Großer Bahnhof für die Müggelbande
Die neue Kita ist jetzt offiziell eröffnet worden
Von Simone Jacobius
Voller Hingabe verschenkt Leon Eis, Sandeis mit Vanillegeschmack. Der knapp Zweijährige sitzt genüsslich in der Sandkiste und formt „Eis” mit seiner Schippe. Er ist eines der 80 Kinder, die die neue Kita Müggelbande an der Ecke Ludwigshöheweg besuchen. Am 19. September wurde offiziell Eröffnung gefeiert, mit den Kindern, den Eltern und Erziehern, aber auch der Kirchengemeinde und einigen Politikern. Schon seit einigen Wochen läuft peu à peu die Eingewöhnung für die Kinder, die zwischen ein paar Monaten und fünf Jahren alt sind. Seit dem 1. Oktober sei die Kita voll belegt, sagt deren Leiter Justus Durben.
Träger der Kita „Müggelbande” ist die SozDia Stiftung Berlin, die gemeinsam mit der Evangelischen Gemeinde Berlin Müggelheim die Kita geplant hat. Neben dem schlichten zweistöckigen Gebäude, das zur Gartenseite hin große Fenster und Türen hat, die viel Licht hinein lassen, befindet sich ein einstöckiges rundes Gebäude, das durch seine Holzfassade ins Auge fällt. Hier sind die Jüngsten bis drei Jahre untergebracht. Außerdem ein Gemeinderaum für die Gruppen der Kirchengemeinde und das Büro der Pfarrerin. Der Rasen im Garten sprießt bereits, die Wege sind fertig, ein Tunnel ist bereits durch den Hügel geschoben und der Bereich zum Ludwigshöheweg für die kleinen Flitzer gepflastert.
Aufgrund der bunt gemischten Nutzer war das Interesse am Eröffnungsfest groß. Selbstgebackene Kuchen und Bratwürste, Basteltische für die Kinder, ein Puppenspiel, Riesen-Seifenblasen und Livemusik sorgten für gute Stimmung auf der benachbarten Kirchenwiese. Während die Kinder munter toben, buddeln oder basteln, konnten sich die Eltern in Ruhe unterhalten und den Reden lauschen. Durch den fürsorglich aufgebauten Bauzaun brauchte sich niemand Sorgen um den Nachwuchs zu machen. Nur zu ihrem Auftritt sollten die Kitakinder, die Lust hatten, mit nach vorne – schließlich wollten alle gemeinsam singen und hinterher eine Felsenbirne in einen großen, vorher von den Gästen mit guten Wünschen verzierten Topf pflanzen. Mit Schippen und Gießkanne bewaffnet gaben die Kleinen ihr Bestes – hoffentlich hat der Strauch die übermäßige Fürsorge überlebt.
SozDia-Chef Michael Heinisch lobt das Engagement des Teams und erzählt exemplarisch eine Anekdote: Als eine verspätete Möbellieferung erst am Abnahme-Tag geliefert wurde, packten alle mit an, um sie rasch aufzubauen, so dass bei der Besichtigung nichts von dem Malheur zu sehen war.
„Es wäre wahrscheinlich niemand auf die Idee gekommen in Müggelheim eine Kita zu bauen, wenn der Ortsteil nicht so rasant wachsen würde”, sagt Bezirksbürgermeister Oliver Igel und freut sich sehr über die wachsende Zahl an Familien im Ort. 781 neue Kitaplätze hat der Bezirk innerhalb des zurückliegenden Jahres insgesamt geschaffen, „ein wichtiger Infrastruktur-Baustein für kinderreiche Bezirke”, sagt Igel. Auch die Staatssekretärin für Jugend und Familie, Sigrid Klebba, redet von Müggelheim als „Zuzugs- wenn nicht gar Sehnsuchtsort für Familien”. Wichtig sei allerdings nicht nur die Quantität der Betreuungsplätze, sondern auch die Qualität. Doch daran hegte sie nach der Besichtigung und dem liebevoll gestalteten Fest für Jung und Alt keinen Zweifel.
Insgesamt 1,8 Millionen Euro kostete die neue Kita. Das Bauvorhaben wurde mit Mitteln aus dem Landesprogramm zum Kita-Ausbau (810.000 Euro) und aus dem Bundesprogramm (532.000 Euro) gefördert. Hinzu kamen erhebliche Eigenmittel des Trägers, der bereits neun eigene Kitas betreibt.
Auch Pauline (5), Charlotte und Johanna (beide 2) haben ganz offensichtlich keine Zweifel an der Qualität der Kita. Begeistert spielen sie in dem Gruppenraum, von dem aus sie direkt hinunter in den Essensraum gucken können. Mit seinen bunten Mini-Möbeln sieht der aus wie eine große Puppenstube. Und draußen machen es immer mehr Kinder dem kleinen Leon nach und erobern die Buddelkiste. Neben Sandeis gibt esnun auch Sandkuchen, Kräne und Bagger drehen ihre Runden. Die Kinder haben ganz offensichtlich Spaß, während die Eltern entspannt am Rand sitzen und sich austauschen...