Gedanken aus Müggelheim
von Simone Jacobius
Also Mädels, jetzt mal alle hergehört. Und Ihr, holde Knaben, könnt getrost zu den nächsten Seiten übergehen - das geht Euch hier nämlich nichts an!
Damit Ihr‘s wisst, Ladies, dieses Jahr sind wir dran, und zwar so richtig. Ich meine von den Muckis her - und natürlich auch vom Köpfchen. Denn dieses Jahr ist vom „Deutschen Olympischen Sportbund” (DOSB) zum Jahr der Frauen im Sport ernannt worden. Wisst Ihr, was das heißt: Wir sollen alle ein bisschen mehr machen.
Aber das ist ja ein Leichtes für uns. Wir Diät erfahrenen Weiber wissen schließlich, dass die Pfunde nur purzeln, wenn man auch etwas die Hüften schwingt. Und schwingen lassen klingt doch schon viel leichter, als sie „rollen” zu lassen. Da assoziiert man ja automatisch mehr oder weniger kleine Ringe. Außerdem ist Bewegung gut für den Stoffwechsel, gegen Bluthochdruck und entspannt außerdem. Ach, und im Alter geht Sport mit einem „pfiffigen Geist” einher.
Also sporteln wir mal drauf los. Der Wald ruft. Schön wäre es, wenn jetzt in einer Kiefer irgendwo ein Tarzan säße und wir dann Jane spielen könnten, um uns von Liane zu Liane hinforttragen zu lassen - so müssen wir die winterträge Muskelmasse halt alleine in Bewegung setzen. Walken, Joggen, Spazieren, Inlinern - ja, auch dafür ist die Zeit nicht mehr weit. Außerdem bietet sich jede Form von Gymnastik an, auch Athletik ist für unsere weiblichen Formen wunderbar geeignet. Also stemmen wir die Hanteln, zerren an den Tubes oder lassen die Gummibänder knallen. Wir sind da vielseitig, wie ihr wisst. Ab und an verirrt sich sogar eine arme männliche Seele in einen der Kurse. Schwere Psychosen sind allerdings auf Dauer nicht auszuschließen, wenn sie ständig von „Busen straffen” und „Pups stramm machen” hören.
Aber eigentlich hat der DOSB es ja nicht so gemeint, dass wir mehr sporteln sollen, um Pfunde purzeln zu lassen. Generell sollen Frauen mehr Sport treiben, das ja. Aber andererseits sollen auch endlich mehr Damen in die Führungsgremien von Verbänden und Vereinen vordringen. Daher meine ich: Nicht nur Muckis spielen lassen, sondern auch den Grips. Aber das ist ja ein Leichtes für uns. Und das was die meisten Herren in den Vorständen können, klug und ausschweifend reden und dabei ein Bierchen zischen - ich glaube, auch da stellen wir uns nicht dümmer an. Nur vielleicht etwas effektiver. Schließlich warten bei uns noch Kinder, Kochtopf, Haushalt, Wäsche, vielleicht ein Job, der Garten und und und...
Da stellt sich mir doch glatt die Frage, ob wir dieses Jahr der Frauen im Sport wirklich brauchen. Vielleicht sollten wir mal das Jahr der „Herren an Herd und im Haushalt” ausrufen. Aber ich bin abgeschweift. Ich muss noch schnell meine Wäsche zusammenlegen, bevor ich zum Einkaufen jogge und beim Altglas wegbringen rasch ein paar Kniebeugen einlege - natürlich brav die Knie hinter den Zehenspitzen lassen.
Also dann Mädels, und nehmt das kollegiale Du nicht krumm - aber das ist so unter Sportlern (wie Ihr sicher alle wisst). Und Ihr wisst Muskeln und Geist sind in diesem Jahr besonders gefragt - als ob wir dafür eine Extra-Verordnung bräuchten... Na, dann lassen wir mal unsere Muskeln spielen: Irgendetwas muss man ja auch vom angeblich „starken Geschlecht” gelernt haben.
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