BBI - ein bisschen Klarheit
in die Diskussion bringen
Spätestens seit September letzten Jahre kennt jeder die Begriffe Flugrouten, Nachtflugverbot oder Fluglärmkommission. Aber kaum einer sieht noch durch, welche Flugroute gerade diskutiert wird. Auch die Berichterstattung in den Medien endet in schöner Regelmäßigkeit ganz knapp hinter Bohnsdorf, so dass es an der Zeit ist, auch ein wenig den Blick auf Müggelheim zu richten. Dieser Artikel dient dem Ziel, einer kurzen Zusammenfassung des derzeitigen Sachstandes aus der Sicht von Müggelheim.
Am 14. Februar tagte die Fluglärmkommission. Hier wurde erstmals eine Bewertung für die diversen Vorschläge insbesondere für den Abflug durch die Deutsche Flugsicherung (DFS) vorgenommen. Für Müggelheim kommt immer das gleiche Ergebnis heraus: Gerader Überflug beim Abflug bis Erkner. Dies würde eine wesentliche Verschlechterung zum derzeitigen Zustand bedeuten. Derzeit kurven die Flugzeuge in den meisten Fällen nach dem Start über dem Langen See nach Norden oder Süden ab. Betroffen ist hauptsächlich die Südspitze von Müggelheim. Aber egal wie die Flugrouten gelegt werden, wir werden immer stark betroffen sein, jedenfalls solange es einen Flughafen an diesem Standort gibt.
Ein weiteres Thema ist der Nachtflug. Hier gibt es gerade zwei Wege die beschritten werden. Zum einen gibt es die Klagen gegen den ergänzenden Planfeststellungsbeschluss vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig und zum anderen gibt es mehrere parlamentarische Initiativen zur Selbstverpflichtung der Eigentümer (Berlin, Brandenburg, Bund). Im Abgeordnetenhaus gibt es zwei Anträge zum Nachtflugverbot: Die CDU ist für ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr, für ein Verbot in der Zeit von 23 bis 6 Uhr. Unterstützt werden diese Bemühungen seit dem 21. Februar durch Gregor Gysi. Ähnliche Bemühungen gibt es ebenfalls in Brandenburg, wo es hierzu einen Beschluss im Landesvorstand der SPD gibt. Ob dies alles zum Erfolg führt, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. In den nächsten zwei Wochen gibt es hierzu verschiedene Anhörungen in den Parlamenten. Eine Chance, da vielen Abgeordneten die Dimension unserer Belastung und der gesundheitlichen Auswirkungen überhaupt nicht klar ist.
Wie geht es weiter? Die Flugrouten werden durch das Luftfahrt-Bundesamt festgelegt und können danach jederzeit wieder geändert werden. Die Diskussion beginnt in der Fluglärmkommission (FLK). Zu jedem Verkehrsflughafen gibt es eine FLK, die zumeist aus 15 Personen – Vertreter von Gemeinden, Flughafen, Fluggesellschaften – besteht. Die FLK wurde im Fall BBI nach den Protesten auf 32 Mitglieder erweitert. In der FLK werden Anträge beraten und Empfehlungen beschlossen., die im Fall der Flugrouten an die Deutsche Flugsicherung (DFS) weiter gegeben werden. Die DFS begutachtet diese Vorschläge und entwickelt daraus eigene. Diese können den Vorschlägen der FLK 1:1 entsprechen, aber auch völlig davon abweichen. Danach werden diese an das Luftfahrt-Bundesamt übermittelt, welches eine Rechtsverordnung mit Flugwegen, Flughöhen usw. veröffentlicht. Nach derzeitigen Planungen soll die Diskussion in der FLK im Juni 2011 beendet werden. Die finale Planung soll der DFS dann im Juli 2011 mitgeteilt werden.
Egal ob Flugrouten oder Nachtflug, es ist noch nichts entschieden. Im Fall der Flugrouten (An- und Abflug gleichermaßen) läuft jedoch der derzeitige Diskussionsprozess gegen die Interessen von Treptow-Köpenick und auch Müggelheim.
Wenn wir nicht anfangen Druck und Öffentlichkeit aufzubauen, dann werden wir eines der am meisten belasteten Gebiete bleiben. Eine erste Möglichkeit ist die Großdemonstration der Bürgerinitiativen gegen den BBI am 12. März in Schönefeld. CS
Gemeinsam gegen den BBI
Durch Fluglärm Gesundheitskosten in Millionenhöhe
Nur gemeinsam können wir etwas bewegen. Deshalb machten sich am 7. Februar der Müggelheimer Ortsgruppensprecher des BVBB und der Sprecher des Umweltkreises in der ev. Kirchengemeinde auf den Weg nach Lichtenrade zur Montagsdemo.
Zuvor hatten wir - aufgrund einer Pressemitteilung vom 1. Februar - bereits Kontakt zum "Info-Büro Fluglärm" in Lichtenrade aufgenommen. Das Ziel dieses Büros ist: "Zum Baustopp für den BBI gibt es keine Alternative!" Organisator der Montags-Demos ist die BI Lichtenrade/Mahlow Nord. Diese Initiative hat in ihrem Programm die "Beibehaltung der ursprünglich geplanten Flugrouten, auf denen das BBI Planfeststellungsverfahren basiert" und ein "Uneingeschränktes Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr". Sie ergänzt jedoch: "Sollte sich herausstellen, dass der Flughafen Schönefeld unter Einhaltung der o. g. Bedingungen aufgrund der Stadtnähe seine neue Aufgabe nicht erfüllen kann, so ist die Neuplanung eines weiteren Flughafens an einem dafür geeigneten Standort unumgänglich, um den Flughafen Tegel mittelfristig schließen zu können."
Auf der Demo machte ein Arzt interessante Ausführungen zu den gesundheitlichen Folgen des BBI in Schönefeld in seiner vorgesehenen form. Auf der Grundlage der Studie von Prof. E. Greiser zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch Fluglärm und eines Gutachtens zu externen Kosten des Flugverkehrs der Universität Stuttgart benannte er zu erwartende Kosten, die durch die Behandlung der durch Fluglärm erkrankten Patienten entstehen werden.
Bei einer Anzahl Fluglärmbetroffener von 250-500 Tausend ist alle zwei Jahre mit folgenden Neuerkrankungen zu rechnen: 3000 Schlaganfälle, 1000 Herz-Kreislauf-Erkrankungen, 500 Brustkrebserkrankungen bei Frauen. Legt man die Kosten pro Krankenhausaufnahme (in der angegebenen Reihenfolge der Erkrankungen: 16 730€, 3260€, 481 000€) zugrunde, lässt sich leicht ausrechnen, welche Kosten – nicht nur für die Fluglärmbetroffene! – entstehen, es ist die gewaltige Summe von etwa 300 Millionen Euro alle zwei Jahre. Der Verlust an Lebenserwartung ist dabei noch nicht berücksichtigt. Dies führte den Redner zu dem Schluss, dass der BBI am geplanten Standort Schönefeld – wie auch immer die Flurouten gelegt werden – unmenschlich ist.
Nach der Demo trafen sich die Besucher aus Müggelheim im "Info-Büro Fluglärm" zu interessanten Gesprächen, bei denen die Vertreter des Info-Büros weitere Ausführungen zur Forderung des Baustopps machten, eine Forderung, die auch der BVBB erhebt und die auch vom Umweltkreis vertreten wird. Es wurde deutlich, dass eine Vernetzung aller Initiativen, die diese Forderung erheben, notwendig ist.
Zur nächten Lichtenrader Montagsdemo – es war die 13. - fuhr der Sprecher des UWK erneut nach Lichtenrade. Von zwei Teilnehmerinnen wurde er auf das Schild "Keine Flugzeuge über Müggelheim" angesprochen: "Über Müggelheim – da fliegen doch gar keine Flugzeuge!" Doch ein anderer Teilnehmer wusste es besser: "Sie sind extra aus Müggelheim gekommen, das ist schön!" Über die Rede des CDU-Spitzenkandidaten Henkel war genug in der Presse zu lesen.
Beim anschließenden Gespräch im Infobüro ging es erneut um das Problem der Bündelung der Kräfte und um das Ziel des Baustopps in Schönefeld. Es wurde auch über die in Müggelheim stattfindenden regelmäßigen "Fürbittgebete für Gerechtigkeit, Wahrheit und Wahrhaftigkeit" informiert. Vertreter aus Lichtenrade wurden eingeladen, zum Fürbittgebet am 8. März nach Müggelheim zu kommen. Nach Gebet und Rundgang um den Anger, diskutieren wir gemeinsam im Dorfklub. HK
Neue Großdemo
in Schönefeld am 12. März
Die Bürgerinitiativen von Kleinmachnow, Stahnsdorf und Teltow rufen ihre Partner-Bürgerinitiativen dazu auf, an der geplanten Großdemo am 12. März teilzunehmen. Zwar verfolgen die BIs nicht unbedingt die Müggelheimer Ziele, aber nichtsdestotrotz appelliert die Initiativgruppe von Müggelheim, daran teilzunehmen. Nur so sei es möglich, auf einen medienwirksamen Zug aufzuspringen. Außerdem könnten dort auch lautstark die Müggelheimer Interessen verkündet werden. Da wären einerseits das Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr, eine menschenfreundliche Routenführung, am liebsten Baustopp und Neuplanung in Sperenberg. Also vormerken und warm anziehen: 12. März, 15 bis 17 Uhr, Demo auf der B96a. Start ist die Kirche in Schönefeld.
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