlesischer Mundart. 

Nach dem Tode Hauptmanns und der Ausweisung der Deutschen aus Polen nach 1945 folgte Avenarius seinem verehrten Freund nach Müggelheim. Er hatte das Bedürfnis und die Hoffnung eine Hauptmann-Gedenkstätte, bevorzugt in Görlitz, aufbauen zu können. 

In Müggelheim unterhielt Avenarius enge Kontakte mit dem Drucker Paul Arnoldi und der Arztfamilie Hagen. Frau Avenarius war mit Frau Dr. Kischkewitz und Frau Pauler bekannt. Durch diese Quellen verfügt das Museum des Heimatvereins Müggelheim über Unterlagen, die die Sammlungen des Städtischen Museums „Gerhart-Hauptmann-Haus“ zum Thema Avenarius vervollständigen können.

Aus diesem Grunde nahm die Müggelheimer Museumsgruppe Kontakt mit dem Direktor Herrn Skowronski in Jagniatków (Agnetendorf) auf. Dieser Kontakt führte zur Einladung von Vertretern des Müggelheimer Heimatvereins nach Jagniatków, dem diese gerne folgten.

Das ehemalige Wohnhaus Hauptmanns in Jagniatków ist heute das Städtische Museum „Gerhart-Hauptmann-Haus“, ein sehr eindrucksvoller Bau in einem schönen parkähnlichen Garten.

Unsere Gruppe wurde vom Direktor Herrn Skowronski mit viel Enthusiasmus durch die Ausstellungen über den Schriftsteller und Nobelpreisträger Gerhart-Hauptmann geführt. Bei einem herzlichen Gespräch über den Künstler Johannes Maximilian Avenarius erfuhren wir viel Neues, besonders zur Ausmalung der „Paradieshalle“. 

Anlässlich des 100. Jahrestages der Ausmalung waren wir Gäste bei der Vorstellung des Monodramas „Die Insel oder der Paradiessaal nach Avenarius“. Erarbeitet und gespielt vom Schauspieler Jacek Paruszynski entstand das Stück auf Grundlage der 1936 verfassten Erinnerungen von Johannes Maximilian Avenarius.

Am Abend konnten wir noch den stellvertretenden Bürgermeister der Stadt Gryfów Slaski (Greiffenberg) – Geburtsort von Avenarius – und Vertreter der Stadtverwaltung von Jelenia Gora kennenlernen.

Der Besuch in Jagniatków, das Treffen mit Herrn Skowronski, die Besichtigung des Museums und die Teilnahme an der Festveranstaltung waren sicher ein Höhepunkt in der Arbeit der Museumsgruppe des Müggelheimer Heimatvereins und vielleicht der Einstieg in einen länger andauernden Austausch mit dem „Gerhart-Hauptmann-Haus“ in Jagniatków.