Kulturwochenende war ein Riesenerfolg
Müggelheims Künstler zeigten was sie drauf haben
– unter großem Beifall
von Simone Jacobius
Drei Tage lang brannte im Restaurant Neu-Helgoland die Luft. Das 3. Müggelheimer Kulturwochenende vom 7. bis 9. Januar sorgte wieder für wahre Begeisterungsstürme bei den Zuschauern. Kultur von Müggelheimern für Müggelheimer war das Motto. Das Moderatoren-Trio aus Wirtin Dagmar Tabbert, Peter Augustinski und Peter Belitz eröffnete jeden Abend mit einer witzigen Einlage – aus Klaus und Klaus (ein Versprecher aus dem 1. Kulturwochenende) wurden nun Schneeweißchen und Rosenrot, Hase und Igel und Flasche und Glas, die nicht ohne einander können. Die Synonyme waren sinnbildlich. Schließlich hatte Peter Augustinski einst die Idee in einer schlaflosen Nacht geboren und zog Peter Belitz dann als Veranstalter mit an Bord.
Neu entdeckt: Anne Müller als Sängerin
Nun fand das Event also zum dritten Mal statt. Viele Künstler waren schon bekannt und zogen mit einem neuen Programm auf, andere wiederum waren komplett neu. Lautstark ging es schon vor der offiziellen Eröffnung mit einem alten Bekannten los: Der Schalmeienexpress zog laut schmetternd in den Saal ein.
Ein komplett neuer Ohrenschmaus kam von Anne Müller. Die 28-jährige Müggelheimerin, schon bekannt durch ihre spitze Feder beim Zeichnen und Schreiben, versuchte sich diesmal als Sängerin. Unterstützung bekam sie dabei von Mitgliedern der Generationsband und Lisa Belitz. Die Premiere war gelungen. Bisher eher auf klassischen Gesang im Chor prädestiniert, zeigte sie, dass noch mehr in ihr steckt. Weiter so! Die Generationsband, eine alte Bekannte, aber immer wieder gerne gehört. Die Mitglieder perfektionieren ihr Programm immer mehr.
Dan Mitrea, ehemaliger Tänzer im Friedrichstadtpalst, plauderte ein bisschen aus seinem Leben, während sich seine Damen immer wieder in neue Kostüme warfen. Sie zeigten Modernes in Jazzdance-Manier, genauso wie den rassigen Cancan oder auch die klassische Line, wie im Friedrichstadtpalst – noch nicht ganz so exakt.
Für ein völlig neues Musikerlebnis sorgte die noch junge Gruppe Blow Beat um Geburtstagskind Andreas Genzler herum. Neben den Klassikern E-Gitarre, Bass und Schlagzeug, war ein Didgeridoo mit von der Partie. Ungewohnte Klänge, die aber durch und durch gingen – und das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinrissen. Eine wirkliche Innovation made in Müggelheim.
Mit den Gitarristen Jane und Mike wurde es dann wieder besinnlicher zum Schluss. Sie trugen vertonte Texte der Müggelheimer Lyrikerin Claire Din vor.
Der Samstag stand ganz im Zeichen der Tanzlustigen. "Team 70" zum Ende des Abends galt als Garant dafür, das Tanzbein schwingen zu können. Auch wenn Bandleader Roland Krebs nicht ganz in Form schien, war die Tanzfläche doch vom ersten Takt an dicht bevölkert. Den Auftakt vor ausverkauftem Saal bildete jedoch die Band Crat, eine Jugendband um Willy Zwingenberger herum. Da gerade zwei der fünf Bandmitglieder verhindert waren durch Auslandsjahr und Klassenreise, musste kurzerhand der Opa als Überraschungsgast mit einspringen. Da Christian Zwingenberger das Zusammenspiel mit seinem Enkel jedoch schon aus der Generationsband beherrscht, war auch das kein großes Problem. Die Liedermacher Baeyer & Baeyer hatten kurzerhand beschlossen, gemeinsam mit der Melt-Band aufzutreten. Ein Zusammenspiel, das nicht ganz reibungslos funktionierte. Und leider kam das Potenzial, dass die beiden Brüder haben, dadurch nicht voll zur Geltung. Auch Steffi Palm, die Sängerin der Melt-Band schien, nach ihrem bravourösen Auftritt vor drei Jahren, nicht ganz in Form zu sein.
Ein Beispiel für die bildenden Künste: Wunderschöne Holzarbeiten.
Der Sonntag war als Familientag deklariert. Jung und Alt mischten sich munter beim Mittagessen. Es war der Tag, für den auch die Stargäste Uta Schorn und Günther Fischer angekündigt waren. Doch den Auftakt bildeten die Guitar people – ein Gitarren-Ensemble um den Musikschullehrer Christian Merz. Weil auch hier krankheitsbedingt nur eine Notbesetzung erschien, musste erneut Lisa Belitz einspringen, die aber alle Stücke auch bravourös meisterte. Faszinierend waren die Darbietungen der Ballettschule Bätz. Während die Kleinsten in ihren weißen Tütüs munter über die Tanzfläche hopsten, hatten die beiden größeren mit den Tücken der Technik zu kämpfen. Die CD wollte nicht abspielen. Aber Ballettlehrerin Brigitte Bätz managte das unter großem Beifall auf ihre Art. Sie "sang" das Stück selber, gespickt mit entsprechenden Anweisungen an die beiden Mädchen: "Eins, zwei, drei und dreh Jeanette". Tosender Beifall für die unerwartete "Problembehebung".
Ingrid Zweiniger, allen bekannt als die "Märchentante" vom Müggelheimer Boten, kam als "Märchenhexe" verkleidet. Gleich drei Geschichten las sie dem Publikum vor – teilweise unter herzhaftem Gelächter.
Die Jüngsten aus dem Ballettstudio Brigitte
Bätz, im Hintergrund die Hip-Hop-Gruppe
des Studios.
Krankheitsbedingt konnte auch die Musikschule Zauberklang nicht das ursprünglich vorgesehene Programm leisten. Denn eigentlich sollten auch hier ungewohnte Instrumente wie Didgerido oder Monochord, ein 21-saitiges Instrument, zum Einsatz kommen. So spielte Lars Druzba alleine auf seiner Akustikgitarre und präsentierte ein Potpourie durch die Musikgeschichte – von Karl dem Großen bis zu Pink Floyd. Alles ohne Noten, mit Bildern über den Beamer an die Leinwand geworfen. Im Anschluss kam ein musikalischer Spaziergang durch Spanien mit wunderschönen Landschaftsbildern und zum Abschluss meditative Klänge zum Sternenhimmel. Während der Darbietungen herrschte absolute Stille, zum Ende tosender Beifall. Lars Druzba, ein Name, den man sich merken sollte.
Hans Zinnow las Kunstgeschichtliches aus seinem Buch zur Moschee in Andalusien. Wilfried Smialek hatte beim 1. Kulturwochenende 2006 zum ersten Mal Reden von sich gemacht. Von Schlager bis zu Operette singt er alles nach. Auch die verschiedenen Sprachen bereiten ihm keine Probleme – nur das Lampenfieber im Vorfeld.
Unsere Märchenhexe: Ingrid Zweiniger
Das Salonorchester Spandau mit dem Müggelheimer Burghardt Goethe sprengte fast die Bühnen-Kapazität, so viele Mitstreiter waren es. Sie spielten die wundervollste Kaffeehausmusik, so dass man förmlich prächtig gewandete und behütete Paare über die Tanzfläche gleiten sah – leider nur imaginär. Großen Beifall gab es für die Sängerin, die nicht nur optisch bei den Herren die Hormone in Wallung brachte, sondern auch stimmlich die unterschiedlichsten Operettenstücke darbrachte. Eine Stunde Hochgenuss.
Eine Liebesbeziehung: Günther Fischer
und sein Saxophon
Dann war es so weit und Stargast Günther Fischer kam als Solist – nur er und sein Saxophon. Vollkommen natürlich plauderte und scherzte er, warf dem Techniker unter großem Gelächter Zahlen an den Kopf und faszinierte dann alle mit den Klängen seines Saxophons. Er spielte das Beste seiner selbst komponierten Stücke, begleitet von einer CD (deswegen die Zahlen für Lied Nummer sowieso). Ein wirkliches Highlight.
Die Gruppe "Drei plus Eins", erneut um Christian Zwingenberger herum, brachte auf hervorragende Weise Lyrik und Musik in Einklang. Robert Voss rezitierte kurze, witzige oder auch nachdenkliche Texte, dann wieder ein passendes Musikstück. Bei kurzen Hängern, wie den "3 Bärenn" von Heinz Ehrhardt, sprang dann eine berühmte "Soufleuse" ein – die Schauspielerin Uta Schorn. "Mir hat auch schon mal ein Zuschauer geholfen, als ich einen totalen Blackout hatte", erklärt sie.
Lars Druzba von "Zauberklang" begeisterte
mit seiner Gitarre
Auf charmante Art und Weise bildete sie gemeinsam mit Günther Fischer den Schlussakt des Kulturwochenendes. Spontan hatten sich die beiden zusammen getan. Nach einem charmanten Wortgeplänkel zwischen ihnen, las Uta Schorn die witzige Geschichte "Der Hund wird erschossen" von Elke Heidenreich. In den Vorlesepausen improvisierte Günther Fischer rasch auf dem Saxophon – so erkennt man wahre Künstler.Ein gelungener Abschluss eines durch und durch sehr schönen Kulturwochenendes. Die Veranstalter haben bereits versprochen, dass es in drei Jahren eine Neuauflage geben wird. Genügend Zeit für Müggelheims Kreative, neue Bilder zu malen, zu töpfern oder zu drexeln. Vielleicht gründet sich ja auch die eine oder andere neue Band. Auf jeden Fall sollte sich niemand dieses Ereignis entgehen lassen.
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