Geschichten aus dem Müggelwald
Der Herbst ist im Müggelwald angekommen
von Ingrid Zweiniger
Es ist wieder so weit. Der Sommer mit seiner heißen Sonne verschwindet aus dem Müggelwald. Nun müssen wir uns alle langsam auf den Winter vorbereiten. Hoffentlich bringt er viele, viele weiße Schneeflöckchen mit. Aber es dauert noch eine ganze Weile, denn erst müssen wir den Herbst bei uns begrüßen, mit seinen vielen bunten Blumen, mit den bunten Blättern an den Bäumen und den Tagen, die dunkler und kälter werden.
Auf geht's!
Auch die Vögel bereiten sich darauf vor, dass sie den Müggelwald verlassen, um in die warmen Länder zu fliegen.
Trabbi lag in seiner Tannenhecke und machte sein Mittagsschläfchen. Die Sonne schien und es war gemütlich warm. Dann hörte er lautes Gebrüll. "Nicht schon wieder. Hoffentlich ist es nicht mein Kätzchen Fritzi. Hallo, wer ist da, kann ich helfen?", rief Trabbi.
"Ja, du kannst uns helfen."
"Wer seid ihr denn? Ich sehe euch nicht. Ich höre nur eure lauten Stimmen."
"Na komm doch mal aus deiner Hecke rausgekrochen, dann kannst du uns sehen." Trabbi machte sich auf den Weg, denn er war neugierig, welche Tiere jetzt wieder bei ihm im Garten waren. Irgendetwas Plüschiges stand vor ihm. Es sah vom Fell aus wie Fritzi, aber sonst stimmte nichts. Die Ohren waren lang und das Schwänzchen war wie ein kleiner plüschiger Knopf. Was waren das für Tiere? Trabbi musste überlegen, denn diese Tiere hatte er schon lange nicht mehr gesehen. Und dann fiel es ihm ein. Er freute sich riesig.
"Na endlich mal wieder ein Häschen. Ich habe euch schon lange nicht mehr gesehen. Ihr ward das letzte Mal zu Ostern bei uns im Garten. Und im Müggelwald treffe ich euch sonst auch nicht."
"Aber nun denke bitte nicht, dass wir dir schon wieder Ostereier bringen. Wir haben ein anderes Problem."
"Nein, ich denke nicht, dass ihr mir Ostereier bringt", sagte Trabbi, "ich bin doch kein eierfressender Köter. War ein Scherz, also was habt ihr auf eurem Häschenherzen?"
"Hast du hier irgendwo eine ruhige, gemütliche Ecke, wo wir uns hinsetzen können?"
"Na los, auf geht es in die Tannenhecke, das ist meine Kuschelecke beziehungsweise Kuschelhecke."
Als sie alle gemütlich in der Tannenhecke saßen, ging es los.
"Trabbi, es hat sich ja herumgesprochen, dass du ein ziemlich schlauer Köter sein sollst, oh entschuldige, ein schlauer Hund. Und nun gib deine Schlauheit weiter. An einem Tag kamen wir an einer Wiese vorbei. Dort waren einige Menschen, die lagen auf der Wiese und hatten es sich gemütlich gemacht. Essen, trinken, quatschen und dann hatten sie so einen kleinen Kasten dabei, aus dem kam Musik heraus."
"Um dich mal kurz zu unterbrechen, der kleine Kasten heißt Radio."
"Danke Trabbi, wieder etwas gelernt. Also als die Musik zuende war, hörte man eine Stimme. Die erzählte viel, von Wahlen, wissen wir auch nicht, was das ist, von Krieg und vielen anderen Sachen, die wir alle nicht kennen. Und als wir gerade loshoppeln wollten, weil es uns zu langweilig wurde, kam noch etwas Interessantes. Die Stimme sagte, dass die Störche jetzt ihre Nester verlassen und wegfliegen. Also Störche kennen wir, aber das andere verstehen wir nicht. Kannst du uns helfen?"
"Das ist alles ganz einfach, meine Häschen. Ihr seid ja noch Teenies und habt keine Erfahrung. Deshalb müsst ihr immer fragen, wenn ihr etwas nicht versteht. Also im Herbst gibt es sehr viele Vögel, und dazu gehören die Störche, die in andere Länder fliegen, in denen es auch im Winter warm ist. Diese Vögel nennt man Zugvögel. Sie verlassen ihre Heimat und fliegen in den warmen Süden, um zu überleben. Das heißt, dort finden sie ihr Fresschen, was sie im Winter bei uns nicht finden. Im Frühjahr kommen sie dann wieder zu uns nach Hause. So, mehr kann ich euch auch nicht sagen. Alles klar?"
"Alles superklar Trabbi. Danke, danke. Wir sehen uns Ostern wieder."