Müggelheim wird barrierefrei
Baustadtrat Hölmer stand Rede und Antwort im Dorfklub
von Simone Jacobius
In vielen Dingen war er der falsche Mann, oder aber die Gäste stellten die falschen Fragen. Baustadtrat Rainer Hölmer kam auf Einladung der Volkshochschule in den Dorfklub, um über die städtebaulichen Entwicklungen in Müggelheim zu reden. Doch das, was den mehr als 60 Zuhörern in einem knackig vollen Saal unter den Nägeln brannte, waren in erster Linie Fragen an seinen Amtskollegen Schneider. Politisch-rethorisch versiert, versuchte er das Beste aus der Situation zu machen und bot an, die Fragen und Probleme weiterzureichen oder im Kollegium anzusprechen.
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Denn alle Fragen zum Thema Flughafen BBI in Schönefeld fielen nicht in sein Ressort. Dennoch räumte Hölmer ein, dass ein Nachtflugverbot von 22 bis 6 Uhr sinnvoll sei. Er sieht, auch außerhalb seines Kompetenzbereichs, Möglichkeiten, dieses Problem bei einem Flughafen, der in erster Linie von Billigfliegern angeflogen wird, in den Griff zu bekommen. Für Aufregung sorgte die angedachten Schallschutzmaßnahmen im Berich der Kita. „Man kann Kinder nicht nur im Haus festhalten. Passiver Schallschutz ist in diesem Falle Heuchelei“, redete sich ein Mann in Rage. Ein anderer hielt einen „Naturspielplatz”, wie er jetzt an der Odernheimer Straße geplant ist, für schizophren - „direkt unter der Einflugschneise und neben einer Gasstation. Das birgt zusätzliche Gefahren.“ Baustadtrat Hölmer zeigte sich zuversichtlich, dass im Bezirk alles für ein menschenwürdiges Dasein getan werde - auch von seinem Kollegen Schneider. Und man ggf. auch über eine Umsiedlung der Kita nachdenken müsste.
Was in sein Ressort fällt, ist die Siedlungsbeschränkung, die es für Teile Müggelheims gibt. „Ziel dieser Siedlungsbeschränkung ist es, den BBI nicht zu gefährden indem man durch unkontrollierte Besiedlung für zusätzliche Entschädigungsansprüche sorgt”, erläutert er die Hintergründe. Die Siedlungsbeschränkung gilt für den Süden Müggelheims. Die Linie verläuft schräg, südlich der ersten Wiese an der Odernheimer Straße und des Sportplatzes.
Einen Kraftakt hat das Bezirksamt jetzt mit dem Projekt „barrierefreies Müggelheim” beschlossen. In den Jahren 2008/09 sollen alle Kreuzungen und Übergänge abgesenkt uns somit Rollstuhltauglich gemacht werden.
Um das Thema Verkehr ging es auch bei der Anfrage einer Zuhörerin. Sie forderte am Waldfriedhof einen Fußgängerübergang zu schaffen und regte an, den angedachten Zebrastreifen an der Straße nach Müggelhort dorthin zu verlagern. Denn an der Einmündung Ludwigshöheweg gäbe es bereits zwei sichere Übergänge durch die Mittelinseln. Außerdem wurde ein durchgängiges Tempo 30 auf der Odernheimer Straße gefordert - zur Sicherheit der Schulkinder. Alternativ dazu auch ein durchgehender Radweg für beide Richtungen. Der Dezernent wollte sich dafür einsetzen, räumte aber ein, dass Geschwindigkeitsreduzierungen Auf Busstrecken jedesmal einen Kampf mit der BVG bedeuteten. Derweil hat die SPD-Fraktion der Bezirksverordnetenversammlung sich bereits dieser Themen angenommen.
Auch Alt-Müggelheim 15, das Grottewitzhaus, war natürlich Thema bei der Versammlung. Peter Belitz, der Vorsitzende des Heimatvereins, sprach vom „denkmalschutzgerechten Verfall”. Sie hätten ein Projekt und einen Finanzirungsvorschlag eingereicht, seien aber immer nur vertröstet worden. Der Kaufpreis läge zurzeit bei 95 000 Euro und es gäbe zwei ernsthafte Kaufinteressenten. Auch der Baustadtrat wusste davon und dass bis April eine Klärung mit den Interessenten stattfinden sollte. „Es geht nicht, dass solche Gebäude den Bach runtergehen”, meinte er. Eine Finanzierung, wie sie sich der Heimatverein vorstellte, ginge aber nicht. Der hatte vorgeschlagen, dahinter liegende Grundstücke zu verkaufen und aus dem Erlös die Sanierung zu finanzieren. Doch nur 10 Prozent des Erlöses flössen an das Bezirksamt, der Rest ginge an den Liegenschaftsfonds, erläuterte Hölmer.
Spannend wurde es beim Thema Müggelturm: Auf allen Wegen versucht das Bezirksamt Kontakt mit dem neuen Besitzer aufzunehmen, aber er meldet sich nicht. Der ausschlaggebende Grund für den Zuschlag lag ausschließlich darin, dass er anbot das Grundstück ohne jegliche Fördermittel zu sanieren. „Mehr Herzblut wäre aber beim anderen Bieter gewesen”, so Hölmer. Falls sich jetzt wieder alles zerschlüge, müsste eine Rückabwicklung vorgenommen werden und „dann stehen wir wieder da, wo wir schon vor Jahren standen.”
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