Ärger bei den Kleingärtnern
Einem Drittel der Pächter von Müggelheim II wurde gekündigt
von Simone Jacobius
In diesem Jahr feiert die Wochenendsiedlung Müggelheim am Hirseländer Weg 167 ihr 80-jähriges Bestehen.
"Wir sind alle sauer, vor allem weil keiner von uns damit gerechnet hat." Christel Hardert spricht damit aus, was die meisten denken. Sie und ihr Mann Manfred sind Besitzer einer kleinen Laube in der Kleingartenanlage Müggelheim II am Hornbacher Weg. Die Anlage mit insgesamt 94 Parzellen feierte gerade erst ihr 50-jähriges Bestehen mit einem großen Fest. Nun wurde 33 Pächtern von dem einen Besitzer, einer Erbengemeinschaft, der Vertrag zum 30. November gekündigt. Doch das wollen sie sich nicht bieten lassen.
Das Ehepaar Hardert ist Pächter der ersten Stunde. "Früher war hier eine große Sandwüste mit einem Trampelpfad quer drüber", sagt der 80-jährige Hardert. Und während sein Blick über Erdbeeren, Apfelbäume und Dahlien wandert, meint er "wir haben erst etwas daraus gemacht." Von Anfang Mai bis Anfang Oktober sind sie fast jeden Tag in ihrem Garten in Müggelheim zugange. Als die Kleingartenanlage entstand, waren es vor allem junge Familien die dort investierten. "Auf den breiten Wegen zwischen den Gärten tobten die Kinder herum. Auch unsere Tochter. Jedes Jahr veranstalteten wir ein großes Kinderfest. Als die Kinder erwachsen waren und nur noch wir Alten hier blieben, feierten wir trotzdem. Aber halt kein Kinderfest mehr", erinnert sich Christel Hardert. Doch jetzt gibt es schon wieder die ersten Kinder von Neuzugängen und man könnte ja mal wieder...
Doch jetzt müssen die Pächter erst einmal sehen, wie es weitergeht. In erster Linie geht es ums liebe Geld. Der Bezirksverband der Gartenfreunde Köpenick e.V. ist Zwischenpächter für das gesamte Areal. Er steht jetzt in Verhandlungen mit den Eigentümern. "Wir sind in laufenden Gesprächen. Deswegen muss ich mich bedeckt halten", begründet der Vorsitzende des Vereins, Hans-Dieter Meier, seine Zurückhaltung. Allerdings räumt er ein, dass das ganze Areal durch einen Bebauungsplan als Dauerkleingartengelände auf privatem Grund festgeschrieben sei. "Dadurch ist die Anlage nicht in ihrem Bestand gefährdet", sagt er.
Er räumt ein, dass es das Recht eines jeden Eigentümers sei, mehr Geld zu wollen. Ob er es allerdings zugesprochen bekommt, sei etwas anderes. Denn es ist gesetzlich geregelt, dass für Kleingärten 0,357 Euro pro Quadratmeter im Jahr gezahlt werden. Dies sei der Höchstsatz, so Maier. Allerdings, und da liegt der Knackpunkt, gilt dieser Satz nur für Kleingartenanlagen. Und die Eigentümer sind der Meinung, dass das Gros der 360 m2 großen Grundstücke nicht mehr der Definition "Kleingarten" entspräche. "Die Eigentümer gehen davon aus, dass es sich um Erholungsgrundstücke handelt und nicht um Kleingärten. Doch das sehen wir anders", so Meier.
Auch Peter Meding, der sein Grundstück bereits seit 42 Jahren in der Anlage bewirtschaftet, ist da anderer Meinung. "Wir sorgen immer noch dafür, dass mindestens ein Drittel der Gärten für den Anbau von Obst und Gemüse genutzt wird. Auch Obstbäume stehen reichlich in unseren Gärten. Strom hatten wir von Anfang an in der Anlage und auch das Argument mit den Toiletten greift nicht. Wir haben alle unsere Gruben und lassen abpumpen", wischt er die Argumente der Eigentümer beiseite.
Inzwischen haben die Eigentümer Gesprächsbereitschaft signalisiert. Hans-Dieter Meier geht von einer einvernehmlichen Lösung aus. "Der Gang zum Gericht sollte immer der letzte Schritt sein", sagt er.
Derweil legen Manfred und Christel Hardert letzte Hand in ihrem Garten an. Die Kartoffeln sind bereits geerntet, die Erdbeeren für das kommende Frühjahr gepflegt. Ein paar Äpfel hängen noch an den Bäumen und ein paar Lauchzweibeln warten noch auf ihre Verwertung. Dann heißt es für dieses Jahr Abschied nehmen von dem Kleingarten in Müggelheim. Aber im nächsten Jahr, da will das Ehepaar wieder hier sein. Schließlich muss auch die Rose, die sie als Pächter der ersten Stunde zum 50-jährigen Jubiläum geschenkt bekommen haben, gepflegt werden.