Müggelheimer Bote
9. Jahrgang, Ausgabe 6/2003
Juni 2003
Müggelheimer Bote

Inhalt
Lösungen für den Jugendclub gesucht
Erschütternd: Babymord in Müggelheim
Angerfest war voller Erfolg!
Machen Sie Ihre Einwendungen gegen den Flughafen Schönefeld
Neuer Fährmann auf der Müggelspree
Dorint-Hotel voll in der Hand von DaimlerChrysler
Sportlergrößen in Müggelheim V
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Hilfe für unsere Singvögel

Jetzt im Frühling singen die Vögel schon in der frühesten Morgendämmerung. Sie markieren mit Gesang ihr Revier. Wer im Winter regelmäßig die Vögel gefüttert hatte, freut sich, wenn einige auch die Nistkästen angenommen haben. Wir beobachten wie Vogelpärchen ihre Wahl treffen, eifrig Nistmaterial eintragen und ein warmes Nest bauen, in dieses legt das Vogelweibchen die Eier und brütet sie aus. Andere Singvögel bauen ein Nest in dichten Zweigen, in Büschen oder hoch in den Bäumen. Materialien wie kleine Zweige, Gräser, Moos und Fäden werden verwoben, zu Napf- oder Kugelform. Die Mulde wird weich gepolstert. Meistens sind sie so versteckt, dass wir sie erst entdecken, wenn die Jungen laut um Futter betteln.

Die Singvögel zu beobachten gehört zu unseren Gartenerlebnissen. Wenn wir aber bemerken, dass die Altvögel den Nistkasten plötzlich nicht mehr anfliegen, ist es ratsam ihn zu kontrollieren. Vorsichtig den Kasten öffnen und hinein schauen. Meistens bestätigt sich der Verdacht, die jungen Vögelchen sind tot. Oft erkennt man auch die Ursache. Möglich sind: Vogelmilben oder Vogelflöhe. Es ist besonders traurig, wenn verseuchte Raupen oder andere Insekten, welche mit Pflanzenschutzmittel gespritzt wurden, zum Tot der Jungvögel führten. Ameisen, auch Wespen, nehmen die Brutkästen gerne in Anspruch, die Altvögel unterlassen dann das Füttern. Wenn es kein stabiler Stein/Holz Vogelbrutkasten war, sondern ein alter Holzkasten, dann kann der Marder den Kasten geöffnet haben, auch der Specht, oder sogar der Waschbär.

Nach derartigen Erkenntnissen bleibt nur, so schnell und so gründlich wie möglich den Kasten zu säubern. Keine giftigen Mittel dazu verwenden. Ratsam ist, die Kästen mit kochendem Wasser auszubrühen. Geöffnet trocknen lassen. Hängt alles wieder an einem geeigneten Platz, wird es nicht lange dauern und ein neues Vogelpärchen wird seinen Nachwuchs hier aufziehen.

Ein anderes Problem sind die Nesträuber. Jedes Tier kämpft um das Leben. Man hat aber den Eindruck, dass die unter Schutzstellung der Rabenvögel zur übermäßigen Vermehrung geführt hat. Besonders Elstern, Krähen und Eichelhäher haben sich darauf spezialisiert, Eier oder Jungvögel aus den Nestern zu rauben. Hier müsste vom Gesetz etwas geändert werden. Manchmal findet man Eier oder tote Jungvögel. Diese sind sicher beim Räubern des Nestes verloren gegangen.

Eine andere Ursache hat das anscheinend hilflose Herumsitzen eines Jungvogels. Wichtig ist zu wissen: Nicht alle Jungvögel, die verlassen erscheinen, sind verlassen! Hier gilt gehörigen Abstand halten und beobachten. Besonders Kinder glauben, die Jungvögelchen sind aus dem Nest gefallen. Verschüchtert sitzen die Kleinen, mit gelbem Schnabelwulst, kurzem Federschwänzchen und noch einigen Daunen zwischen den Federn am Boden oder klammern sich an ein Ästchen. Sie hopsen und flattern, tschiepen aber immer wieder den arttypischen Signalruf. Die Altvögel sind in ständigem Rufkontakt mit den Kleinen. Sie werden gefüttert und zum Fliegen angeregt. Dieser Kontakt wäre gefährdet, wenn man zu dicht dabei stehen würde.

Eine andere Situation entsteht, wenn ein oder beide Altvögel verunglückt, oder einer Katze zum Opfer gefallen sind. Dann sind die Jungvögel auf unsere Hilfe angewiesen. Ich habe einmal in ähnlicher Situation, als die Amselmutter überfahren wurde, den Amselvater bei der Jungenaufzucht unterstützt. Auf einer Unterlage, welche ich auf den Weg in der Nähe des Nestbusches stellte, habe ich kleine Regenwürmer und Raupen gelegt. Diese hat er bemerkt und konnte so ohne lange suchen zu müssen, die Jungen füttern. Kleine Vogelwaisen aufzuziehen ist eine sehr aufwendige Arbeit. Man muß wissen wie die hilflosen Vögelchen ernährt werden und vor allem mit welcher Art von Futter. Wichtig ist also festzustellen, zu welcher Gruppe von Kostgängern die Vogelkinder gehören ( Körner oder Insektenfresser). Das erkennen wir an der Schnabelform. Körnerfresser haben einen kräftigen, klobigen Schnabel, während Insektenfresser einen schlanken, spitzen Schnabel haben.

Da Körnerfresser aber mit Larven und Insekten aufgezogen werden, brauchen sie diese auch, wobei man eine spezielle Futtermischung im Zoofachgeschäft kaufen kann. Außerdem sollten dann gleich noch spezielle Mineral- und Vitaminpräparate erworben werden, welche dann der Insekten-Magerquarkmischung zugesetzt werden. Für kleine Insektenfresser besteht das Futter vollständig aus Insekten mit etwas Magerquark. Zusätzlich müssen sie mit frisch geschlüpften, lebenden Mehlwürmern, Fliegenmaden oder kleinen Grillen verköstigt werden (Zoofachhandel). Etwas Wasser brauchen die kleinen Vögelchen natürlich auch. Das Aufpäppeln verlangt viel Aufmerksamkeit, denn junge Vögel brauchen alle halbe Stunde Nahrung. Später, wenn sie größer sind, genügt eine stündliche Fütterung. Sind sie größer geworden, können kleine Regenwürmer und Ameiseneier aus dem Garten gefüttert werden.

Solange die Jungvögel noch nicht selbstständig Futter aufnehmen, ist eine Pinzette sehr hilfreich. Die kleinen Vogelwaisen werden am Besten in einem großen Karton untergebracht. Dieser muss so beschaffen sein, dass sich die Vögel zwar bewegen, aber alleine nicht heraus können. Als Unterlage dient saugfähiges Kleintierstreu. So wird das Gefieder nicht mit Kot beschmiert. Wenn die kleinen Piepmätze kaum befiedert sind kühlen sie sehr leicht aus. Da hilft nur eine Rotlichtlampe zum öfteren Aufwärmen. Jedoch Vorsicht, wenn sie zu nahe an die Vögel heran gebracht wird, besteht die Gefahr, dass ihnen zu heiß wird und sie verbrennen.

Viel Tierliebe und Engagement sind Voraussetzung, aber dafür hat jeder der diese schwierige Aufgabe übernommen hat, ganz einmalige Erlebnisse und viel Freude. MS