Müggelheimer Bote
6. Jahrgang, Ausgabe 12/99  
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Inhalt

Naturschutz contra Sport: Ärger um Sportplatzsanierung

Schönefeld - der Countdown läuft

Elko plus ist jetzt größter Arbeitgeber in Müggelheim

Wenn am Weihnachtsbaume nicht nur die Lichter brennen...

Dorfkern im Umbruch

Biotope, Wasser und Konsorten: Bericht der 5. Naturschutzkonferenz

Der Weihnachtsmann kam mit dem Landauer

Fröhliche Weihnachten!

Lichter leuchten in die Herzen - Gedanken zur Weihnacht

Einfach mal zusammen weinen...

Zeit für Zeitloses

Von der Partnergemeinde zur Nachbargemeinde

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© 1999 Müggelheimer Bote

Zuletzt aktualisiert am 05.12.1999

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Einfach mal zusammen weinen ...

Projekt "Mobil im Kiez" betreut ehrenamtlich Alte und Kranke

Vorlesen, Spazierengehen oder einfach nur zusammen reden. Bei älteren und hilfsbedürftigen Menschen werden häufig schon die einfachsten menschlichen Bedürfnisse aufgrund mangelnder Kontakte nicht gestillt. Deshalb gründete sich 1993 das Projekt „Jung hilft Alt - Mobil im Kiez” an der Friedrichshagener Straße 37. Inzwischen arbeiten 25 Mitarbeiter, größtenteils ehrenamtlich, an der Betreuung dieser Menschen. Auch Müggelheimer gehören zu den Betreuten - aber auch zu den Betreuern.
„Das Projekt gehört zum Verein Jugendwerk Aufbau Ost. In den ersten Jahren wurden wir als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme gefördert. Es waren vor allem arbeitslose junge Menschen zwischen 18 und 27 Jahren, die bei uns wieder Tritt fassen sollten”, erinnert sich Projektleiterin Doris Pörschke. Und Tritt fassen war nötig. Denn die meisten der jungen ABM-Kräfte entkamen mit der neuen Stelle einem Fiasko. Sie waren obdachlos oder auf Trebe, hatten keinen Schulabschluss oder einen Beruf, der in der heutigen Zeit nicht mehr gefragt ist - und einen Haufen Schulden.
Ein Teil des großen Teams: Heidemarie Otto, die Müggelheimerin Anna Bree, Projektleiterin Doris Pörschke und Pauline Gensler (v. li.) Foto: Jacobius
„Wir haben die jungen Leute angeleitet und ihrem Leben wieder einen Sinn gegeben. Nebenbei machten wir noch Berufs- und Schuldnerberatung und gaben generelle Tipps fürs Leben”, berichtet Doris Pörschke. Sie freut sich, dass bisher alle ihre „Sorgenkinder” wieder eine neue Chance im Leben bekommen haben. Im Laufe der Jahre kamen dann auch ältere Mitarbeiter hinzu.
Doch am 30. April diesen Jahres passierte es: Das Projekt kam in keinen Fördertopf mehr hinein. Es stellte sich die Frage aufzuhören oder ehrenamtlich weiterzumachen. „Wir entschieden uns für die ehrenamtliche Weiterarbeit”, sagt die Leiterin. Mit ihren Leuten betreut sie inzwischen 200 Köpenicker und Treptower - vor allem sozial Schwache, die sich keine professionelle Hilfe leisten können.
„Wir wollen, dass die Hilfsbedürftigen so lange wie möglich in ihrer eigenen Wohnung leben können”, sagt Doris Pörschke. Sie gehen mit den Menschen spazieren, spielen mit ihnen, hören gemeinsam Musik, begleiten sie zu Behörden und Ärzten, gehen gemeinsam einkaufen und auch mal mit dem Hund Gassi.
Wichtig sei, dass die Menschen mal wieder aus ihren vier Wänden herauskämen, etwas anderes sehen und erleben.
Zunehmend macht der Verein Besuchsdienste in Seniorenheimen, organisiert auch einmal in der Woche einen Großeinkauf nach Einkaufswunschliste der Heimbewohner.
Die älteste Betreute ist bereits 102 Jahre alt. Sehr viele sind über 90 Jahre, die jüngste erst 31, braucht aber aufgrund einer Chemotherapie Hilfe für sich und ihren kleinen Sohn.
„Es ist schon bewundernswert, was die Leute auf die Beine stellen. Deshalb habe ich auch allen Stadträten empfohlen, das Projekt mit Spenden zu unterstützen”, sagt die Behindertenbeauftragte Gabriele Rühling. Geburtstagsblumensträuße, Bürobedarf und viermal im Jahr ein gemeinsames Fest mit den Betreuten werden ausschließlich aus Spenden finanziert - und mit viel Eigenleistung.
Eine Verlosung des Edeka-Supermarktes an der Wendenschloßstraße erbrachte für die Projektgruppe 3000 Mark. Geld, das sie gut gebrauchen kann - schließlich naht Weihnachten.Aber auch kleine Geburtstagssträußchen gibt es für die Betreuten.
Bei den Mitarbeitern bedankt sich Frau Pörschke mit einem gemeinsamen Frühstück oder einem Ausflug wie jetzt nach Dresden. Ab und zu ist mal Geld für einen Fahrschein oder eine neue Telefonkarte drin. Der Zusammenhalt unter den Mitarbeitern sei sehr gut und auch sehr wichtig, vor allem wenn einer der lang Betreuten stirbt. Projektleiterin Doris Pörschke: „Dann nehmen wir uns einfach in den Arm und weinen zusammen zum Trost.” sip

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