Gedanken aus Müggelheim
von
Prof. Dr. Lothar Wunderlich
Vor elf Monaten bin ich von Müggelheim nach Halberstadt gezoogen. Viele Jahre habe ich an den Wochenenden mit meiner Familie auf meinem Grundstück zugebracht. Die reizende wald- und wasserreiche Umgebung habe ich förmlich geliebt. Mit dem Fahrrad und zu Fuß haben wir Müggelheim und seine Umgebung kennen und schätzen gelernt.
Nach der Wende haben wir uns ein Einfamilienhaus bauen lassen und 13 Jahre darin gewohnt. Inzwischen hat sich vieles im Bezirk Köpenick verändert. Die Sorge um die Folgen des Ausbaus eines Großflughafens Schönefeld haben wir mit vielen Einwohnern geteilt. Aber das war nicht der einzige Grund Müggelheim zu verlassen. Unser Umzug nach Halberstadt geschah vor allem aus Altersgründen. Bisher habe ich den Umzug nicht bereut, weil sich viele Vorteile daraus ergeben.
So haben wir hier wesentlich kürzere Wege zu den Behörden, zu Fachärzten, zur Hochschule, zu Bibliotheken und zum Theater. Viele Ziele können wir ohne öffentliche Verkehrsmittel und ohne Auto erreichen.
In Müggelheim waren wir Mitglieder in dem von Irene Kruschke geleiteten Verein „Sozialbündnis”. Zahlreiche fröhliche Stunden haben wir im Dorfklub bei Musik und Tanz verlebt. Danken möchten wir auch Herrn Pfarrer Menthel für die Sommerkonzerte in unserer Dorfkirche, sowie den Künstlern, die durch Verzicht auf Honorare die Spendenbereitschaft der Müggelheimer für ein Projekt in Äthiopien förderten.
Zu Freunden und Bekannten werden wir weiterhin Kontakt halten und gelegentlich auch wieder Müggelheim besuchen.
In unserer neuen Heimat herrscht ein reges politisches und kulturelles Klima. Für Bürger und Touristen wird viel getan. Wenn sich auch die Orte in der Einwohnerzahl und in anderen Faktoren wesentlich unterscheiden, so fällt mir doch auf, dass in Müggelheim mehr getan werden müsste, um den Ort für Bürger und Touristen attraktiver zu gestalten. In zunehmendem Maße sollte man auch der wachsenden Zahl an Senioren im Ort Rechnung tragen.
So habe ich während meiner Müggelheim-Zeit Bänke und Papierkörbe auf zahlreichen Wegen vermisst. Auch in, bzw. vor den Kaufhallen hätte ich mich nach dem langen Weg zum Ortszentrum gerne auf eine Bank gesetzt. Am Kleinen Müggelsee hat man es in den vergangenen Jahren nicht geschafft, stabile Papierkörbe zu installieren, die weder von Wildschweinen noch von randalierenden Menschen umgeworfen werden können. Vor allem für Touristen und Besucher aus dem Stadtgebiet wäre es notwendig, mehr Wegweiser aufzustellen. So könnte man sicher noch viele Dinge nennen, die der allmählichen Veränderung bedürfen. Falls das Geld dafür fehlt, sollte man sich an Sponsoren halten und dabei auch die großen Discounter (Norma und Plus) bitten, einen Beitrag für den Ort zu leisten.
Viel Zeit habe ich gewonnen, wenn ich in Müggelheim das Rad zum Einkaufen und zur Sparkasse benutzt habe. Manche Radwege im Wald oder durch die Heide bin ich gerne wegen der herrlichen Natur gefahren. Auf manchen Müggelheimer Straßen hingegen vermisste ich einen offiziell ausgewiesenen Radweg. So könnte man die Abschnitte ohne Radweg am Dorfanger mit einem Schild „Gehweg - Radfahrer frei” versehen, ebenso wie den Weg an der Odernheimer Straße. Das käme gerade uns älteren Radfahrern und den Kindern entgegen.
Dagegen war ich sehr erfreut, dass meine Bemühungen um einen kostenlosen Abtransport von Papier und Pappe endlich Erfolg hatten und sich zwei Privatfirmen monatlich einmal darum bemühen.
Viel Mühe gab sich der Heimatverein, das kulturelle Leben in Müggelheim zu bereichern. Die Heimatfeste werden stets gern besucht, ebenso die Abendveranstaltungen zu verschiedenen Themen. Ich könnte mir vorstellen, dass das Programm um wissenschaftliche Themen und juristische Alltagsfragen (z.B. Fragen zu Erben und Vererben, Probleme des Straßenverkehrs, zu Versicherungsfragen u.a.) ergänzt werden könnte. Wäre es nicht auch möglich, ortsansässige Fachleute (Mediziner, Apotheker, Juristen, Ökonomen u.a.) für Vorträge zu gewinnen? Wie wäre es mit einer Veranstaltung „Senioren für Senioren”?
Mit meinen Gedanken möchte ich zur weiteren Gestaltung einige Anregungen geben, die sorgfältig geprüft und ergänzt werden sollten. Vielleicht finden sich auch Bürger bzw. Vereine, die für ihre Realisierung wirken könnten.
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