Sommer, Sonne, Hitzetod
Von MR Dr. R. Förster
Langanhaltende und kontinuierliche Hitzewellen treten in Teilen Europas in den letzten Jahren häufiger auf. Sie haben in der Region in den letzten Jahrzehnten mehr Todesopfer gefordert als jedes andere extreme Wetterereignis. Denken Sie nur an den „Jahrhundertsommer“ 2003, wo in Europa mehr als 50000 und in Deutschland etwa 5000 Menschen zusätzlich an den Folgen der Hitzebelastung gestorben sind. Ich erinnere mich dabei insbesondere an ältere Patientinnen, denen das gestaute Wasser durch Krampfaderleiden begünstigt, regelrecht aus den Poren der geschwollenen Unterschenkel lief. Hadern Sie also nicht mit dem bisherigen Sommerverlauf!
In Zukunft könnte es aufgrund häufiger und intensiver Hitzeereignisse von langer Dauer einen Anstieg der Mortalität um 1-6% pro Grad Celsius geben; für Deutschland könnte dies bereits Mitte des Jahrhunderts ca. 5000 – 8000 zusätzliche Todesfälle durch Hitzestress bedeuten, warnen die Umweltforscher.
Extreme Hitze belastet zwar so gut wie jeden Menschen, doch außer für Säuglinge kann sie vor allem für ältere Menschen, insbesondere bei zusätzlichen Begleiterkrankungen, lebensbedrohlich sein. Denn für ältere und chronisch kranke Menschen ist das Risiko einer Dehydrierung besonders groß – und dadurch die Gefahr einer Thrombose, eines Herzinfarktes und vielseitiger Hirnschädigungen. Die Rettungsstellen der Krankenhäuser können ein Lied davon singen. Je nach Ausprägung der Dehydrierung ist sie mit einer Letalität von über 50% verknüpft. Bereits ein leichter Wasserverlust von 1-3% führt zu einer Verminderung der Speichel- und Harnproduktion. Bei einem Verlust von 4-6% reduzieren sich u.a. die Hirnleistungsfähigkeiten um >20% und es treten Symptome wie Müdigkeit, Schwindel und Übelkeit auf. Ein rascher Flüssigkeitsverlust von 15% ist lebensbedrohlich, von über 20% tödlich. Besonders gefährlich ist die Kombination von Hitze und Feinstaub. Außer großer Hitze und Flüssigkeitsverlust ist eine sog. Trinkschwäche eine häufige Ursache dafür, dass gerade alte Menschen von lebensbedrohlicher Dehydrierung betroffen sind. Gefördert u.a. durch Demenz – Erkrankungen und auch durch Angst vor Inkontinenz oder nächtlichen Toilettengängen. Darüber hinaus können Medikamente eine Exsikkose provozieren, etwa Blutdrucksenker in Kombination mit wassertreibenden Mitteln ( z.B. HCT, Toresamid ) und Abführmittel.
Das Problem Dehydrierung bei älteren Menschen ist zwar hinreichend bekannt, doch dies rechtzeitig zu erkennen ist nicht einfach. Die stehende Hautfalte auf dem Handrücken ist aufgrund des verminderten Kollagengehaltes der Haut beim alten Menschen ohne Aussage. Ein gewisser Hinweis liefert neben der plötzlich auftretenden Verwirrtheit die trockenen Achselhöhlen.
Neben der Lagerung der einzunehmenden Medikamente bis max. 25 Grad Celsius kann es notwendig sein, die Dosis von verschiedenen Wirkstoffen zu verändern, um Schwindel, Kreislaufprobleme und Herzrhythmusstörungen zu verhindern. Besonders harntreibende Mittel müssen bei Temp. über 30 Grad bei vielen Patienten reduziert werden. Wenn durch Schwitzen viele zusätzliche „Wasserhähne“ aufgedreht werden, sinkt eben der Druck im Hauptrohr.
Meiden Sie also Mittagshitze und Alkohol, tragen Sie luftige, helle sommerliche Bekleidung und Kopfbedeckung und trinken Sie ausreichend, denn gerade bei älteren Menschen ist das Durstgefühl nicht mehr intakt. Lassen Sie öfter mal am Wasserhahn kaltes Wasser über die Unterarme laufen oder führen Sie Kneippgüsse durch. Schwierigkeiten bestehen oft bei Patienten mit Herzschwäche, die an heißen Tagen zwar mehr trinken sollen, andererseits darf eine zu hohe Flüssigkeitszufuhr nicht zu einer Verschlechterung der Herzleistung führen. Evtl. hilft täglich morgendliches Wiegen vor dem Frühstück, um die notwendige Menge Wasser zu ermitteln.
Ein scheinbares Paradoxon möchte ich als saunaerfahrener Arzt noch erwähnen. Bei noch so großer Hitze ist ein Saunabesuch sehr erfrischend, insbesondere, wenn man die Saunaregeln beachtet und ausgiebige Abkühlungsprozeduren durchführt.