Müggelheimer Bote
9. Jahrgang, Ausgabe 6/2003
Juni 2003
Müggelheimer Bote

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Lösungen für den Jugendclub gesucht
Erschütternd: Babymord in Müggelheim
Angerfest war voller Erfolg!
Machen Sie Ihre Einwendungen gegen den Flughafen Schönefeld
Neuer Fährmann auf der Müggelspree
Dorint-Hotel voll in der Hand von DaimlerChrysler
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Neuer Fährmann auf der Müggelspree

Ronald Kebelmann fährt Berlins kleinste Fähre

Fast schon geschichtsträchtig ist sie, die Fähre zwischen Müggelheim und Rahnsdorf. „Fährmann, hol über“ heißt es seit den 20er-Jahren des vorigen Jahrhunderts. Radwanderer, Ausflügler und Sommergäste werden über die hier 36 Meter breite und 2,50 Meter tiefe Müggelspree vom Fährmann Ronald Kebelmann an das andere Ufer gerudert.

Berlins einzige handbetriebene Fähre fasst acht Passagiere pro Fahrt. Auch Kinderwagen, Hunde und Fahrräder sind kein Problem für die kleine Fähre. In früheren Zeiten erreichten selbst Berufstätige auf diesem Wasserweg ihren Arbeitsplatz in Rahnsdorf oder umgekehrt in Müggelheim. Jahrzehntelang beförderte der Müggelheimer Paul Rahn die Fahrgäste, bis fast zu seinem frühen Tod im Jahr 2002 (er wurde nach schwerer Krankheit nur 67 Jahre alt).

„Paules“ Nachfolger wechselten häufig. Am längsten blieb Kebelmanns Vorgänger Ulf Otto, der Mitte Mai auf eine Motorfähre versetzt wurde. Seitdem führt der gelernte Maschinist für Wärmekraftwerke das Ruder. Ronald Kebelmann kommt aus Lichtenberg. Seine Soldatenzeit leistete er bei der Marine ab. Weitere maritime Erfahrungen sammelte er später im Seesportclub Grünau beim Kutterrudern. Sein Patent als Binnenschiffer und ein aktueller Rot-Kreuz-Kurs befähigten ihn zum perfekten Fährmann.

„Ordnung und Sicherheit an Bord und an der Anlegestelle sind selbstverständlich. Schwimmwesten sind für alle Passagiere im Boot vorhanden. Ein Problem sind auch hier die Wildschweine. Bei großer Trockenheit wagen sie sich schon mal bis zum Ufer vor. Danach sieht es hier chaotisch aus und muss wieder hergerichtet werden“, so der Fährmann. Er hofft, dass er bei diesem Job alt wird. „Noch etwa zehn Jahre bis zur Rente“, schmunzelt er verschmitzt. Leider ist der Job saisonal begrenzt. Über den Winter heißt es dann jeweils stempeln gehen. Doch daran denkt er jetzt beim Saisonstart noch nicht. Wenn es werktags ruhig zugeht und er handwerklichen Dingen nachgehen kann, brennt dagegen vor allem feiertags die Luft. „Fahrräder über Fahrräder sollen dann übergesetzt werden“, erzählt der „Seebär“ mit den langen Haaren.

Ein Anziehungspunkt auf der Rahnsdorfer Seite ist die Fischräucherei „Müggelseefischerei Thamm“ mit Imbisshütte (nur am Wochenende geöffnet).

„Ein familiärer Ton, gerade mit den Stammkunden, sorgt für gute Laune. Laut Fahrplan wird zwar nur stündlich übergesetzt, aber ich richte mich nach Bedarf und Wetter“, sagt Ronald Kebelmann. Ortsfremde und Urlauber stellen dem Fährmann viele Fragen. „Da bin ich ein verbaler Reiseführer“, schmunzelt er. Der „Neue“ spart dann nicht an freundlichen und kompetenten Auskünften.

Doch die gute Laune kann ihm manchmal auch vergehen. Denn viele Motorbootfahrer wollen noch schnell an der kleinen Ruderfähre vorbei, geben Gas und versetzten das Boot durch die Wellen heftig ins Schlingern. „Die Leute bedenken dabei gar nicht, dass sie uns in Gefahr bringen. Dabei haben Fähren generell Vorfahrt“, wettert der Kapitän.

Alle Berliner Saisonfähren fahren übrigens von Karfreitag bis zum 3. Oktober täglich außer montags. Die BVG-Linie 24 wird von der Stern und Kreisschiffahrt betrieben, es gilt der Kurzstreckentarif für die Überfahrt zu 1,20 Euro, ermäßigt 1 Euro. Insgesamt gibt es sechs Fährlinien der BVG in Berlin. Die Müggelheimer Fähre fährt dienstags bis sonntags von 11 bis 19 Uhr. wi.