Atemberaubende Winterlandschaft
Endlich hatten wir mal wieder einen richtigen Winter: Die schneebedeckten Wipfel hielten sich über Wochen, Skilangläufer glitten völlig entspannt durch den Winterwald (ja, auch da lag genügend Schnee) und auch Seen und Flüsse waren bei Temperaturen bis zu minus 20 Grad zugefroren. Auf 30 Zentimeter und mehr brachten es stehende Gewässer wie die Krumme Lake, bzw. die Große Krampe. Wahre Völkerwanderungen setzten quer über den Großen Müggelsee zwischen Rübezahl und Friedrichshagen ein. Die Gastronomen hatten sich mit Glühwein- und Bratwurstständen auf dem Eis darauf eingestellt. Und das Schöne: In und um Müggelheim passierte kein Unglück - zumindest keines, was bei Polizei oder Feuerwehr aktenkundig wäre. T./F.: sip
Krampe-Zeltplätze ohne Zukunft
Keine Verlängerung für Pachtvertrag in Sicht
von Petra Zoepf
Ende, aus, vorbei – Dauercamping an der Großen Krampe soll es endgültig nicht mehr geben. Ullrich Hohwieler und seine Zeltfreunde wollen sich mit dem Gedanken, dass die Saison 2009 die letzte in ihrem Idyll sein wird, noch nicht abfinden. Für den Vorsitzenden der Camping Clubs von Köpenick und Müggelheim, die die Plätze Große Krampe I und II betreiben, ist das „Nein“ der Berliner Forstverwaltung, die für das drei Hektar große Areal zuständig ist, nicht nachvollziehbar. „Wir haben verschiedene Vorschläge gemacht, die Fläche zu durchforsten. Bislang ohne Erfolg, aber wir geben noch nicht auf“, sagt er kämpferisch.
„Die Standfestigkeit der Bäume dort ist nicht gewährleistet“, begründet Marc Franusch, Pressesprecher der Berliner Forsten, das Aus für die Camper im Müggelheimer Forst. Als Eigentümer des Geländes habe das Land Berlin die Verkehrssicherungspflicht und „die ist bei einem Großteil der Kiefern nicht mehr vorhanden“. Bei Sturm könnten Äste abbrechen oder gar ganze Bäume umfallen und Menschen erschlagen. Um diese Gefahr abzuwenden, müsse ein Kahlschlag erfolgen und das sei mit dem Waldgesetz nicht vereinbar, untermauert Franusch die Haltung der Behörde. In Zahlen: Es geht um etwa brüchige 180 Kiefern auf 0,05 Prozent Fläche des Köpenicker Stadtwaldes.
Unterstützung zum Erhalt des Camper-Kleinods hatte Ullrich Hohwieler beim Petitionsausschuss des Abgeordnetenhauses erhofft. Dort wurde seine Eingabe aber abgeschmettert. „Mit uns hat niemand gesprochen. Die Ablehnung enthielt lediglich die Argumente der Forstverwaltung“, sagt der Club-Chef verbittert. Eine seiner letzten Hoffnungen sind nun die Parteien im Bezirk.
Im vergangenen Jahr mussten die 500 Camper 13 000 Euro Pacht und 450 Euro Wegegeld für die Nutzung von Anfang April bis Ende September berappen. „Wir zahlen damit weit mehr als der Golfclub Wannsee, der 2008 vom Land Berlin im Grunewald Gelände pachten konnte“, so Hohwieler. Er hat ausgerechnet, dass das Zelten bei den gleichen Konditionen, die den Golfern eingeräumt wurden, jährlich nur 800 Euro Pacht entsprächen. Hier werde mit zweierlei Maß gemessen, „aber das sei politisch offensichtlich so gewollt“, mutmaßt er und ergänzt: „Etwa die Hälfte unserer Mitglieder hat ein Einkommen am Rande des Existenzminimums und kann sich eine andere Art Erholung gar nicht leisten.“ Somit erfülle das Dauerzelten an der Großen Krampe auch eine soziale Funktion. Je nach Größe des Zeltes liegen die Kosten pro Saison zwischen 300 und 350 Euro.
Bereits vor fünf Jahren war den beiden Camping Clubs als Alternative das Gelände des ehemaligen Ferienlagers in Wernsdorf angeboten worden. Doch um dort die Zelte aufschlagen zu können, müssten erst die alten Baracken abgerissen werden. „Die Kosten für Rückbau und Entsorgung müssten wir tragen, aber das können wir uns nicht leisten“, sagt Hohwieler. Die Fläche wäre akzeptabel, „wenn man uns hier entgegen kommen würde“. Er und seine Jahrzehnte langen Campingfreunde fühlen sich im Regen stehend, doch die Hoffnung auf den rettenden Schirm haben sie noch. „Der Platz in Zeuthen hat noch Kapazitäten“, weiß Lutz Wittich, Referatsleiter bei der Forstverwaltung. Dort sei das Problem der Stabilität der Bäume nur gering und für den Zeltverein bestehe eine Option, den Pachtvertrag bis 2014 zu verlängern.
Zur Geschichte des
Dauercampens in Köpenick
Vor fast 90 Jahren entdeckten Arbeiterfamilien das Zelt als preisgünstige Art der Enge ihrer Wohnungen zu entfliehen. Die Sportbewegung der SPD und KPD unterstützte die Erholungssuchenden beim Drang ins Grüne und es entstanden Campingplätze in der Wald und Wasser reichen Gegend am Rande Berlins. Die damals angelegten Plätze existieren zwar nicht mehr, aber ihre Namen „Kuhle Wampe“ und „Große Krampe“ von den Nachfolgern übernommen. Dem berühmtesten Berliner Campingplatz hat Bertolt Brecht 1932 in seinem Film „Kuhle Wampe“ gar ein Denkmal gesetzt.
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