Erschütternd: Babymord in Müggelheim
Haftbefehl gegen 23-Jährige erlassen
Sie hatte bereits vier Kinder geboren. Am 10. Mai brachte sie ihr fünftes Kind, ein Mädchen zur Welt. Und damit nahm die Tragödie ihren Lauf. Jule N. tötete ihre nur wenige Augenblicke alte Tochter auf dem Wochenendgrundstück an der Odernheimer Straße. Ein Drama, wie es Müggelheim bisher nicht kannte. Die 23-Jährige fühlte sich, nach eigenen Aussagen, mit der Geburt überfordert. Sie tötete das Mädchen und versteckte es hinter der Badewannenverkleidung des Wochenendhäuschens, das den Adoptiveltern ihres Freundes gehört.
Aufgrund ihrer korpulenten Figur hat möglicherweise niemand bemerkt, dass die junge Frau schwanger war. Selbst ihr Freund Stefan, den sie seit drei Jahren kannte, wusste nichts davon, dass er Vater werden sollte. Der 30-Jährige soll, nach Ermittlungen der Polizei, nichts mit dem Tod des Babys zu tun haben, wurde noch am selben Tag wieder auf freien Fuß gesetzt.
Aufgeflogen ist das Verbrechen, als seine Adoptiveltern vier Tage nach der Tat aus ihrem Urlaub zurückkamen und erstmals wieder ihr Sommerdomizil betraten. Es schlug ihnen bereits starker Verwesungsgeruch entgegen. Sie gingen der Spur nach und stießen auf den toten Säugling. Die Obduktion bestätigte später, dass Jule N. ihr Kind erdrosselt habe. Inzwischen wurde gegen die 23-Jährige aus Weißensee Haftbefehl wegen Totschlags gestellt. Von ihren bisherigen vier Kindern ist eines gestorben, drei leben bei Pflegeeltern. Angeblich soll die Leiche des ersten toten Kindes nun auch obduziert werden.
Eine Nachbarin erzählt, dass ihre Nichte noch am Sonnabend gefragt habe, ob Jule N. ein Kind bekäme - sie habe es abgestritten. Alle Nachbarn sind erschüttert über die Tat. Vor allem fühlen sie mit dem älteren Ehepaar, das bereits seit Jahrzehnten die Sommermonate auf ihrem Eckgrundstück an der Odernheimer Straße verbringt. Hohe Kiefern, alte Birken und alte Wacholder stehen im Garten. Eine hohe Hecke schützt vor neugierigen Blicken. Doch der Ort der Erholung, der Sommerfrische, ist jetzt getrübt. Noch lange wird die Tragödie, die sich in dem Haus abspielte ihre Nachwirkungen haben. sip
Babyklappe: Die Welt schaut auf ein altes Problem
Seit jeher wurden Babys nach ihrer Geburt einfach ausgesetzt und von verzweifelten Müttern allein gelassen. Die Ursachen dafür sind vielleicht unergründlich. Ob nun psychische, physische oder soziale Probleme der Grund dafür waren bzw. sind, bleibt meist verborgen.
Dieses Problem musste gelöst werden. Eine alte Idee wurde neu aufgegriffen und in die Tat umgesetzt. Die Drehklappe, wie es sie schon im Mittelalter an den Klostermauern für Findelkinder gab, wurde modernisiert und kam in die heutige Zeit zurück.
So wurde am 12.September 2000 im Krankenhaus Waldfriede in Zehlendorf die erste Babyklappe Berlins eröffnet. Die Babyklappe findet man ca. 70m neben dem Haupteingang durch einen separaten und sichtgeschützten Weg. Frauen aus allen sozialen Schichten der Gesellschaft, meist im Alter von 15 bis 40 Jahren, können dort ihr neugeborenes Kind in die beheizte Babyklappe legen und es somit zunächst und es somit zunächst völlig anonym und straffrei in die Obhut des Krankenhauses geben. Meist junge Mädchen, die ihre Schwangerschaft verbergen, wenden sich an solche medizinischen Einrichtungen. Zudem bietet das karitative Projekt „ Babywiege Waldfriede“ ein Notruftelefon an. Dort können sich Frauen über die Babyklappe und über anonyme Geburten informieren. 98% der Frauen kommen oder rufen vorher an.
Es gilt auch, dass die Mutter vollkommen anonym und straffrei bleibt, Namen können genannt werden, müssen aber nicht.
Die Kinder, die abgegeben werden, werden auf bestimmte Einwirkungen von Gewalt sowie auf Aids und Hepatitis B untersucht. Gabriele Stangl, die Pastorin des Krankenhauses und gleichzeitig die Koordinatorin des Projekts, ist dabei die Bezugsperson für die Kinder in den ersten Tagen. Sie informiert die Adoptionsstelle, diese vermittelt das Kind an eine Pflegefamilie, die das Baby nach fünf Tagen aus dem Krankenhaus abholt. Das Kind darf allerdings erst nach acht Wochen zur Adoption freigegeben werden, in dieser Zeit hat die leibliche Mutter die Gelegenheit ihre Entscheidung zu überdenken und das Kind wieder zurückzuholen.
Im Großen und Ganzen ist die Babyklappe ein voller Erfolg, in vielen Teilen der Welt wurde man auf dieses Problem aufmerksam und folgte dieser Idee z.B. in San Francisco (USA).
Und doch hat die Babyklappe etwas von einem Mahnmal an sich. Sie sollte uns daran erinnern, dass jedes Kind ein Recht auf Leben, Wärme und Liebe hat und dass Kinder immer noch unsere Zukunft sind . . . Alexander Hembt
Klasse 9b, Isaac-Newton-Oberschule
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