Müggelheimer Bote
17. Jahrgang, Ausgabe 3/2011
März 2011
Müggelheimer Bote

Inhalt
Ärztezentrum soll schließen
Die neuen KoBBs stellen sich vor
BBI: Ein bisschen Klarheit in die Diskussion bringen
Müggelheim - Helau
Gentechnik einmal praktisch
Elektrosmog - Belastung in Müggelheim
Qigong für Müggelheimer Senioren
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Ärztezentrum am Krankenhaus Köpenick soll schließen

Bürger sehen ihre medizinische Versorgung massiv gefährdet

von Petra Zoepf

Im Rahmen der Partnerschaftsbeziehungen reiste die Bürgermeistern von Treptow-Köpenick, Gabriele Schöttler (Foto Mitte), vom 18. bis 21. Februar nach Odernheim am Glan. Begleitet wurde sie von Dagmar und Peter Belitz (Foto rechts) vom Müggelheimer Heimatverein. Höhepunkt des Besuches war der Besuch der Prunkkappensitzung der "Närrischen Kicker". Gastgeber waren der Bürgermeister von Odernheim, Achim Schick, der Gemeinderat, sowie die "Freunde Müggelheims". Klar, dass zu solchem Partnerschafts-Besuch auch jede menge Gespräche gehören - mal abgesehen von den launigen Karnevalsreden, der Schunkelei und dem Tanzbein, das munter geschwungen wird. Also Partnerschaft kann durchaus auch leutselig sein... sip [weiterlesen]

Ärztezentrum am Krankenhaus Köpenick soll schließen

Bürger sehen ihre medizinische Versorgung massiv gefährdet

von Petra Zoepf

Kurz vor vier am Nachmittag des 3. Februars. Der Raum "Zur Brücke" im Seniorenzentrum an der Wendenschloßstraße 38 ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Etliche Zuhörer nehmen gar einen Stehplatz in Kauf. Die Schließung des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) an den DRK-Kliniken Berlin-Köpenick interessiert sie brennend. Die vorwiegend älteren Menschen sehen ihre ärztliche Betreuung extrem gefährdet, wenn Ende Juni die letzten Abteilungen im MVZ dicht machen müssen. Prof. Niels Korte, CDU-Kandidat für das Abgeordnetenhaus Berlin, hatte Vertreter aller beteiligten Institutionen und die Köpenicker zur Informationsveranstaltung eingeladen. Korte fordert eine fachärztliche Versorgung im Nahbereich, "denn lange Wartezeiten auf Termine und weite Anfahrtswege können den Menschen nicht zugemutet werden."

Uwe Kraffel von der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin (KV) stellt vorweg klar, dass die Praxen der niedergelassenen Ärzte und die Poliklinik, die ebenfalls im Gebäude an der Salvador-Allende-Straße untergebracht sind, weitergeführt werden. "Nach Bekanntwerden der gravierenden Unregelmäßigkeiten im vergangenen Sommer mussten wir handeln und haben der Geschäftsführung der DRK-Kliniken Berlin die Weiterführung des MVZ entzogen", untermauert er den KV-Beschluss. Aufgrund des drohenden Engpasses in der medizinischen Versorgung der Patienten im Bereich Onkologie, Kardiologie, Radiologie und Neurologie hatte man sich mit den DRK-Kliniken auf eine Fristverlängerung für diese Disziplinen bis Ende Juni 2011 geeinigt.

Die Vertreter der DRK-Kliniken, Hartmut Kern und Frank Armbrust, räumen ein, dass die KV wegen der Vorkommnisse handeln musste. "Wir arbeiten mit Hochdruck an Lösungen und bieten Fachärzten die Möglichkeit, sich in den vorhandenen Räumen niederzulassen." Einige MVZ-Patienten würden in der Poliklinik und den anderen Praxen weiterbehandelt werden. Für die Radiologie und Neurologie würden Ermächtigungsverfahren laufen. Diese erlaubt Chefärzten des Krankenhauses die ambulante Nachsorge von Patienten; damit keine Überlastung entsteht, will das Krankenhaus neue Ärzte einstellen. Insgesamt seien 12 Arztstellen betroffen, auf denen 30 Ärzte arbeiten. Bereits Ende vergangenen Jahres waren die Bereiche Chirurgie und Psychologie geschlossen worden, Ende März folgen die Radiologie und Neurologie.

Eine zeitnahe Lösung für die Kardiologie sieht Frank Armbrust nicht. In Berlin gäbe es derzeit keinen freien Arztsitz für diese Fachrichtung. "Wir planen hier eine Kooperation mit den SANA-Kliniken", sagt Armbrust. Doch damit sei das Problem auf Dauer nicht gelöst. Da die Kassenärztliche Vereinigung die Anzahl der Arztsitze festlegt, "sind uns da die Hände gebunden". Uwe Kraffel bestätigt das und erklärt, dass sich die Zahl der Praxen an den Einwohnern Berlins orientiert. Eine gleichmäßige Verteilung der Fachärzte über die gesamte Stadt bleibe dabei unberücksichtigt. Er räumt "eine Konzentration in einigen Stadtbezirken" ein. Kraffel verweist darauf, sich in Notfällen an den Lotsendienst der KV unter der Telefonnummer 31 00 32 22 zu wenden.

Aus den Reihen der Zuhörer wird der KV die Mitschuld an der Misere in Köpenick gegeben. "Sagen Sie uns was geht - und nicht immer nur was nicht geht! Schreiben Sie neue Praxen aus! Wir brauchen die Ärzte hier und nicht in Charlottenburg", fordern die Zuhörer.

Mario Czaja, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU im Abgeordnetenhaus, hat ausgerechnet, dass mehr als 5000 Patienten durch die Schließung des MVZ betroffen sind. "Wir brauchen eine neue Organisationsform, damit die Ärzte aus dem Medizinischen Versorgungszentrum weiter arbeiten können, denn die Betroffenen können nicht auf ihre ärztliche Versorgung warten", so Czaja. Mit einer Unterschriftenaktion soll der Rettung des MVZ Nachdruck verliehen werden. Fast 500 Unterschriften sind schon zusammen gekommen, die dann der kassenärztlichen Vereinigung übergeben werden sollen.

Korte versprach, sich für eine weitere Informationsveranstaltung zum MVZ einzusetzen. Diese findet am 7. März von 10.30 bis 12 Uhr im Ratssaal des Rathauses Köpenick statt. Die Bezirksstadträtin für Soziales und Gesundheit Ines Feierabend (Die Linke), Ralf Stähler, der Geschäftsführer der DRK-Kliniken Berlin und der Bürgerverein "Allendeviertel" laden dazu ein.


Kommentar

von Petra Zoepf

Der Hinweis auf den Lotsendienst der KV muss die Betroffenen wie eine Ohrfeige getroffen haben. Ganz nach dem Motto: Im Notfall bieten wir Hilfe an! Doch damit ist den vielen Menschen in Köpenick nicht geholfen, die auf kontinuierliche medizinische Versorgung durch einen oder mehrere Fachärzte angewiesen sind. Die Schließung des MVZ am Krankenhaus Köpenick verdeutlicht, dass das System an sich krank ist. Im Südosten Berlins fehlen jetzt etliche Fachärzte. Lange Wartezeiten auf einen Termin mit weiten Anfahrtswegen müssen die auf Hilfe angewiesen jetzt in Kauf nehmen. Es reicht nicht, wenn sich die KV Berlin damit brüstet, in der Stadt eine sehr gute Ausstattung an Fachärzten zu haben. Die Verteilung der Ärzte über das Stadtgebiet ist im Laufe der Jahre auf der Strecke geblieben. Beim Blick über den Tellerrand würden die Verantwortlichen bei der KV feststellen, dass sie die Ärzte-Konzentration billigend in Kauf genommen haben und gerade die älteren Menschen in den Randgebieten auf der Strecke bleiben.