Stein des Friedens oder Stein des Anstoßes?

Seit vielen Jahren befindet sich auf dem Müggelheimer Dorfanger ein großer Feldstein mit der Aufschrift „Frieden“. Er lädt die Vorbeigehenden ein, einen Moment innezuhalten und nachzudenken, wo auf der Welt oder in der Nähe der Frieden zerbrochen oder in Gefahr ist und was jeder selbst zum Frieden beitragen kann. Das war die Idee der Initiatoren aus Umweltkreis, Kirchengemeinde und Einzelpersonen. Am Buß- und Bettag treffen sich dort jedes Jahr Menschen mit ganz verschiedenen Hintergründen, um gemeinsam für Frieden einzutreten. 

Seit über einem Jahr dient der Stein Montag für Montag als Versammlungsort für Müggelheimer, die ihre Gedanken, Ängste, Sorgen und Hoffnungen zum Ausdruck bringen und Informationen austauschen wollen. So fasst es ein Aufruf des Umweltkreises im Müggelheimer Boten vom März 2021 zusammen.

Keine Einhaltung der Corona-Regeln

Inzwischen sind die Montagstreffen angewachsen und finden auch nicht mehr „unter Einhaltung der Coronaauflagen“ statt, wie es anfangs im Aufruf hieß. Das besorgt viele, die es aus der Distanz beobachten. Andere fragen sich, warum eine ordnungsgemäße polizeiliche Anmeldung der Veranstaltung vermieden wird und keiner „den Hut aufhaben“ will. Als Gemeindekirchenrat beschäftigt uns auch die Frage, wie durch die räumliche Nähe zur Kirche, die Versammlung um den Friedensstein und die unabgesprochene Einladung zum gemeinsamen Verweilen in der Kirche dem Missverständnis gewehrt werden kann, es handle sich um eine Veranstaltung unter dem Dach der Gemeinde. Wer fragte, konnte dies zwar erfahren, aber wie viele fragen schon? Weder „Spaziergänge“ noch das Treffen am Friedensstein werden von der Kirchengemeinde getragen und unterstützt, sondern es sind einzelne Christen aus eigener Initiative dabei. 

Wir sehen es als unsere Aufgabe, dass Gemeindemitglieder und auch Menschen, die keiner Kirche angehören, mit ihren Ängsten, Sorgen und Hoffnungen Gehör und geistliche Begleitung finden, wenn sie es wünschen, aber wir möchten von keiner Richtung vereinnahmt werden. Wie in vielen Familien, Freundeskreisen, Kollegien etc. gibt es in unserer Gemeinde gegensätzliche Meinungen und Spannungen, wie mit der schon zwei Jahre anhaltenden Pandemie umzugehen ist. Bisher konnten wir im gegenseitigen Respekt mal besser und mal schlechter mit diesen Meinungsverschiedenheiten umgehen, weil wir uns immer wieder daran erinnert haben, dass uns nicht politische Übereinstimmung verbindet, sondern das Vertrauen in Jesus Christus.

Frieden bedeutet, ständig daran zu arbeiten und auch mal eine Auseinandersetzung zu führen, statt „um des lieben Friedens willen“ zu dulden. Möge der Stein den Vorbeigehenden weiter Anstoß geben, mit Respekt voreinander den Frieden zu suchen.

Der Gemeindekirchenrat der Kirchengemeinde Berlin-Müggelheim