Müggelheimer Bote
14. Jahrgang, Ausgabe 10/2007
Oktober 2007
Müggelheimer Bote

Inhalt
Neue Steganlage lässt auf sich warten
Gelungenes Jugendkonzert als "Geschenk" für die Müggelheimer
EU-Gelder: Wie ein warmer Regen
Müggelheimer Damm soll sicherer werden
BVBB bereitet neue Einwendungen vor
Schulhoffest ein voller Erfolg!
Kultur: Von Chaosmenschen und "Rockchansongs"
Wettergott im Clinch mit dem Erntefest
Künstler im Porträt: Melt
Probleme mit dem Körpergewicht (III)
Weitere Meldungen
Karikatur
Gedanken aus Müggelheim
Aus den Vereinen
Aus der BVV
Neues aus Treptow-Köpenick
Leserbrief
Kleinanzeigen
Kirche
Serie für den Natur- und Gartenfreund
Geschichten aus dem Müggelwald
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Geschichten aus dem Müggelwald

Die unheimliche Begegnung der anderen Art

von Anne Müller

Im hinteren Bereich des Hirseländerwegs wohnt irgendwo in einer gemütlichen Zimmerecke die Hausspinne Gerda. Zusammen mit der Familie hat Gerda sich dort seit drei Jahren eingerichtet.

Früher hauste sie in einem modrigen und verlassenen Bungalow. Dieser wurde leider abgerissen, so dass Gerda keine Wahl hatte als zwischenzeitlich unter der Eibenhecke zu übernachten. Gott sei Dank war dies kein Dauerzustand. Gerdas Familie wurde ständig von der mächtigen Drossel attackiert. Ihr Gatte erwies sich damals nicht als sehr mutig. Erst als Gerda ihm drohte, sie würde ihn auffressen, wenn er weiterhin nichts dagegen tut, begann er zu handeln. Die Drossel sollte in der Nacht mit einem klebrigen Netz überspannt werden, sodass sie sich nicht mehr rühren konnte. Dazu kam es nie. Die Drossel zog in das Nachbargründstück und Gerda musste nicht mehr lange warten. Das neue Eigenheim war schnell fertig und die Familie konnte endlich einziehen.

„Oben oder unten?“ Sie überlegte. „Frag doch die Kinder!“, erwiderte der Gatte. Gerda erhob kurz drohend ihre ersten vier Vorderbeine und funkelte mit allen acht Augen: „Ich mag es nicht gestört zu werden, wenn ich denke!“. Gerda ist zwar doppelt so groß wie ihr Gatte und viel stärker als er, aber dennoch kann ihr Gatte besser denken als sie. Und das ärgert sie des öfteren. Gerda war nie der mütterliche Typ und für Herzensangelegenheiten waren andere zuständig. Man zog schließlich doch nach oben, weil dort mehr Mücken und anderes Kleingetier zu finden war.

Leider hauste dort auch ein riesiges fast beinloses und rosiges Monster. Das Wesen hatte nur zwei Augen, wie unterentwickelt es doch sein musste. Anfangs wagte sich Gerda nur nachts in aller Stille auf Jagd zu gehen. Ungern überquerte sie weite Flächen, aber das Selbstvertrauen wuchs, so dass Gerda eines Tages den Entschluss fasste: „Heute werde ich den großen rosafarbenen Eindringling in die Flucht schlagen!“. Ihr Gatte riet zur Vorsicht. „Papperlapapp“, dachte sich Gerda und bereitete den Kontakt akribisch vor. Das Monster würde einsehen, dass das Zimmer zu klein war um es zu teilen. Außerdem verscheuchte das Wesen die leckeren Mücken und anderes Getier. Gerda hatte keine andere Wahl.

An einem Frühlingsmorgen kletterte sie aus der Ecke heraus auf die Bettdecke des Monsters. Es schlief noch fest. Gerda wagte sich vor. Mit der Größe eines Hühnereies und acht behaarten XXL-Beinen brauchte sie keine Angst zu haben. Langsam bewegte sie Bein für Bein nach vorn. Jetzt saß sie auf der riesigen Nase des Monsters, dieses rekelte sich und öffnete langsam eins der zwei Glubschaugen. Dann ging alles sehr schnell. Gerda flog auf den Boden, das Wesen schrie ohrenbetäubend und stolperte planlos die Treppe herunter in den Garten. Dort rannte es brüllend und orientierungslos über den Rasen und wimmerte anschließend noch lange vor sich hin.

„Prima“, dachte Gerda, „das wäre also geklärt.“ Leider war Gerda im Irrtum. Während das eine Wesen ängstlich im Garten herumlief, trat ein zweites rosa Monster mit einem langen kreischenden Rohr zielstrebig in den Raum. Sichtlich gereizt richtete das neue Monster das Rohr auf sie und schwupps war Gerda in einer stinkenden und dreckigen Höhle gefangen. Das war vielleicht eklig.

Nachdem Gerda den Ausgang gefunden hatte, schwor sie sich die merkwürdigen Nachbarn in Ruhe zulassen. Aber seit dieser Begegnung schien auch das Monster sehr vorsichtig und rücksichtsvoll zu sein. Gerda wohnt auch heute noch hinter dem Kleiderschrank. Sie versucht den direkten Kontakt zur anderen Art zu vermeiden, was doch sehr löblich ist, oder?