Müggelheimer Bote
9. Jahrgang, Ausgabe 6/2003
Juni 2003
Müggelheimer Bote

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Erschütternd: Babymord in Müggelheim
Angerfest war voller Erfolg!
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Gedanken aus Müggelheim

von Simone Jacobius


Zugegeben, in Müggelheim war nicht sehr viel zu merken. Aber sind Sie über Himmelfahrt mal in der Stadt unterwegs gewesen, sind Sie mit der S- oder der U-Bahn gefahren? Es war unglaublich, die Stadt platzte aus allen Nähten. Klar, es waren ja auch 200 000 Menschen mehr hier als normal. Der Kirchentag hatte sie alle zusammengeholt. Aber es war nicht nur voll - es war auch lebendig.

Die Menschen, jung und alt, mit ihren sonnengelben Kirchentagstüchern strahlten eine Freude aus, die Berlin selten sieht. Die pure Lebensfreude war in die Stadt eingekehrt. Und das, wo wir Berliner doch ohnehin schon nicht als Kinder von Traurigkeit verschrieen sind. Jetzt wurde gelacht und geneckt, musiziert und diskutiert, keiner murrte, wenn es eng war oder man warten musste.

Klar, 35 Prozent der knapp 200 000 Dauerteilnehmer waren auch unter 29 Jahre alt, was Berlin erheblich verjüngte. Dennoch war eines der größten Erlebnisse des Kirchentages der Gemeinschaftssinn. Jetzt können die Nichtchristen natürlich sagen: Ist doch logisch, christliche Nächstenliebe! Doch da muss ich widersprechen. Nächstenliebe und Gemeinschaftssinn haben für mich nicht allein etwas mit Christen zu tun (davon abgesehen habe ich leider auch schon sehr unangenehme Zeitgenossen kennengelernt, die sich dennoch Christen nannten). Beide Dinge sind für mich eine Lebenseinstellung.

Können wir nicht immer diese Lebendigkeit, diese Freude am Leben so greifbar spüren? So lassen sich selbst Probleme besser bewältigen. Und gerade für alleinlebende, oft einsame Menschen wäre der Gemeinschaftssinn so wichtig. Wie leicht wäre es mal zum Nachbarn zu gehen und zu fragen: Wie gehts, brauchen Sie etwas? Oder ihn spontan zu einer Tasse Kaffee einzuladen.

Ich selbst genieße es, wenn ich durch die Straßen gehe, hier ein Schwätzchen halte und dorthin grüße. Wenn sich spontan die Gelegenheit zu einem Schlückchen Wein bietet oder plötzlich unangekündigt nette Menschen vor der Tür stehen. Auch wenn ich die Zeit habe, ein paar Mußeminütchen mit einem Abendspaziergang bei Sonnenuntergang zu verbringen, freue ich mich wie eine Schneekönigin. Lebensfreude und Gemeinschaftssinn sind für mich das Lebenselexier.

Wenn viele der jungen Kirchentagsbesucher vor allem eines vermitteln wollten, nämlich: Kirche macht Spaß, kann ich nur hinzufügen: Leben macht Spaß!