6. Jahrgang, Ausgabe 12/99 | |
Dezember 1999 | Home | Archiv | Impressum |
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Serie für den Natur- und Gartenfreund Geschichten aus dem Müggelwald © 1999 Müggelheimer Bote Zuletzt aktualisiert am 05.12.1999 |
Zeit für ZeitlosesDer "Jahrtausendwechsel" mal aus einer anderen PerspektiveDas Wort Zeit ist das meistgebrauchte Wort überhaupt - oft wohl in Kombinationen wie „keine Zeit”, „Zeit sparen” und ähnlichem - und da die Zeitrechnung und ihre Messung ja lange viel mit Astronomie zu tun hatte, taucht hier so ein Artikel auf. Doch gerade jetzt ist dieses Thema auch in aller Munde, weil in einem Jahr gar der Jahrtausendwechsel folgt!Doch was ist Zeit? Der römische Geistliche Augustinus von Hippo meinte: „Wenn ich nicht danach gefragt werde, weiß ich es. Soll ich es aber jemandem erklären, weiß ich es nicht.” Da ich mir nun nicht anmaße, schlauer als Augustinus zu sein, halte ich es mit dem Musical „Space Dream”, wo es hieß: „Look to the stars!” Ich ließ also wieder meine „kosmo-sensitiven Kräfte” walten (auch Astrologen haben leider zum Jahreswechsel Hochkonjunktur), um einen Stern zu finden, der statt meiner schreibt. Diesmal gibt sich daher Algol ein Stelldichein im Müggelheimer Boten. Der linke Fußstern des an den Himmel versetzten griechischen Helden Perseus, also Beta Persei erhielt seinen arabischen Namen, der Teufel bedeutet, weil er sich zeitlich verändert. Er ist auch der Namensgeber für eine ganze Gruppe von Veränderlichen, der Algol-Sterne, deren Helligkeiten im zeitlichen Verlauf genauso schwanken. Algol: Ihr Narren von Menschen, verliert eure meiste Zeit damit, dass ihr Zeit gewinnen wollt. Aber was tut ihr dann mit der „gewonnen Zeit”? Kann man Zeit überhaupt gewinnen? Ist nicht ohnehin die Vorstellung merkwürdig, dass man eure Zeit später die gute alte Zeit nennen wird, obgleich es, wie mir scheint, zu euren alltäglichen Täuschungen gehört, die Vergangenheit und Zukunft viel schöner und besser zu finden als die Gegenwart? Also die klassische, weil alltägliche Anschauung teilt die Zeit in Vergangenheit (das ist alles, von dem wir wissen, dass es schon geschah, also alles Dokumentierte) und die Zukunft (das ist alles noch nicht Geschehene, also das noch nicht Dokumentierte). Beides wird durch die Gegenwart getrennt. Klingt logisch, oder? Viele Worte um wenig? Wozu also weiter diskutieren? Nun ja, schließlich gibt es da noch einige unter euch, die behaupten anderes. Ich meine jetzt nicht die Behauptung, Zeit sei Geld. Hier muss ich euch widersprechen, obgleich ich zugeben möchte, dass einigen von euch das Geld die Zeit nimmt und den Übrigen die Zeit das Geld. Aber wie gesagt, das meine ich nicht. Das Problem liegt in der Aussage mit der Dokumentation, denn diese kann schnellstens mit Lichtgeschwindigkeit erfolgen. Doch wenn jetzt im Andromeda-Nebel eine Supernova ausbricht, seht ihr die noch nicht, da das Licht etwa 2,2 Millionen Jahre braucht, um von dort bis zu euch zu laufen. Der Stern lebt also schon nicht mehr, aber ihr seht ihn noch (keine Dokumentation seines Todes). Das nennt ihr dann relative Vergangenheit. Analog gibt es auch eine relative Zukunft, und damit begeben wir uns schon auf sehr brenzliche Territorien, nämlich der Relativitätstheorie. Hier ist dann nicht nur die Zeit, sondern auch der Raum relativ, die Physik spielt verrückt und überhaupt wird es dann ziemlich paradox. Aber zurück zur Zeitrechnung. Ich hoffe, ich brauche niemandem zu erklären, dass der Tag einer Erdrotation entspricht und das Jahr einem Umlauf eures Planeten um euren Heimatstern Sonne. Auch dass der Monat auf der Umlaufzeit eures Mondes beruht, dürfte bekannt sein. Aber wie zählt ihr eigentlich die Jahre? Es muss bei allgemeiner Jahreszählung ein Nullpunkt festgelegt werden. Nun wählten die Chinesen beispielsweise eine besonders seltene Konstellation der Planeten, bei der alle Planeten sehr dicht beieinander standen. Das ist absolut nachrechenbar und vollkommen unpolitisch. Ihr jedoch erzählt etwas von vor oder nach Christi Geburt. Tja - Christi Geburt feiert ihr Ulkbolde am Ende des Jahres, nämlich zur Zeit der größten Dunkelheit bei euch (Wintersonnenwende). Grund hierfür ist eine Art postantiker Werbefeldzug für das Christentum. Denn eigentlich ist euer Jesus Anfang Januar geboren, wodurch die frühen Christen im Heidentum einen starken Konkurrenten hatten. Dort saßen ja in der beängstigenden längsten Nacht des Jahres die Leute beisammen und feierten! So gab es also viele, die wieder zurück übertraten und sich vom Christentum abwandten. Folglich legten die Christen ihr Fest auf das gleiche Datum, um den Heiden Paroli bieten zu können - und es funktionierte. Aber abgesehen davon, dass das ganze Weihnachtsfest „Schummelei” ist, stimmt auch das mit der Jahreszählung nicht, weil der Mönch, der erst viel später auf das Datum von Jesu Christi Geburt zurückgerechnet hat, sich dabei auch noch verrechnete, so dass Christus eigentlich schon etwa sieben Jahre „vor Christus” geboren ist. (Auch die Vorstellungskraft eines Sterns ist beschränkt, also interpretiere bitte jeder selbst diese Aussage!) Übrigens: Mit der Geburt Jesu beginnt das Jahr Eins, da die Null in Europa damals noch nicht erfunden war. Ein Jahr Null gibt es nicht. Diese kleine unmathematische Angelegenheit hat für euch momentan weitreichende Konsequenzen! Folglich ist nämlich ein Jahr am Ende des Jahres Eins vergangen. Ein Jahrzehnt ist mithin am Ende des Jahres zehn um, und das Ende des zweiten Jahrtausends fällt mit dem des Jahres 2000 zusammen. Also ist das Jahr 2000 das letzte in diesem Millennium (und nicht das Jahr 1999), während das neue am 1. Januar 2001 beginnt. Ich kann euch also abschließend getrost ein frohes neues Erdenjahr wünschen. Da ihr als Leser des Müggelheimer Boten nun wie schon so oft klüger seid als alle anderen, könnt ihr nun zweimal die ganz große Party feiern: Nämlich zuerst beim Jahreswechsel 1999/2000, wenn alle feiern und ein zweites Mal zum wirklichen Anbruch des neuen Jahrtausends. Mir bleibt nur noch den Artikel zu schließen. Ich wünsche meinen Lesern ein geruhsames Weihnachtsfest sowie ein gesundes und erfolgreiches letztes Jahr des zweiten Jahrtausends. „Algol” und Susanne Hoffmann |