Geschichten aus dem Müggelwald |
Maxim glotzt in die Röhre
von Ingrid Zweiniger
„Ich glaub‘ es ja nicht.” Trabbi rannte im Garten herum und war völlig durcheinander. So etwas hatte er noch nie gehört. Die Spatzen pfiffen es von den Dächern, die Eichhörnchen erzählten es sich, wenn sie von einem Baum zum anderen hüpften und sogar die Füchse und Wildschweine sprachen über Maxim. Was war geschehen?
Als der Fuchs an einem schönen Wintertag im Garten von Maxim war, sah er seinen Hundekumpel in der Wohnstube vor einem Fernsehapparat sitzen. Auf dem Bildschirm rannten gerade Tiere hin und her und Maxim schaute diesen Tieren interessiert zu. Der Fuchs war sprachlos. „Ich dachte immer, diese Geräte sind nur für die Menschen da. Aber jetzt fangen sogar die Tiere schon an, sich dafür zu interessieren. Ich glaube es ja nicht. Wenn ich Maxim mal wieder treffe, dann muss ich mit ihm reden, warum er das macht.”
Der Fuchs lief in den Wald, setzte sich auf die verschneite Wiese und wartete auf die Tiere des Müggelwaldes um mit ihnen zu sprechen. „Hoffentlich kommt heute einer vorbei”, dachte er, „denn bei dieser Kälte macht es ja auch keinen Spaß auf einer weißen Wiese zu sitzen.”
Nach und nach kamen einige Tiere. Wildschweine, Rehe, Eichhörnchen und Vögel. Der Fuchs erzählte den Tieren, dass Maxim „vor der Röhre” sitzt und sich Tierfilme anguckt und er wollte auch wissen, ob die Tiere des Müggelwaldes jetzt auch einen Fernsehapparat bräuchten.
„Also, du musst uns erst einmal erzählen, wer Maxim ist.”
„Also Maxim ist ein großer Hund aus dem Dorf am Rande des Müggelwaldes. Ich spiele manchmal mit ihm in seinem Garten. Oder besser gesagt: Er vertreibt mich aus seinem Garten, wenn ich mal dort bin, um mich umzuschauen. Und dabei habe ich eines Tages entdeckt, dass dieser Hund in die Röhre glotzt. Ist das nun etwas Schlimmes, oder braucht man das?”
Die Tiere fanden das lustig. „Was hast du denn nur für Probleme. Wir wissen schon lange, dass auch andere Tiere in die Röhre glotzen. Wenn es ihm Spaß macht, deinem Maxim, dann soll er doch fernsehen, so viel er will. Hast du ihn denn schon gefragt, warum er das macht? Vielleicht hat er Langeweile oder es macht ihm Spaß oder Herrchen und Frauchen wollen einen TV-Star aus ihm machen. Oder, oder, oder. Und deine Frage, ob wir Tiere im Müggelwald ein Fernsehgerät brauchen, kannst du dir doch wohl selbst beantworten. Brauchst du einen Fernseher?”
„Nein!”, sagte der Fuchs.
„Na siehst du. Wir Müggelwaldtiere brauchen so etwas nicht. Das brauchen wohl nur die feinen Haustiere. So, wir gehen jetzt alle nach Hause und glotzen in die Röhre. Hahaha, war ein Scherz. Tschüss, bis zum nächsten Wiesentreff.”
Nach ein paar Tagen lief der Fuchs durch das kleine Dorf am Rande des Müggelwaldes und kam am Garten von Trabbi vorbei. Der stand am Gartenzaun und hatte Langeweile.
„Hallo du schlauer Fuchs, hast du Lust mit mir in der Tannenhecke ein wenig zu quatschen?” Der Fuchs freute sich. Er sprang über den Zaun und beide krochen in die Tannenhecke.
„Schön hast du es hier draußen. Richtig hundegemütlich. Und wie sieht es im Haus aus? Darfst du da überhaupt rein oder musst du hier im Garten leben?” „Sag mal spinnst du”, sagte Trabbi, „weißt du überhaupt, dass ich ein Haustier bin? Also darf ich auch ins Haus. Und was willst du noch wissen?”
„Na ich will noch wissen, ob du auch in die Röhre glotzt.”
Trabbi musste lachen. „Jetzt sind wir endlich bei dem Thema, was zurzeit die Tierwelt des Müggelwaldes beschäftigt. Ich weiß von Maxim und seiner Freizeitbeschäftigung ‚Röhre glotzen‘. Aber ich will dir mal was sagen. Ich habe mich mit Maxim unterhalten, als wir uns auf einer Hunderunde im Müggelwald getroffen haben.” „Ja und was hat er gesagt, das interessiert mich jetzt sehr”, sagte der Fuchs.
„Na, das interessiert doch bestimmt auch die anderen Tiere im Müggelwald. Und wenn ihr euch wieder auf eurer Wiese trefft, dann kannst du ihnen sagen, dass Maxim in die Röhre glotzt, wenn er Langeweile hat. Oder, wenn ein schöner Tierfilm zu sehen ist. Und dann, sagte er mir, dass man auch einiges aus den Filmen lernen kann. Er hatte an dem einen Tag gesehen, wie kleine Tiere, Hunde oder Katzen oder Häschen, nach Weihnachten einfach auf die Straße gesetzt werden, weil sie keiner mehr haben will. Sie waren ein Weihnachtsgeschenk für Kinder. Nun ist Weihnachten vorbei und das Tiergeschenk wird weggeschmissn. Ist das nicht grausam?”
„Ja, das ist furchtbar. Aber wir Tiere des Müggelwaldes haben auch schon davon gehört. Und was kann man dagegen tun?”
„Maxim und ich wir hatten eine Idee. Was hältst du davon, wenn wir uns alle zum nächsten Weihnachtsfest auf den Weg machen um mit den Menschen zu sprechen, die ein kleines Tier kaufen wollen um es zu verschenken und die es dann nach Weihnachten wieder wegschmeißen?” „Aber es sind doch nicht alle Menschen so böse”, sagte der Fuchs. „Da hast du Recht. Maxim und ich werden noch einmal darüber nachdenken und dann melden wir uns bei dir. Also bis zum nächsten Mal. Komm gut durch den restlichen Winter.”
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