Der Klotz kommt weg
Gasdruckregelhäuschen wird aber nur auf dem Anger versetzt
Von Simone Jacobius
JACOBIUS
Bildunterschrift
Der Klotz kommt weg – zumindest von der Spitze des Dorfangers. Das ist das Positive, das wir zur Gasdruckregelstation auf unserem historischen Dorfanger berichten können. Das Negative: er bleibt auf dem Anger, nur etwas weiter hinten an der Stelle, wo die alte Regelstation noch steht.
Der Neubau auf dem historischen Dorfanger war in die Kritik geraten, weil er von vielen Menschen als störend empfunden wurde und nicht zum Ortsbild passt. Viele Proteste, Sammlungen von mehr als 900 Unterschriften, Fernseh-Livesendung und Besprechungen mit Bezirksamt, Heimatverein und der Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg (NBB) waren diesem Kompromiss voran gegangen. Allerdings hätten die Müggelheimer den Betonklotz gerne ganz weg vom Anger gehabt. Zwei Alternativstandorte waren dafür im Gespräch. Die NBB hat sich nun für Variante drei entschieden – alte Station abreißen, dafür den Neubau an die Stelle des alten Häuschens verschieben. Bezirksbürgermeister Oliver Igel wertet die Entwicklung dennoch als Erfolg: „Ich denke, dass das ein guter Kompromiss ist. Standortalternativen wären nur mit hohem Aufwand – finanziell und technisch – möglich gewesen und wären aufgrund umfangreicherer Bauarbeiten mit weiteren Belastungen für die Müggelheimerinnen und Müggelheimer durch Straßenbauarbeiten verbunden gewesen. Also: Es hätte länger gedauert, wäre teurer geworden und mit wieder mehr Ärger verbunden gewesen. So kommt die Anlage exakt an die Stelle der alten Anlage – und das kann ich gut akzeptieren.” Er geht davon aus, dass beim Betreiber angekommen ist, dass in einem eher ländlich geprägten und historisch gewachsenen Ortsteil anders an die Planung einer Anlage herangegangen werden muss als in einem Neubauviertel.
„Uns ist es nunmehr gelungen, modernste Technik und Historie miteinander in Einklang zu bringen“, betont Maik Wortmeier, Vorsitzender der NBB-Geschäftsführung. Wortmann freut sich, dass neben der Versorgungssicherheit für die nächsten Jahrzehnte – die Station versorgt etwa 2000 Haushalte mit Gas – nun auch der traditionelle Charme des Dorfangers bewahrt bleiben kann.
Doch wie kommt es, dass jetzt möglich wird, was vorher unmöglich schien? Laut NBB musste die Anlage verlegt werden, damit sie nicht für längere Zeit (Abriss, Neubau, Neu-Anschluss) außer Betrieb gehen musste. Da der alte Standort nun außer Betrieb ist, kann das gleiche Spielchen rückwärts stattfinden, ohne dass die Müggelheimer längere Zeit ohne Gas auskommen müssen. Die Umbauarbeiten, bzw. der Abriss können stattfinden, während die neue Anlage den Betrieb weiter sichert. Der neu errichtete Baukörper soll deshalb im Sommer 2021 versetzt werden. Dann soll es auch einen Workshop aus Müggelheimer Bürgern und Denkmalamt zur Fassadengestaltung der Gasdruckregelstation geben.
Auch der Heimatverein wertet den Kompromiss als Erfolg. „Sicher wäre das vollständige Verschwinden des Gebäudes vom Anger ein schöner Maximalerfolg gewesen, unter den gegebenen Bedingungen allerdings nicht realistisch zu erreichen gewesen, immer im Wissen um die Tatsache, dass es sich seitens der NBB um eine bis dato getätigte Investition von etwa zwei Million Euro handelt”, sagt dessen Vorsitzender Lutz Melchior und bedankt sich bei allen für die großangelegte Unterstützung. „Der MHV wird Möglichkeiten untersuchen, eine denkmalgerechte Gestaltung der Fassade gemeinsam mit interessierten Müggelheimer Einwohnern zu erarbeiten und umzusetzen und wir werden dabei aus der Erfahrung aus dem Neubau unseres Außenmuseums schöpfen”, sagt Melchior. Ideen dazu können gerne an den Heimatverein geschickt werden: info@mueggelheimer-heimatverein.de. Es ist also Land in Sicht, doch vorerst müssen wir mit dem Graffiti-verzierten Betonklotz an der Spitze unseres Dorfangers leben.