Happy birthday, Feuerwehr
Die Freiwillige Feuerwehr wird 100 – und alle dürfen mitfeiern
Von Simone Jacobius
SIMONE JACOBIUS
Der stellvertretende Wehrleiter André Beckmann bei der Vorführung des neuen Löschfahrzeuges, das die FF 2021 bekam.
100 Jahre hat unsere Freiwillige Feuerwehr (FF) bereits auf dem „Buckel” – ein beachtliches Alter. Und das soll groß gefeiert werden. Am Erscheinungstag dieses Müggelheimer Boten, Sonnabend den 1. Oktober, gibt es von 11 bis 16.30 Uhr einen Tag der offenen Tür und ab 20 Uhr eine große Party mit Livemusik im Festzelt und abschließendem Feuerwerk.
Es war am 25. Juni 1922, als die alteingesessenen Landwirte die Freiwillige Feuerwehr Müggelheim gründeten. Zuvor gab es nur eine kleine Pflichtfeuerwehr des noch eigenständigen Ortes in der Form, als dass jeder Hof einen Mann zur Feuerbekämpfung bereitstellen musste. Als letzter Spritzenmeister dieser kleinen Truppe fungierte der Landwirt Friedrich Hembt.
Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr erfolgte erst nach Eingemeindung des Ortes nach Berlin. Doch die Ausstattung war mehr als dürftig: Gerade mal eine Handdruckspritze mit Holzachsen und ein Wasserwagen standen den damals 18 Kameraden zur Verfügung. Eine eigene Feuerwache gab es noch nicht, dafür aber ein Spritzenhaus auf dem Gelände der Kita am Krampenburger Weg. Erst 1926 erfolgte der Bau der Feuerwache gegenüber der Kita, das alte Spritzenhaus wurde abgerissen. Noch vor Kriegsausbruch wurde ein Anbau vorgenommen.
Zwar gab es jetzt ein Gebäude, aber sonst fehlte es an allem: Bekleidung, Ausrüstung, Tiefbrunnen und Feuermelder – alles Fehlanzeige.
Zwölf Jahre Nazi-Diktatur ließen die Arbeit der Feuerwehr fast zum Erliegen kommen, viele Kameraden wurden zum Kriegsdienst eingezogen. 1957 gab es das erste motorisierte Löschfahrzeug, einen Opel Blitz. Bis dahin mussten die Löschkräfte teilweise einen Anmarschweg von 50 Minuten in Kauf nehmen. Eine unhaltbare Situation. Erst Anfang der 50er-Jahre stabilisierte sich die Lage der Wehr wieder. Übrigens wurden die Kameraden für schwere Einsätze auch entlohnt: mit einem halben Kilo Zucker!
Mitte der 60er Jahre bis Anfang der 90er bekam die Freiwillige Feuerwehr ein weiteres wichtiges Betätigungsfeld. Neben dem abwehrenden Brandschutz sollte sie sich nun auch um den vorbeugenden Brandschutz kümmern. Die brandschutztechnischen Beratungen haben Erfolg gezeigt.
Als der Magistrat der FF 1980 ein neues Tanklöschfahrzeug (TLF16- W50) spendierte, musste eine neue Fahrzeughalle her. Und zwar in Eigenarbeit der Kameraden. Alle leisteten unzählige zusätzliche Arbeitsstunden, von den Arbeitgebern und Familien der Kameraden toleriert. Aber letztlich gab es damals auch insgesamt weniger zu tun für die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Müggelheim. Bis Anfang 1990 waren es noch nur etwa 35 bis 45 Einsätze jährlich. Heute rücken die 33 Mitglieder der Wehr, darunter drei Frauen, mehr als 400 Mal pro Jahr aus.
Das hat auch damit zu tun, dass mit der Übernahme der FF Anfang der 90er-Jahre in den Bestand der Gesamt-Berliner-Feuerwehr der Ausrückebereich nach Köpenick hinein erweitert wurde, der in Eigenverantwortung rund um die Uhr zu besetzen ist. Eine Vielzahl neuer Fahrzeuge und Ausrüstungen ist seitdem dazu gekommen, darunter auch ein Rettungsboot, aber auch die digitalen Funk-Alarmierungsgeräte.
Einige spektakuläre Einsätze hielten die FF auch bereits in Atem. Beispielsweise 2002 der Dauereinsatz durch starke Unwetter. In Mühlenberg an der Elbe gelang es eine fast schon aufgegebene Zuckerfabrik zu retten. 2002, 2017 und 2021 kam es zu den Großfeuern in Neu-Helgoland und Müggelhort. 2013 – ein weiterer 72stündiger Hochwassereinsatz zur Deichrettung in Pechau. Und dieses Jahr der Brand im Grunewald.
Am 15. Februar 1997 wurde die Jugendfeuerwehr gegründet. Viele der Zöglinge sind dann bei der FF geblieben. Zurzeit sind 26 Kinder und Jugendliche in der JFF aktiv.
Doch die Notwendigkeit dieser freiwilligen Brandschutztruppe wird oftmals unterschätzt. Wie sonst ist zu erklären, dass es zu Diskussionen und Auseinandersetzungen führt, wenn die FF ein neues Fahrzeug braucht oder das Gerätehaus erweitert werden muss? Seit 2013 ist bereits der Neubau einer Feuerwache im Typ XL auf einem bezirkseigenen Grundstück an der Odernheimer Straße im Gespräch. Seither reißen Probleme und Rangeleien um Zuständigkeiten, Arten- und Naturschutz nicht ab. Noch immer gibt es keine Baugenehmigung, zudem flossen die zugesagten Gelder für die neue Wache zwischenzeitlich an andere Stelle. Doch seit einigen Monaten steht fest: Geld ist wieder da. Jetzt fehlt nur die Baugenehmigung. Dabei wäre so eine Wache doch eigentlich ein tolles Geburtstagsgeschenk zum 100. gewesen.